Der wiedergewählte SPD-Kreisvorsitzende Stefan Weber will mit neuen Ideen Mitglieder werben

Kreis Segeberg . Er hat einen Job, um den ihn viele nicht beneiden: Wie alle großen Parteien, verliert auch die SPD im Kreis Segeberg Mitglieder. Stefan Weber ist trotzdem mit großem Elan dabei, dem Kreisverband ein neues Korsett zu verleihen, um mit Ideen für Schwung und möglichst auch für einen Aufschwung zu sorgen. Der 51 Jahre alte Bürgermeister von Sievershütten ist gerade für eine neue zweijährige Amtsperiode zum Kreisvorsitzenden der Sozialdemokraten gewählt worden.

Es gab schon bessere Zeiten für die SPD im Kreis Segeberg: Die SPD-Landrätin abgewählt, kein SPD-Abgeordneter im Kieler Landtag, eine schweigsame Kreistagsfraktion, die keine Öffentlichkeitsarbeit betreibt und deshalb auch nicht wahrgenommen wird – Stefan Weber steht vor großen Hürden, die er als ehrenamtlicher Dorfbürgermeister nur mit Mühe überwinden kann. Nicht gerade ermunternd ist es für ihn, dass der Hauptkonkurrent, die CDU, professioneller aufgestellt ist und es versteht, selbst aus kleinsten Ereignissen in den allerkleinsten Ortsverbänden medienwirksame Ereignisse zu machen. Auf den Themenfeldern, die von den Landtagsabgeordneten der CDU häufig sehr lautstark bearbeitet werden, herrscht bei der SPD Leere und Stille: Es gibt in Kiel keine SPD-Stimme aus dem Kreis Segeberg. „Das ist für uns fatal“, sagt Stefan Weber ehrlich. „Natürlich ist es unser Ziel, im Landtag wieder vertreten zu sein.“ Er selbst hatte 2012 vergeblich für den Landtag kandiert.

Unverdrossen schmiedet Weber Pläne, wie es vorangehen kann mit dem SPD-Kreisverband. Und er ist guten Mutes, dass künftig auch neue Mitglieder entscheidend in die Parteiarbeit eingebunden werden können. Zunächst freut er sich, dass vier Sozialdemokraten aus dem Kreis Segeberg in das Nachwuchsförderprogramm der Landes-SPD aufgenommen wurden. Sie könnten im Kreisverband eines Tages das Heft in die Hand nehmen.

Stefan Weber, der hauptberuflich als Abteilungsleiter bei einem Jugendhilfeträger in Hamburg tätig ist, weiß es und sagt es deutlich: „Wir haben aufstrebende Talente in unseren Reihen – und die sollen gefördert und vorangebracht werden, um mögliche Kandidaten für künftige Wahlen zu gewinnen.“ Etwas Sorgen bereiten dem Kreisvorsitzenden die Lücken in der Altersklasse zwischen 40 und 50.

Um die Mitglieder in den 34 Ortsvereinen intensiver zu betreuen, wurde im Vorstand das Amt des Mitgliederbeauftragten geschaffen: Alexander Wagner ist mit seinen 27 Jahren zwar einer der jüngeren Aktiven in der Kreis-SPD, aber er verfügt bereits über erhebliche politische Erfahrungen und gilt als Hoffnungsträger – ihm obliegt es, für neue Mitglieder zu sorgen und die alten bei Laune zu halten.

Projekte zu bestimmten Themen, monatliche Vorstandssitzungen wechselnd in verschiedenen Orten, Gastmitgliedschaften, Nachbarschaftskampagnen – das sind Rezepte, um die Menschen wieder für die SPD zu begeistern. „Wir wollen weg vom klassischen Info-Stand und nach dem Vorbild der Wählergemeinschaften mehr in die Kleinst-Regionen hineingehen“, sagt Stefan Weber, der auch mit Freuden registriert, dass die Kreisgruppe der Jungsozialisten (Jusos) wieder mehr Zulauf hat. Die Jusos sind im Kreisvorstand mit vier Leuten vertreten.

Ein weiterer Plan des Kreisvorsitzenden ist die Installation von „roten Werkstätten“, in denen auch Neu-Mitglieder die Chance haben, intensiv an bestimmten Themen mitzuarbeiten. „Wir haben festgestellt, dass neue Mitglieder in den ersten drei Jahren oft wieder austreten, weil sie mit ihren Argumenten auf Granit beißen“, sagt Stefan Weber. „Das darf nicht sein, wir wollen versuchen, sie gleich mitzunehmen.“ Als äußere Wertschätzung soll es unmittelbar vor Beginn von Kreisparteitagen gemeinsame Frühstücksrunden mit den Neu-Mitgliedern geben. Die Ortsvereine sollen in Workshops lernen, wie intensivere Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden kann. Denn daran soll sich nichts ändern: Der SPD-Kreisvorstand hat zwar mit Horst Ostwald einen bewährten Pressesprecher, doch die 34 Ortsverbände sollen öffentlich für sich selbst sprechen.

Zu den übergreifenden Projekten der Kreis-SPD gehört nach den Worten von Stefan Weber weiterhin die frühkindliche Bildung und Erziehung, wobei insbesondere die Zusammenarbeit zwischen Kindergärten und Schulen in den Fokus rücken soll. Die Wirtschaft, vor allem die im Ortskreis, soll weiter vorangebracht werden.