Kunden der Hayunga-Märkte spendeten bereits Getränkebons im Wert von 12.000 Euro für das Hozpiz in Volksdorf

Norderstedt. „Jürgen Trittin hat uns ja diese sehr teuren Automaten eingebrockt“, sagt Jan Hayunga, Inhaber von drei Edeka-Märkten in Norderstedt. Zwei Rückgabe-Automaten für Leergut warten hinter ihm im Markt an der Kohfurth auf Nachschub. Seit der grüne Umweltminister Trittin das Dosenpfand 2002 durchsetzte, müssen die Händler schauen, wie sie die Rückgabe der leeren Flaschen regeln.

Doch aus dem Sammeln von Flaschen und Dosen ist längst mehr geworden als bloßer Umwelt- und Ressourcenschutz. Jeder Kunde, der sein Leergut in den Automaten schiebt, wird dabei auch mit sozialen und karitativen Gedanken konfrontiert. Im Fall der Flaschenabgabe bei Hayunga zum Beispiel mit der Frage, wie das würdevolle Sterben in der Region finanziert werden kann.

Denn gleich neben dem Ausgabefach für den Pfand-Bon, der später an der Supermarktkasse ausgezahlt werden kann, hängt ein kleines Plexiglashäuschen an der Wand. Diakonie-Hospiz Volksdorf steht auf der Seite drauf. Und im Dach hat es einen Schlitz, damit die Leute den Pfand-Bon einschieben können. „Im November 2014 haben sie 189,06 Euro gespendet!“, steht es groß geschrieben in einem offenen Brief an der Wand. Pastor Andreas Hausberg, der Geschäftsführer des Diakonie-Hospizes in Volksdorf hat ihn dort aufgehängt.

Die Hayungas haben die Häuschen in den drei Märkten an der Kohfurth, dem Rugenbarg und an der Quickborner Straße seit drei Jahren hängen. Und seither haben sie jeden Monat zwischen 300 und 400 Bons aus ihnen herausgezogen. „Der kleinste Betrag lag bei 8Cent, der dickste Bon hatte 15 Euro“, sagt Hayunga. Zusammen ergaben die vielen Tausend milden Gaben nun die stattliche Summe von 12.000 Euro. Jan Hayunga: „Wir haben den Betrag noch etwas aufgerundet. Und wir bedanken uns bei unseren vielen Kunden für die Spendenfreude!“

Dass Hayunga das Geld dem Volksdorfer Hospiz zukommen lässt, war eine Anregung von Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Norderstedt scheiterte aus Gründen der Wirtschaftlichkeit an der Einrichtung eines eigenen Hospizes in der Stadt, beteiligte sich aber stattdessen am 2008 eröffneten Diakonie-Hospiz in Volksdorf. Derzeit bezahlt die Stadt mit 9500 Euro jährlich einen Teil der Betriebskosten und der Kosten für Fortbildungsangebote für die Ehrenamtlichen der Einrichtung. „Wir wollen den Menschen die Möglichkeit bieten, ihre letzten Stunden nicht in einem Krankenhauszimmer zu verbringen, sondern in der persönlichen Atmosphäre des Hospizes“, sagt Grote.

„Wir müssen im Jahr etwa 220.000 Euro an Spenden erwirtschaften, um den Betrieb des Hospizes gewährleisten zu können“, sagt Pastor Hausberg. Das Pfand-Raising ergänzt dabei das Fund-Raising. „Wir sind sehr dankbar für diese Pfand-Bons. Wir erleben es auch, dass die Leute über die Aktion auf das Hospiz aufmerksam werden und uns darüber hinaus Spenden zukommen lassen.“

14 Betten für Sterbende und zwei für Angehörige bietet das Hospiz am Wiesenkamp 24 in Hamburg-Volksdorf. Um die 200 Gäste, wie Hausberg seine Bewohner nennt, würden jährlich ihre letzten Tage in der Geborgenheit einer persönlichen und sogar an vielen Tagen fröhlichen Umgebung erleben. „Die Leute sagen immer, sie fühlten sich wie in einem Fünf-Sterne-Hotel, weil ihnen jeder Wunsch erfüllt werde“, sagt Hausberg.

Die Verweildauer im Hospiz sei sehr unterschiedlich. „Oft kommen die Leute erst spät aus den Krankenhäusern. Manche verbringen nur noch Stunden in unserem Hospiz. Was für alle Beteiligten sehr stressig werden kann.“ Doch in der Regel liege ein Aufenthalt im Haus zwischen sechs Wochen und drei Monaten. Hausberg: „Zehn Monate war die längste Zeit, die ein Gast bei uns verbracht hat.“ In den vergangenen Jahren waren immer etwa zehn bis zwölf Norderstedter unter den Gästen. „Bei uns gibt es keine Aufbahrung der Verstorbenen. Die Gäste bleiben in ihrem Zimmer, mit all ihren persönlichen Dingen und ihrer persönlichen Atmosphäre. Und die Angehörigen haben bei uns zwischen 24 und 36 Stunden Zeit, um sich in aller Ruhe zu verabschieden.“

Dass die aufwendige Flaschensammlerei mit der Pfand-Spende eine ideelle Bedeutung bekommt, war für Jan Hayunga Motivation genug, um etwa an der Kohfurth noch einen weiteren Automaten aufzustellen. „Wir engagieren uns mit den Spenden unserer Kunden gerne für ,unser’ Norderstedter Hospiz. Es bietet todkranken Menschen die Möglichkeit, ihren letzten Lebensabschnitt mit der besonderen menschlichen Zuwendung zu erleben.“