„Und Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“, heißt es in der biblischen Weihnachtsgeschichte.

Ich stelle mir vor, wie die schwangere Maria und Josef, ihr Verlobter, damals in Bethlehem von einer Unterkunft zur nächsten zogen und an die Türen klopften mit der Frage: „Habt ihr einen Schlafplatz für uns? Habt ihr Platz für uns in der Herberge?“ Doch immer wieder erhielten sie die Antwort: „Nein, hier ist nichts mehr frei. Wir können euch nicht aufnehmen!“

Diese Szene mit der vergeblichen Suche von Maria und Josef nach einem Zufluchtsort kommt in den meisten Krippenspielen der Heilig-Abend-Gottesdienste vor. Doch was wäre, wenn der Wirt auf die Frage von Maria und Josef, ob er noch einen Schlafplatz für eine unverheiratete schwangere junge Frau und ihren Partner frei habe, geantwortet hätte: „Ja, kommt herein. Das werden wir schon irgendwie hinkriegen!“

Was für eine wunderbare Wendung hätte die Geschichte dann nehmen können: Obdachlose finden ein Zuhause, Heimatlose finden eine Zuflucht, Ausgegrenzte finden einen Ort, an dem sie willkommen sind!

Wie viel beglückender ist es, sich mit einem einladenden Herbergswirt zu identifizieren, als mit einem, der Maria, Josef und dem Jesuskind die Tür vor der Nase zuknallt. Oder sich mit einem Land zu identifizieren, in dem sich Menschen nach jahrzehntelanger Teilung darum bemühen, wieder zusammenzuwachsen. Oder mit Menschen, die bei einer Fußballweltmeisterschaft im eigenen Land nicht den Sieg feiern, sondern die internationale Begegnung.

Ja, ich freue mich, in einer Gemeinde zu leben, in der sich die Kommunalverwaltung bemüht, Flüchtlinge nicht nur in zentralen Sammelunterkünften unterzubringen, sondern nach individuellen Lösungen sucht zum Wohl aller Beteiligten. Und ich freue mich, Pastorin in einer Kirche zu sein, die auch schwulen Kollegen und lesbischen Kolleginnen das Pastorat als Herberge öffnet. In einer Kirche, die Weite im Herzen hat, die ihren eigenen Verheißungen vertraut und zu einer einladenden Herberge wird, bin ich gerne zu Hause. Auch wenn wir hinter unseren eigenen Ansprüchen zurückbleiben, hören wir die Weihnachtsbotschaft mitten unter uns:

„Fürchte dich nicht“, sagte der Engel zu Maria und kündigte ihr die Geburt Jesu an. Und sie vertraute ihm. Maria war bereit, Jesus, den Christus, in ihrem eigenen Leib zu beherbergen.

Martina Dittkrist ist Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Kaltenkirchen.