Am Wöddelteich entstehen seniorengerechte und barrierefreie Wohnungen, die für jeden erschwinglich sind

Henstedt-Ulzburg. Dieses Projekt kann wegweisend für altersgerechtes Wohnen sein: Der Bauverein Kaltenkirchen und der Verein „Gemeinsam-toHUs Wohnen 50 Plus“ errichten direkt am Wöddelteich im Orsteil Henstedt auf einem 1984 Quadratmeter großen Grundstück, ein zweigeschossiges Gebäude mit 23 seniorengerechten und barrierefreien Wohnungen. Am Mittwoch wurde der erste Spatenstich gefeiert, Weihnachten 2015 sollen die ersten Mieter einziehen.

17 Zweizimmer- und sechs Dreizimmer-Wohnungen, zwischen 48 und 79 Quadratmeter groß, und ein Gemeinschaftsraum stehen dann Mietern, die mindestens 50 Jahre alt sein sollen, zur Verfügung. Und es werden nicht nur finanziell privilegierten Bewohner sein: Die künftigen Wohnungen sind teilweise öffentlich gefördert, teilweise frei finanziert.

Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Wohnprojekt hatten einige Henstedt-Ulzburger – zum Beispiel Doris Tachezy, Vorsitzende des Seniorenbeirats. Ihre Vorstellung vom altersgerechten, selbstbestimmten Wohnen in angenehmer Gemeinschaft fand nicht nur in ihrer Heimatgemeinde viel Anklang, auch der Bauverein Kaltenkirchen war überzeugt von dem ehrgeizigen Projekt, das auf Genossenschaftsbasis funktionieren soll. Grundlage für die Verwirklichung war die Gründung des Vereins „Gemeinsam-toHUs Wohnen 50 Plus“, in dem die Henstedt-Ulzburgerin Dorothee Köster den Vorsitz übernommen hat. Sie erläutert die Idee, die hinter diesem Projekt steht: „Die Menschen, die hier wohnen werden, sollen ihren dritten Lebensabschnitt aktiv gestalten, sich geborgen und aufgehoben fühlen. Hier entsteht ein Haus, in dem jeder Bewohner für andere da ist und freiwillig seine Hilfe anbietet. Breite Flure gibt es, einen Multifunktionsbereich und eine große Terrasse.“ Doris Tachezy ist froh, dass der Bauverein Kaltenkirchen für das Projekt begeistert werden konnte. Ohne die Beteiligung des Bauvereins hätte es nicht realisiert werden können.

Eine weitere Voraussetzung war ein geeignetes Grundstück: Am Wöddel 21 wurde es gefunden – und die Geschichte dieses Grundstücks ist durchaus interessant: 45 Jahre hat der im März 2013 verstorbene Einzelhandelskaufmann Paul Giese dort einen Lebensmittelmarkt als ortsbekannte Institution geführt. Es war viele Jahre der einzige Lebensmittelladen im Ortsteil Henstedt. Paul Giese selbst gehörte als CDU-Mitglied lange dem Henstedt-Ulzburger Gemeinderat an. Im Jahr 2003 folgte seine Tochter Susanne Cates-Otto, 53, verheiratet in Neuseeland. Sie gab den Markt nach zwei Jahren auf. Anfang März 2005 versuchte die Hausfrau Fiona Griese, 39, mit dem Geschäft „Top Kauf“ ihr Glück. Das dauerte nicht lange: Im Juli 2005 wurde sie Opfer eines Raub- und Entführungsfalles. Seitdem stand das Gebäude leer. Als Paul Giese starb, verkauften seine Erben Haus und Sahnegrundstück an den Bauverein Kaltenkirchen.

Eine Top-Lage: Von ihren Fenstern oder Balkons aus können die künftigen Bewohner direkt auf den Wöddelteich gucken, nebenan befindet sich seit einiger Zeit ein Café. Die Wohnkonstellation fasziniert offenbar viele Menschen. Denn die Warteliste ist ein Jahr vor der geplanten Fertigstellung lang: Etwa 90 Personen haben sich eingetragen, darunter 30 Vereinsmitglieder. Das Durchschnittsalter der Bewerber liegt bei 67 Jahren. Wer eine Wohnung haben will, muss Vereinsmitglied sein und Genossenschaftsanteile erwerben, wenn die Vermietung konkret wird. Entscheidend für die Wohnungsvergabe werde wahrscheinlich das Eintrittsdatum sein, sagt Vereinsvorsitzende Dorothee Köster.

Für Bürgermeister Stefan Bauer ist das Wohnprojekt zukunftsweisend. Und er kann sich vorstellen, dass es zu einem Erfolgsmodell wird: Weitere Anlagen, nicht nur in Henstedt-Ulzburg, könnten folgen. So sieht es auch Bauvereins-Vorstand Stefan Ellendt, der den Bau der Wohnanlage am Wöddelteich als Pionierprojekt bezeichnete. Der Bau des Gemeinschaftshauses einschließlich des Grundstücks kostet etwa fünf Millionen Euro, die Mieter müssen im Gegensatz zu ähnlichen Projekten keine Eigenmittel aufbringen.