Das Pilotprojekt des Landes Schleswig-Holstein soll 2015 fortgesetzt werden

Norderstedt. „Das war ein Riesenerfolg“, sagt Elena Weber vom Verein Straßentiger Nord, nachdem der erste Probelauf des schleswig-holsteinischen Pilotprojekts gegen das Katzenelend ausgewertet wurde. Vom 15. Oktober bis 14. November erhielten Katzenhalter, Tierschützer und Tierheime einen Zuschuss, wenn sie Hauskatzen oder Fundtiere kastrieren ließen. In Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und den umliegenden Gemeinden wurden 250 Katzen kastriert, 180 davon waren frei laufende. Ein einziger Hof in der Region brachte allein 45 Katzen zum Kastrieren, sagte Weber.

„Weniger frei lebende Katzen reduzieren das Katzenelend in unserer Nachbarschaft“, sagte Claudia Keck von den Straßentigern. Frei lebende, ehemalige Hauskatzen oder ihre Jungen sind nur unzureichend auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet. Unterernährung, Parasitenbefall oder Krankheiten sind die Folge. Allein in Norderstedt gibt es nach Kecks Schätzung etwa 350 frei lebende Katzen, die Krankheiten auch auf Hauskatzen übertragen können. Dazu gehören die häufig tödlich verlaufende Panleukopenie, besser bekannt als Katzenseuche, oder die grundsätzlich tödlich verlaufende Leukose, die auch als Katzen-Leukämie bezeichnet wird.

Eine weibliche Katze und deren Jungen können in einem Jahr mehr als 30 Nachkommen zeugen. Deshalb fördert das Land Schleswig-Holstein gemeinsam mit den Kommunen, den Tierschutzverbänden und der Tierärztekammer in festgelegten Aktionszeiträumen mit Zuschüssen die Kastration und das Chippen von Fund- und Hauskatzen sowie von frei lebenden Tieren. Das Pilotprojekt zielt auf eine Bewusstseinsänderung: Eine weitgehende, flächendeckende Kastration verkleinert die Population frei lebender Katzen nachhaltig. Das Elend dieser Katzen nimmt ab, die Anzahl von Fundtieren geht zurück. Dieser Effekt kommt auch den Steuerzahlern zugute: Allein Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und Umgebung wenden in diesem Jahr 60.000 Euro für die Versorgung von Fundtieren in den Tierheimen auf.

Das Pilotprojekt gegen Katzenelend setzt auf Freiwilligkeit. Wenn es mit dem Projekt nicht gelingt, die Zahl der frei laufenden Katzen zu reduzieren, erlaubt das Land den Kommunen weitere Maßnahmen, verzichtet aber auf konkrete Vorgaben. Eine entsprechende Verordnung des Landes soll noch in dieser Woche veröffentlicht werden. Vom 15. Februar bis 31. März 2015 wird das Kastrieren von Katzen wieder finanziell unterstützt. Tierschützer halten diesen Zeitraum nicht für optimal. „Katzen können dann bereits trächtig sein und dürfen nicht mehr kastriert werden“, sagte Keck.