Die Schleswig-Holstein-Straße ist erneut Schauplatz eines schweren Unfalls – dieses Mal ohne Todesopfer

Norderstedt. Es wird langsam unheimlich: Schon wieder gab es auf der Schleswig-Holstein-Straße einen schweren Unfall. Es geschah am Montag gegen 17.30 Uhr – an genau der Stelle, über deren Verkehrssicherheit eine lebhafte Diskussion zwischen dem Landesbetrieb Verkehr, der Stadt Norderstedt und der Polizei entbrannt ist: Die Einmündung der Straße Am Exerzierplatz in die Schleswig-Holstein-Straße. Wer die Bilder der Autowracks betrachtet, kann kaum glauben, dass der Unfall kein Todesopfer gefordert hat.

Eine 29-jährige Frau aus Norderstedt kam am Montagabend mit ihrem Opel Corsa aus Richtung Henstedt-Ulzburg in Richtung Süden auf der Schleswig-Holstein-Straße angefahren. Aus der Straße Am Exerzierplatz wollte die 28-jährige Fahrerin eines Ford nach links auf die Schleswig-Holstein-Straße einbiegen. Laut Angaben der Polizei übersah die Frau aus Ahrensburg dabei den Opel auf der Landesstraße. Die Opel-Fahrerin konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und prallte mit ihrem Auto frontal gegen die Fahrertür des Ford. Die Fahrerin des Ford wurde im Fahrzeug eingeklemmt und musste von der Feuerwehr aus dem Wagen befreit werden. Die 28-jährige wurde schwer verletzt, die Norderstedterin leicht. Beide Frauen wurden mit Rettungswagen in das Universitätskrankenhaus Eppendorf eingeliefert. Der Schaden liegt bei etwa 10.000 Euro. Durch die komplette Sperrung der Schleswig-Holstein-Straße bis 18.30 Uhr, staute sich der Berufsverkehr in und um Norderstedt erheblich.

„Wenn man sieht, wie der Opel getroffen wurde, ist es erstaunlich, dass die junge Frau überlebt hat“, sagt Kai Hädicke-Schories, Verkehrsbeauftragter der Norderstedter Polizei. „Wahrscheinlich war die Geschwindigkeit der Ford-Fahrerin nicht überhöht.“ Angesichts der Diskussion um die Kreuzung ist Hädicke-Schories nahezu sprachlos. „Was soll man noch sagen: Ich hoffe, dass jetzt nicht wieder jemand aus Kiel kommt und sagt, es bestehe kein Handlungsbedarf.“ Es sei lange genug abgewartet worden, die Verkehrslage sei ausreichend begutachtet. Acht Verkehrstote innerhalb von zwei Jahren, nun noch der Abbiegeunfall am Exerzierplatz. „Wir wollen nicht mehr nur zugucken, wir wollen handeln.“

In der vergangenen Woche hatte die grüne Landtagsfraktionschefin Eka von Kalben aus einem Gespräch mit Verkehrsminister Reinhard Meyer berichtet. Laut Meyer sei Norderstedt frei in der Entscheidung, an der Kreuzung eine Ampel zu errichten. Die Zustimmung des Landesbetriebes, wie bisher angenommen, sei gar nicht nötig. Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote hatte daraufhin per Brief den Bau einer Fußgängerampel angeordnet. „Ich denke, dass alle Stellen für das Thema jetzt ausreichend sensibilisiert sind“, sagt Stadtsprecher Bernd-Olaf Struppek. Der „klassische Abbiegeunfall“ an der Einmündung Exerzierplatz ändere allerdings nicht viel an der Lage. „So ein Unfall lässt sich mutmaßlich kaum verhindern, selbst wenn dort eine Fußgängerampel gestanden hätte.“

Was die generelle Sicherheitslage auf der Schleswig-Holstein-Straße angehe, so habe Minister Meyer im Dezember oder Januar ein Treffen in Norderstedt mit Oberbürgermeister Grote und dem Landrat Jan Peter Schröder zugesagt. Meyer will sich vor Ort ein Bild über die Lage machen. In dem Gespräch wird es auch um die seit Monaten umstrittene Frage der Verkehrsüberwachung gehen. Norderstedt würde diese Aufgabe gerne vom Kreis Segeberg übernehmen. Die Stadt möchte im Sinne der Lärmminderung und der Sicherheit den Verkehr intensiver überwachen, das heißt regelmäßiger Radarfallen stellen. Auf der Schleswig-Holstein-Straße sind mehrere stationäre Radargeräte im Gespräch. Was die Ampelanlage auf der Einmündung Am Exerzierplatz angeht, so gibt es trotz der Anordnung durch Grote keine konkreten Pläne für den Bau. Die Frage wird auch sein, ob die Fußgängerampel die richtige Lösung ist. Laut Verkehrsstatistik der Polizei biegen 80 Prozent der Autos, die vom Exerzierplatz kommen, nach rechts in die Schleswig-Holstein-Straße ab. Käme die Fußgängerampel, würde das Rotsignal so etwas wie ein Freibrief für diesen Abbiegeverkehr. Sprich, die Autofahrer würden das dort geltende Stoppschild missachten und einfach auf die Landesstraße fahren. Dabei könnten zum Beispiel Radler übersehen und angefahren werden, die aus Richtung Süden kommend die Straße Am Exerzierplatz queren wollen. Wirklich gesichert wäre die Kreuzung wohl nur durch eine Vollsignalisierung der gesamten Verkehrsbeziehungen. Dafür dürften die Kosten allerdings deutlich höher liegen als bei der Fußgängerampel mit etwa 50.000 Euro.