Das Wochenmarkt-Urgestein Harald Kolumbe und seine Frau Lotti gehen in Ruhestand

Norderstedt. Wer war eigentlich zuerst da: Das Ei? Oder Kolumbe? Wie auch immer. Beides gehört untrennbar zusammen. Zumindest auf den Norderstedter Wochenmärkten. Eierhändler Harald Kolumbe, 76, ist eine Institution am Marktstand. Und jeder kennt auch seine Frau Lotti, 71, die seit 51 Jahren nicht von seiner Seite weicht. Doch irgendwann ist eben auch für Institutionen Schluss. Nach 42 Jahren im Einsatz lässt Kolumbe jetzt den Eierkarton stehen und verabschiedet sich in den Ruhestand.

Kolumbe war seit dem ersten Tag des Wochenmarktes am Herold-Center in Norderstedt dabei. Seit dem 19. Mai 1972 verkaufte er Woche für Woche immer freitags seine frischen Eier an der Europaallee in Garstedt. Neben seinen guten Eiern sind den Kunden vor allem seine lockeren Sprüche ein Begriff. Aus den kleinen Kindern der Kunden von damals wurden die neuen Kunden der Gegenwart, die wiederum mit ihren Lütten vor dem Stand nach frischen Eiern verlangten. Was 1972 mit gerade einmal 300 Eiern pro Markttag begann, hat sich über die vier Jahrzehnte drastisch auf ein paar Tausend Eier gesteigert, da die Kolumbes nicht nur auf dem Wochenmarkt aktiv sind, sondern auch große Hotels und Restaurants beliefern. Doch nicht nur Harald Kolumbe hat in Norderstedt Eier-Geschichte geschrieben. Auch seine Frau Lotti war von Anfang an dabei. Sie bekam 1973 von ihrem geschäftstüchtigen Ehemann kurzerhand ihren eigenen Stand für Eier, Frischgeflügel und Geflügelspezialitäten: Die Mittel waren knapp, und so kaufte der einfallsreiche Eierhändler aus Moorrege (Kreis Pinneberg) einfach ein Camping-Zelt, schnitt ein Loch hinein – und fertig war der zweite Kolumbe-Verkaufsstand. Auch der Sohn Thorsten stieg voll mit ein ins stetig wachsende Eiergeschäft.

Anfang des Jahres der Schock: Lotti Kolumbe brach auf dem Wochenmarkt zusammen – das Herz. Die 71-Jährige bekam eine neue Herzklappe. Harald Kolumbe will es nicht mehr zulassen, dass seine Frau wieder auf dem Wochenmarkt steht. Und auch er zieht sich jetzt vom aktiven Marktgeschehen zurück und überlässt das Feld komplett seinem Sohn Thorsten. Ende des Jahres ist für den gelernten Landwirt endgültig Schluss mit dem Ei. „Die harte Arbeit, das stundenlange Stehen auf dem Wochenmarkt bei jedem Wetter, das steckt man einfach nicht mehr so weg“, sagt Kolumbe. Das Ehepaar will jetzt das Leben genießen, Zeit haben für sich und ihr Zuhause in Moorrege und schöne Ausflüge an die Ostsee machen. Doch so ganz ohne Wochenmarkt kann Kolumbe nicht. Seinen Posten als einer der drei Gesellschafter der Norderstedter Wochenmärkte wird er weiterhin wahrnehmen.