Noch Ende des Jahres sollen Container neben der Feuerwache Friedrichsgabe stehen. Stadt informiert Anwohner

Norderstedt. Noch fehlen in Norderstedt 60 Plätze, damit die Stadt die Flüchtlinge, die laut Prognose bis zum Jahresende noch kommen werden, aufnehmen kann. Doch Sozialdezernentin Anette Reinders ist zuversichtlich, dass „wir für alle Plätze finden werden“. Tatsächlich wächst Tag für Tag das Angebot an Unterkünften, schrumpft der Engpass.

Wesentliche Bausteine im Wohnkonzept für die Menschen, die vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Balkan stammen, sind Container auf der Fläche neben der Feuerwache Friedrichsgabe am Harkshörner Weg und die Gemeinschaftsschule Harksheide – Schüler und Lehrer werden in den nächsten Tagen vom angestammten Gebäude an der Straße Fadens Tannen in den umgebauten und erweiterten Komplex der ehemaligen Hauptschule Falkenberg umziehen.

„Nach dem Umzug werden wir sofort damit beginnen, die Räume zumindest provisorisch für die Asylbewerber herzurichten“, sagt Anette Reinders, die am heutigen Dienstag gemeinsam mit Baudezernent Thomas Bosse und weiteren Mitarbeitern die Bürger in Friedrichsgabe über die mobilen Unterkünfte neben der Feuerwache informieren will. „Wir haben Glück gehabt, denn Mobilbauten sind kaum zu bekommen, da alle Städte und Gemeinden Unterkünfte errichten müssen. Als wir die Chance bekamen, haben wir sofort zugeschlagen“, sagt die Sozialdezernentin, die die Anlieger möglichst früh informieren und mit ihnen ins Gespräch kommen will.

Damit die Mobilbauten aufgestellt werden können, müssen Bebauungs- und Flächennutzungsplan geändert werden. Die Stadt hat das entsprechende Verfahren eingeleitet. Da passt es, dass der Bundestag gerade beschlossen hat, das Baurecht zu lockern. Künftig dürfen dringend benötigte Unterkünfte für Asylbewerber auch in abgelegenen Gewerbegebieten errichtet werden. Darüber hinaus soll es einfacher werden, Bürohäuser und andere Gewerbeimmobilien direkt als Flüchtlingsheime zu nutzen.

Die mobilen Unterkünfte sowohl ein Bau- als auch ein soziales Thema sind, werden neben den beiden Dezernenten der Leiter des Fachbereichs Soziales, Sirko Neuenfeldt, die Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, Christine Rimka, und die zuständige Stadtplanerin Beate Kroker ab 19 Uhr in der Grundschule Harkshörn, Harkshörner Weg 12, über die Pläne der Stadt und die Situation der Flüchtlinge in Norderstedt informieren.

Und die hat sich während der vergangenen fünf Jahre drastisch verändert. Im Jahr 2010 hat der Kreis Segeberg seiner größten Stadt zwölf Asylbewerber zugewiesen, im Jahr 2011 waren es vier, im Jahr darauf sieben. Die Folge: Die Stadt hat die Holzhäuser kontinuierlich abgebaut, die verbliebenen Häuser am Buchenweg und an der Lawaetzstraße sind in die Jahre gekommen, der Unterhaltungsaufwand ist hoch.

Doch die angespannte Lage in den Krisenregionen hat zunehmend Menschen in die Flucht getrieben. Im vorigen Jahr kamen 55 Flüchtlinge nach Norderstedt, für dieses Jahr sind insgesamt 230 Asylbewerber avisiert. Gut die Hälfte sind laut städtischer Statistik Einzelpersonen, doch auch 19 Familien mit 29 Kindern haben in Norderstedt zumindest vorübergehend eine neue Heimat gefunden.

Im Unterschied zum starken Zustrom in den 90er-Jahren setzt die Stadt aktuell nicht auf wenige große Standorte, die Flüchtlinge sollen vielmehr an mehreren kleinen Standorten über das gesamte Stadtgebiet verteilt untergebracht werden. Weiterer zentraler Aspekte ist die Nähe zu Bussen und Bahnen, zu Ärzten, Schulen, Kitas und Läden.

Kurzfristig bringt die Stadt die Asylbewerber in städtischen Liegenschaften unter und mietet Wohnungen bei den beiden großen Norderstedter Wohnungsunternehmen Plambeck und Adlershorst sowie bei den Neuen Lübecker und der Schiffszimmerer-Genossenschaft an. „Inzwischen sind unsere Rentnerwohnungen und die Hausmeisterwohnung an der ehemaligen Feuerwache Glashütte belegt“, sagt die Sozialdezernentin. Demnächst soll auch die ehemalige Teestube an der Falkenbergkirche zum Wohnort für Flüchtlinge umfunktioniert werden.

300.000 Euro zusätzlich muss die Stadt in diesem Jahr ausgeben, um Wohnraum für die Asylbewerber zu schaffen. In den nächsten Jahren werden die Ausgaben auf rund 550.000 Euro pro Jahr steigen. Der Zuschuss an die Diakonie, deren Mitarbeiterinnen die Flüchtlinge betreuen, wird um 70.000 Euro angehoben.