Der Kassenwart des Musikzuges der Feuerwehr Ellerau stand wegen Untreue vor dem Amtsgericht Norderstedt

Norderstedt. Jahrelang zupfte er den E-Bass im Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Ellerau. Volker B., 63, war ein unauffälliger Kamerad unter den Ellerauer Rettern. Allerdings mit einem beträchtlichen Kerbholz und jeder Menge krimineller Energie. Als Kassenwart der Musiker griff er über drei Jahre seit 2010 kontinuierlich in die Vereinskasse. Etwa 8000 Euro zweigte Volker B. ab – so ganz genau ist die Schadenssumme bis heute nicht bekannt. Einer Hornistin des Musikzuges ist es zu verdanken, dass der Betrug aufflog. Die gewissenhafte Kassenprüferin deckte Volker B.s Machenschaften auf. Und so trafen sich am Dienstag alle Beteiligten vor Richterin Dagmar Goraj im Amtsgericht Norderstedt wieder.

Voll geständig und reuig gab sich Volker B. auf dem harten Stuhl der Anklage. Er wirkte hager, krank und traurig. Alles habe damit angefangen, dass er herzkrank und nach einer Operation arbeitslos wurde. „Das ist dann alles irgendwie passiert. Das Geld ist bei mir versickert, und ich habe mit den Belegen geschlunzt.“ Er malte das Bild eines von finanziellen Zwängen Getriebenen, der sich nicht mehr anders zu helfen wusste, der anfangs noch versucht habe, das abgezweigte Geld zurückzuzahlen und daran kläglich scheiterte.

14 Griffe in die Vereinskasse sind aus dem Jahr 2012 aktenkundig. Volker B. strich mal die Einnahmen aus Kuchen- und Getränkeverkauf bei Konzerten ein, mal die Spenden für die Saxofon-Gruppe. Er bediente sich aus den Erlösen bei goldenen Hochzeiten, des CD-Verkaufs oder des Wurststandes des Vereins bei einer Feier am Rathaus. Außerdem ging er insgesamt siebenmal direkt an den Geldautomaten und hob Beträge zwischen 100 und 1200 Euro vom Konto des Vereins ab. Das ging so lange gut, bis die Hornistin Maria Capdepon als Kassenprüferin des Musikzuges kurz vor der Jahreshauptversammlung 2012 die Belege und den Kassenstand abgleichen wollte. „Beim ersten Blick fehlten schon mal 50 Euro. Die wollte Volker dann gleich bar selbst einbezahlen. Das war schon irgendwie komisch“, sagt die Kassenprüferin, die zum damaligen Zeitpunkt gerade in einer Fortbildung zur Betriebswirtin stand. Capdepon steigt tiefer in die Bilanzen ein, stößt auf Fehlbeträge von über 2000 Euro und findet nirgends Belege. „Und dann kamen die unbezahlten Rechnungen dazu.“ Gemeinsam mit Vereinskameraden konfrontierte sie Volker B. „Er redete sich damit heraus, dass er eben Schludrigkeit an den Tag gelegt hätte.“ Bei der Jahreshauptversammlung trat er sofort als Kassenwart zurück. Als der Verein fehlende Belege aus den Jahren 2010 und 2011 sehen will, präsentierte Volker B. Kontoauszüge, die alles dokumentieren sollen. Wie sich herausstellte, hatte er diese auf seinem heimischen PC gefälscht. „Ich hatte eben versucht, das ganze Chaos irgendwie wieder zusammenzuschustern“, sagt Volker B.

Für den Staatsanwalt war es nach der Beweisaufnahme klar, dass eine Freiheitsstrafe für Volker B. unumgänglich war. „Dieses schäbige Verhalten kann nicht anders geahndet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass der Angeklagte in den zwei Jahren seit der Tat keinen Schadensausgleich betrieben hat.“ Verschärfend wirkte sich auch der Blick in die Strafakte von Volker B. aus. Stattliche 34 Einträge finden sich dort, neben Steuerhinterziehung und Unterschlagung eine ganze Reihe an Betrugsdelikten. Volker B. konnte in seinem Leben noch nie mit Geld umgehen.

Der Staatsanwalt plädierte auf eine Gesamtstrafe von acht Monaten Haft. Da der Angeklagte derzeit als Lastwagenfahrer arbeitet und regelmäßiges Einkommen hat, könne die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden. Außerdem soll Volker B. jeden Monat 250 Euro an den Musikzug der Feuerwehr überweisen, um seine Schulden abzutragen. Richterin Goraj schloss sich in ihrem Urteil dem Staatsanwalt an. Die Schadenssumme legte sie auf 8000 Euro fest, die der Angeklagte nun abtragen muss. „Sie haben sich der Untreue schuldig gemacht. Das Vertrauen, das Ihre Vereinskameraden in sie hatten, haben sie ebenso missbraucht wie Ihre Verfügungsgewalt.“

Für den Ehrenwehrführer der Feuerwehr Ellerau, Klaus Ohrt, geht das Urteil in Ordnung. „Wir haben aus der Sache gelernt. Das passiert uns nicht noch mal. Man schaut eben nicht rein in die Kameraden. Wenn wir nur gewusst hätten, wie viele Vorstrafen der Mann hat.“ Maria Capdepon berichtet, dass die Kasse nun immer von mehreren Kameraden geprüft und in der Feuerwache unter Zeugen geschlossen wird.