Charity Network in Norderstedt hat in zehn Jahren 5000 PCs für Schulen und soziale Einrichtungen flott gemacht

Norderstedt. Aus dem ehemaligen Schülerprojekt des Lessing-Gymnasiums in Norderstedt ist in zehn Jahren ein nachhaltiges Beschäftigungsprogramm für Langzeitarbeitslose und eine vorbildliche Entwicklungs- und Sozialhilfe geworden. Rund 50 Hartz-IV-Empfänger hat der pensionierte WiPo-Lehrer Walter Zielinski, 72, seit 2004 für sein Charity-Network-Projekt arbeiten lassen, die mehr als 5000 ausrangierte und von Firmen und Privatleuten gespendete Rechner aufbereitet und auf den neuesten Stand gebracht haben, die wiederum zahlreichen Ländern vornehmlich in Osteuropa, Afrika und Südamerika zugute kamen oder für 100 Euro das Stück an bedürftige Langzeitarbeitslose verkauft wurden.

„Das ist eine echte Erfolgsgeschichte“, sagt Zielinski stolz. Angedacht war damals, dass sein zwölfter Schuljahrgang Kontakt mit dem Wirtschaftsleben bekommen und „Schüler Arbeit schaffen“ sollten. Inzwischen seien etliche Schulen Kindergärten, Frauenhäusern und andere sozialen Einrichtungen auf diese kostengünstige Weise in ganz Deutschland und der Dritten Welt, von Estland bis Russland, von Rumänien bis Ukraine, von Nicaragua bis Haiti, von Sierra Leone bis Namibia, von Nicaragua bis Bolivien mit internetfähigen Computern ausgestattet worden, berichtet Zielinski.

Sein neuestes Projekt ist die PC-Ausrüstung einer neu geplanten Universität im Norden Ghanas, erzählt Zielinski und schwärmt nach seiner Rückkehr aus Afrika: „Von diesem Vorhaben bin ich total fasziniert und begeistert.“ Ende des Jahres werde er die restlichen Computer nach Namoo an der Grenze zu Burkina Faso bringen.

Charity Network ist inzwischen eingebettet in die Norderstedter Bildungsgesellschaft NoBiG, die aus dem ehemaligen Jugendaufbauwerk des Kreises Segeberg und der Volkshochschule Norderstedt hervorgegangen ist. So kann sich Zielinski auf die Infrastruktur und Hilfe der Stadt Norderstedt stützen, deren Fuhrpark er nutzen dürfe. Gleichzeitig habe er freie Hand bei seinen Unternehmungen, sagt der 72 Jahre alte Süldorfer. „Das ist eine perfekte Konstruktion.“

Öffentliches Geld brauche er nicht, betont der gemeinnützige PC-Werkstatt-Betreiber. „Wir tragen uns selber aus Spenden und dem Verkauf von PCs an Langzeitarbeitslose.“

Das läuft so gut, dass er heute drei Mitarbeiter hauptamtlich in der Werkstatt hinter der Moorbekschule beschäftigen und bezahlen kann. Die Zeit der Ein-Euro- oder 400-Euro-Aushilfskräfte sei längst passé. „Wir haben in all den Jahren aber auch nie rote Zahlen geschrieben.“

Dies erklärt sich aus der enormen Effizienz ihrer Arbeit, wie sie Thomas Finnern, ein Charity-Network Mitarbeiter der ersten Stunde, anschaulich beschreibt. „Als wir anfingen, brauchte ein Mitarbeiter einen ganzen Tag, um einen PC auf den neusten technischen Stand zu bringen. Heute schaffen wir das in 20 Minuten.“ Möglich werde dies durch die Erfahrung, das Know-how und ein spezielles Softwareprogramm. Alle PCs würden mit Windows 7 professional laufen sowie mit Maus, Tastatur, Bildschirm und Netzwerkkabeln ausgestattet, sodass sie sofort einsatzbereit seien.

Wenn es um Hilfslieferungen in ärmere Regionen in der Welt geht, werden die Computer made in Norderstedt in Containern dorthin verschifft. Sobald diese dort angekommen sind, fliegt Zielinski hinterher und baut sie selber dort auf. Wie jetzt für das geplante „Regentropfen-College for Applied Science“ in Ghana, das nach Fertigstellung 1000 Studenten aus Ghana und Bukina Faso in berufsspezifischen Forschungsprojekten ausbilden soll.

Initiator dieses Projektes sei der Pater Moses Asaah Awinongya, der viele Jahre in Bonn gelebt habe und nun mit seiner Stiftung Regentropfen die Universität in einer der ärmsten Regionen Afrikas aufbauen will.

„So wie der Regen die Pflanzen zum Blühen bringt, will Pater Moses erreichen, dass das Bildungswesen in Afrika Wurzeln schlägt“, sagt Zielinski begeistert über das Projekt. Im Umkreis von 200 Kilometern gebe es da keine vergleichbare Einrichtung. Mit zunächst 100 PCs aus Norderstedt sollen den Studenten dann bald auf Internet-Recherche gehen können. „Die Menschen dort sind so freundlich“, erzählt Zielinski von seinen Eindrücken. „Ich habe nicht einen unfreundlichen Menschen in Ghana und Burkina Faso erlebt oder kennengelernt.“