In der letzten Folge unserer Serie Sattelfest stellen wir den Reitstall Göttsche in Klein Gladebrügge vor

Zwölf Uhr mittags: Es regnet, wieder ein trüber Herbsttag. Die Pferde auf den Koppeln werden langsam unruhig. „Ich bringe sie gleich in den Stall, dort ist es trocken und warm“, sagt Volker Göttsche, 31, und macht schnell noch in der Stallgasse Klar Schiff.

Heike Schwaß, 32, seine Schwester, schaut derweil in der Sattelkammer nach dem Rechten. Fünf Tage in der Woche, jeweils nachmittags, erteilt sie Unterricht im Reitstall Göttsche in Klein Gladebrügge.

„Gemeinsam sind wir stark, wir verstehen uns bestens“, sagt Volker Göttsche, Leiter des landwirtschaftlichen und des Pensionsbetriebes. Die Geschwister sind hoch qualifizierte und motivierte Ausbilder für Reiter mit Leistungssportambitionen oder im gehobenen Freizeitbereich. „Unser Ziel ist es, Reiter und ihre Privatpferde nach den Ausbildungskriterien der klassischen deutschen Reitlehre optimal zu führen.“

Es gibt reichlich zu tun auf dem Hof. Das war schon zu Zeiten von Oma Anna so, die 94 Jahre alt wurde. Das setzte sich fort, als Tochter Margret den Schulbetrieb aufbaute und viele Jahre führte. Seit dem 1. August 2008 ist ihr Sohn der Leiter des landwirtschaftlichen und des Pensionsbetriebes.

Volker Göttsche war auf den „Thronwechsel“ gut vorbereitet. Das Studium der Agrarwissenschaften mit dem Abschluss Bachelor hatte er erfolgreich absolviert, nachdem er zuvor das Maschinenbau-Studium nach einem Semester abgebrochen hatte.

Warum dieser Wechsel? „Eines Tages erzählte mein Professor vom größten Tag in seinem Leben. Er hatte eine Maschine konstruiert, die durch ein Loch in der Wand auf einen Tieflader geschoben werden musste. Das habe prima geklappt, erzählte er stolz, die Maschine sei heil geblieben. Da schwor ich mir: Das soll nicht mein Leben sein“.

Volker Göttsche nahm an Lehrgängen bei Bundestrainer Schmezer teil

Göttsche jun. reitet von Kindesbeinen an, er feierte mit dem selbst gezüchteten und ausgebildeten Pony Mirabell Siege, wurde Kreis- und Vizelandesmeister. Mit der Stute Haiti war er in der Klasse S siegreich, er nahm zweimal beim damaligen Bundestrainer Holger Schmezer in Warendorf an Lehrgängen und Sichtungen teil. Zuletzt war Hemingway in Dressurprüfungen bis Klasse M sein Starpferd.

Vor Kurzem hat er die Turnierreiterei aufgegeben. „Ich hoffe, dass Hemingway auch ohne Turniere glücklich wird“, sagt Volker Göttsche, der den Betrieb von Vater Egon gepachtet hat und alles, was Pferde für ein gutes Leben brauchen, selber herstellt.

Viel Zeit widmet Göttsche dem Ehrenamt. Vier Jahre war er 2. Vorsitzender und Tierschutzbeauftragter im Reiterbund Segeberg, vor Kurzem hat er sich zum 1. Vorsitzenden wählen lassen und unterstützt in dieser Eigenschaft die Turnierorganisation des Reitvereins Bad Segeberg. Wie seine Schwester steht er seit 2010 in der offiziellen Richteranwärterliste des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein.

Pferd und Reiter sollen harmonieren und Freude am Training haben

Heike Schwaß, die eigentlich Lehrerin werden wollte, ihr Pädagogikstudium aber vorzeitig beendete, ist eine erfolgreiche Dressurreiterin. Früher mit Mirabell und Liberty, heute mit Santa Lucia. „Für mich ist es wichtig, dass Reiter und Pferd miteinander harmonieren, sodass beide Freude aneinander haben“, sagt Heike Schwaß, die verheiratet ist, zwei kleine Kinder hat und in Elmenhorst lebt.

Den Schulbetrieb haben die Geschwister in diesem Frühjahr eingestellt. Heikes Schulpony Rasti ist schon 33 Jahre alt ist, und ihr Sohn Felix war längere Zeit krank. „Der Stress mit zwei Kindern wurde zu groß.“

Heike und Volker haben an der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster/Westfalen ihre Trainerscheine gemacht. Zu einem Zeitpunkt, als Michael Putz der Leiter war. „Wir verdanken ihm viel“, sagen sie.

Michael Putz hat klare Vorstellungen: „Jeder, der reiten möchte, hat die Pflicht, alles dazu zu tun, dass sich für das Pferd der Einsatz unter dem Sattel so einfach und angenehm wie möglich gestaltet. Deshalb muss er auch sich und sein Pferd einer angemessenen Ausbildung unterziehen. Jeder, der das versucht, wird schnell feststellen, was für ein anspruchsvolles Vorhaben das ist.“ Der Pferdewirtschaftsmeister und Träger des Goldenen Reitabzeichens aus Erlangen führt überall in Deutschland Lehrgänge durch, zuletzt im September auf dem Gelände des Reitstalls Göttsche. „Wir sind befreundet“, sagt er. „Und immer, wenn ich mit meiner Frau zu ihrem Geburtsort an die Westküste Schleswig-Holsteins fahre, steht ein Seminar in Klein Gladebrügge auf meinem Kalender.“ Am 27. März 2015 ist es wieder soweit. Die Reit-Azubis von Volker Göttsche und Heike Schwaß freuen sich schon darauf.

Ende der Serie