Die Hauptbücherei Norderstedt-Mitte wird 25 Jahre alt und ist gut gerüstet für die mediale Zukunft

Norderstedt. „Das Buch, zum Anfassen aus Papier“, sagt Ingo Tschepe, „das wird nicht verschwinden. Davon bin ich überzeugt.“ Wenn nicht Tschepe, wer dann? Wer eine Bücherei leitet, für den ist das Buch mehr als Lektüre. Es ist Lebensinhalt. Und so blickt Tschepe im 25. Jahr des Bestehens der Hauptbücherei Norderstedt-Mitte mit unerschütterter Zuversicht in die Zukunft. Er ist sich ganz sicher, dass die größte der insgesamt vier Büchereien in der Stadt in den nächsten 25 Jahren trotz aller Digitalisierung nicht zu einem rein virtuellen Angebot mutiert. Denn in einem Vierteljahrhundert in Norderstedt ist die Bücherei längst mehr geworden als ein Ort, an dem man Bücher ausleiht.

Natürlich muss sich die Stadtbücherei Norderstedt den stark veränderten Gewohnheiten der Menschen im Umgang mit den Medien stellen. Und das tut sie. Startete die Hauptbücherei Mitte bei seiner Gründung am 11. November 1989 mit gerade mal knapp 27.000 Büchern, Spielen, Kassetten, Videos, Zeitungen und Zeitschriften, so verfügt sie heute mit etwas über 79.000 Titeln, darunter auch Software und Konsolenspiele, über eine fast verdreifachte Vielfalt. Das schlägt sich auch in der Gunst der Norderstedter nieder: Von den insgesamt 15.265 Nutzern der Stadtbücherei sind allein 7500 in Mitte angemeldet.

Mit der „Onleihe zwischen den Meeren“, dem Internet-Angebot der Büchereien in Schleswig-Holstein, und den Angeboten im Bereich des e-Learnings, etwa das Kinder-Lernprogramm Scoyo, bleibt die Stadtbücherei auf Augenhöhe mit kommenden Generationen von Büchereinutzern.

Doch im Jahr 25 nach der Gründung sprechen Ingo Tschepe und Bildungswerkeleiter Manfred Philipp weniger über digitale oder gedruckte Medien, dafür mehr über Möbel, Lichtkonzepte und Beratungsangebote. „Denn die Leute kommen in die Bücherei, um Zeit hier zu verbringen“, sagt Philipp. Die Investitionen der letzten Jahren zielten auf die Inneneinrichtung, auf einer moderne Lese-Lounge, auf helle, lesefreundliche LED-Beleuchtungskonzepte und ein automatisches Rückgabesystem für die Bücher. „Die Bücherei wird auch zunehmend Arbeitsort für die Menschen. Deswegen werden wir in Zukunft eher mehr als weniger Raum brauchen – mehr Platz, weniger Regal“, sagt Philipp. Nischen und Ecken für den Rückzug zum Studium würden gebraucht.

Herzstück der Büchereien seien ihre Mitarbeiter. 14 sind es alleine in Norderstedt Mitte. 12.000 Kundenanfragen werden pro Jahr bearbeitet. Die Nutzer der Bücherei wollen angeleitet, hingewiesen und fortgebildet werden. Besonders Schüler stehen im Fokus. „Die können zwar alle googeln, aber scheitern bei der Auswertung der Suchergebnisse“, sagt Stadtbücherei-Mitarbeiterin Christina Gerisch. In der Bücherei können die Mitarbeiter den Schülern zeigen, wie sie in zuverlässigen Quellen recherchieren und verantwortlich mit dem Medium Internet umgehen „Wir wollen demnächst die individuelle Beratung für Schüler anbieten. Und für die Beratung von Gruppen brauchen wir mehr Arbeitsplätze“, sagt Gerisch. Zuletzt habe sie 30 Schüler an nur zwei Arbeitsplätzen geschult.

In der Bilanz der Bildungswerke sorgt die Stadtbücherei mit für 2015 geplanten etwa 2,5 Millionen Euro an Ausgaben und nur etwas über 800.000 Euro an Einnahmen für ein Defizit von über 1,6 Millionen Euro. In jeden der 15.265 Nutzer investiert die Stadt jährlich also etwa 163 Euro.

Das Jubiläum der Hauptbücherei Mitte soll am Sonnabend, 15. November, von 9 bis 17 Uhr bei einem Familienfest gefeiert werden. Es wird eine Bücher-Auto-Werkstatt mit dem Künstler Hermann Krekeler geben. Ausrangierte Bücher werden hier zu Rennautos, die auf einer Rennstrecke um die Wette fahren können. Mit der Präsentation eines 3-D-Druckers, der künftig das Angebot erweitert, stellt die Bücherei seine Zukunftsfähigkeit unter Beweis, wie Tschepe sagt. Die Norderstedter können erleben, wie der Drucker Bücherei-Logos oder kleine Flugzeuge aus Plastik druckt. Gegen 14 Uhr werden Stadtpräsidentin Kathrin Oehme und Hans-Jürgen Lorenzen, Direktor der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, Grußworte sprechen, danach werden fünf Autoren aus Norderstedt aus ihren Werken lesen.