Schüler der Richard-Hallmann-Schule schickten Styroporbecher mit der „Meteor“ auf Forschungsreise in den Atlantik

Trappenkamp/Cap Verde. Was passiert mit einem Styroporbecher in einer Tiefe von 5200 Metern? „Ich dachte, der Becher zerfällt“, sagt Julian Petermann von der Richard-Hallmann-Schule in Trappenkamp. „Wegen des Drucks.“ In der Naturwissenschafts-AG System Erde durften der 13-Jährige und sein Mitschüler Can Cakmak, 12, dieser Frage ganz praktisch nachgehen. Vor fast einem Jahr schickten die Jungen 50 Becher auf eine Forschungsreise des Kieler Meeresforschungsinstituts Geomar. Jetzt brachte Dr. Toste Tanhua das Ergebnis zurück nach Trappenkamp. Sogar AG-Leiterin Sylke Hlawatsch war ein bisschen überrascht.

„Ich hatte einen Klumpen erwartet“, sagt die Geologin. Doch in der Kiste des schwedischen Forschers Tanhua befinden sich keine Styroporklumpen. Die Becher sind deutlich geschrumpft. „Das waren normale Trinkbecher“, zeigt sich Can überrascht. „Handgroß vielleicht.“ Jetzt sind die Becher nur noch fünf Zentimeter hoch. „Und auch noch ganz weich“, betont Julian. Zum Beweis drückt er das Material zusammen. Ein Trick ist ausgeschlossen, sagen die Jungen. Die Trinkgefäße sind alle von ihren Eigentümern bemalt worden. Julians Name ist auf seinem noch immer deutlich lesbar.

Was nach Zauberei aussieht, kann Tanhua leicht erklären. Die Luft im Styropor sei unter dem immensen Wasserdruck herausgepresst worden. In einer Tiefe von 5000 Metern herrschen 500 bar. Unter diesen Bedingungen wird ein Liter Luft auf zwei Milliliter zusammengepresst. „Das ist ein Zehntel eines Schnapsglases“, verdeutlicht der Forscher.

Julian und Can sind beeindruckt vom Ausgang des Experiments. Für die Vorbereitungen waren die beiden Jungen selbst verantwortlich. Das Forschungsschiff „Meteor“ war bereits im März dieses Jahres auf die mehrwöchige Reise südlich des afrikanischen Inselstaats Cap Verde aufgebrochen. Noch früher, nämlich schon im Januar, hat Forscher Tanhua, ein Bekannter von Lehrerin Hlawatsch, die Ausrüstung – und damit auch die Becher der Trappenkamper Schüler – zusammengepackt. Can und Julian hatten bereits im Sommer 2013 die Becher besorgt und für ein paar Cent an interessierte Mitschüler verkauft. Sie wurden verziert und nach Kiel geschickt. Dann hieß es abwarten.

Chemiker Tanhua und die Crew der „Meteor“ fuhren in den Atlantik bei Cap Verde. Dort erforschen die Wissenschaftler die Prozesse in sauerstoffarmen Wasserregionen. Dafür wird eine große Sonde in die Tiefe gelassen, die an verschiedenen Stellen Wasserproben nimmt. Zusammen mit der Sonde wanderte auch ein Netz mit den Trappenkamper Styroporbechern in die Tiefe. Das sei leicht gemacht, sagt Tanhua. „Vor allem wenn man damit junge Menschen für die Meeresforschung begeistern kann.“

„Wie lang waren die Becher im Meer?“, wollen die Schüler der AG wissen. Drei Stunden, berichtet der Wissenschaftler. Die Sonde bewege sich mit einem Meter pro Sekunde. Auf 5200 Metern Tiefe seien die Becher nur wenige Minuten lang gewesen. Damit die Becher sich im Wasser nicht ineinanderstapeln, wurden sie mit Papier ausgekleidet. Für den Schrumpfeffekt hätten die Becher aber gar nicht so tief tauchen müssen. Plastik- oder Keramikbecher hätten sich bei dem Experiment im Übrigen gar nicht verändert.