Die Foto-Werkstatt der Norderstedter Volkshochschule zeigt unter dem Titel „Grenzbetrachtungen“ neue Arbeiten

Norderstedt. Ein Bär von einem Mann. Steht am Strand wie ein Denkmal. Barfuß im Sand. Weit hinten das Meer, dazwischen Strandläufer, Pingpong-Spieler, Sonnenbader und Fahrradfahrer. Ulrich Ruess nahm das Foto auf und zeigt es jetzt in der Ausstellung „Grenzbetrachtungen“ der Fotowerkstatt der Volkshochschule in der Galerie des Norderstedter Rathauses.

„Muskelgrenze – Oder per Rad die Schönheit der Welt entdecken“ titelte Ruess seine Aufnahme, in der er den schwarzen Athleten so in den Fokus nahm, das er alle anderen Figuren überragt. Der Fotograf aus Norderstedt ist einer, der seine Gedanken zu den Motiven im Foto sichtbar macht. Beispielsweise in „Bewohnbarkeitsgrenze“. Ein Zimmer mit zerschlissenem Sofa, verschimmelten Wänden und einem „sich selbst verlegenden Bioteppichboden“, wie Ruess anmerkt. Beklemmender noch ist sein Motiv „Freiheitsgrenze – Oder die verlorenen Seelen von Alcatraz“. Weiterer Kommentar überflüssig.

Joachim A. Zöller inszeniert seine Fotos. Beispielsweise „Das Harte und das Weiche“. Er nahm einen roten Apfel, das Weiche, und legte ihn neben einen harten Stein. Doch durch die Farbe dominiert das Weiche.

„Das Weiche besiegt das Harte“, sagt der 67-jährige Zöllner, der auch malt und zeichnet, seit seinem zehnten Lebensjahr fotografiert und seine Arbeiten gern mit Metaphern großer Dichter und Denker kommentiert. Zöllner nimmt, wie auch Peter Montag und Ruess, gern Zeichen und Schriften in den Fokus, beispielsweise die liebevoll restaurierten hebräischen Buchstaben an einer Hauswand in Vilnius, die er als Grenze, aber auch als Verbindung zwischen dem Einst und dem Jetzt sieht.

Einige Mitglieder orientieren sich an grenzziehende Linien, vertikal, horizontal und diagonal, gemalt von Architektur-Elementen und vom Schatten. Beispielsweise Elke Schots und ihre gut gesehene Fotografie „Grenzbetrachtung“, in der die Linien die Bildfläche wie ein riesiges Spinnennetz überziehen und die Menschen einwickeln. Sabine Kofahl fotografierte die Schatten-Konturen eines Fahrrads, die in der Fotografie wie ein Scherenschnitt wirken.

„Das Thema wird für mich dann interessant, wenn unsere visuelle Wahrnehmung an ihre Grenzen stößt“, sagt Wolfgang Schlueter. Der Mann ist ein Tüftler, einer mit viel Geduld und Zeit. Minuziös nahm er Wassertropfen in jedem Stadium ihrer Bewegung auf und kreierte surreale, meist monochrome Bilder von spröder Schönheit. Dazu nutzt er die Highspeed-Fotografie, mit der Alltägliches für ihn plötzlich faszinierend wird.

Wolfgang Selig betrachtet Grenzen aus unterschiedlichen Anlässen, beispielsweise räumlich in seinem Motiv „Himmelsstürmer“, in dem verschattete Fensterputzer die im Licht, aber auch in der Ferne, stehende Elbphilharmonie dominieren. Eine imaginäre Grenze sieht er in „Trugbild“, in dem sich Bäume im Wasser spiegeln. Wird das Foto gedreht, stehen die Bäume auf einem grünen Hügel vor grauem Himmel.

Bruno Carstensen widmet sich in Schwarzweiß-Fotografien einem brisanten Thema, dem der Grenzen zwischen den Religionen, und inszeniert im morbiden Stil die Bibel, den Koran und eine Hand über beide Bücher.