Thomas Wilken, Kreistags-Vize der Piratenpartei, wechselt zu den Neuen Liberalen

Kreis Segeberg. Was Thomas Wilken über die Piraten in Schleswig-Holstein sagt, klingt reichlich desillusioniert. „Die gute Idee der Piratenpartei ist in Schleswig-Holstein an den Personen gescheitert.“ Die einstigen sozialen und liberalen Themen der Piratenpartei seien für ihn nicht mehr erkennbar. Die beachtenswerten Erfolge der Piratenpartei seien zu fast 100 Prozent den Leistungen einzelner Abgeordneter und vereinzelter Mitglieder der Piraten zu verdanken. Wilken, stellvertretender Vorsitzender der Zwei-Mann-Kreistagsfraktion der Piraten in Bad Segeberg, hat nun für sich den Schlussstrich unter das Freibeuter-Experiment gezogen. „Wir sind hier die Feierabendpolitiker, und die Profis sitzen in Kiel. Dann sollen die jetzt mal alleine weitermachen.“

Wilken wirft hin. Aber sein Mandat nimmt er mit. „Ich bin als Abgeordneter nur meinem Gewissen verpflichtet“, sagt er. Seine Idee einer „Politik aus einem Guss“, die er bei den Piraten in den letzten Jahren so sehr vermisste, will er nun bei einer ganz neuen politischen Kraft suchen – den Neuen Liberalen, die Neuerfindung der FDP aus Hamburg. „Es gibt einige Abtrünnige bei den Grünen, bei den Piraten und in der SPD im Land, die nur darauf gewartet haben, dass mal einer mit Mandat in Schleswig-Holstein zu den Neuen Liberalen wechselt.“ Und genau das tut Wilken nun. Die Neuen Liberalen ziehen nun quasi in den Kreistag ein, ohne sich je dem Wähler zur Wahl gestellt zu haben. „Ich will bis zum Ende der Legislaturperiode weiterhin Politik im Kreistag machen. Danach ist Schluss“, sagt Wilken. „Ich hatte Kontakte zur Fraktion der FDP und zu den Unabhängigen. Aber letztlich habe ich mich für die Neuen Liberalen entschieden.“ Da es sich bei dem Einzug einer neuen Partei in den Kreistag durch den Wechsel eines Mandatsträgers um ein politisches Novum im Kreistag handelt, versicherte sich Wilken bei der Kreiswahlleitung, dass alles mit rechten Dingen zugeht. „Die Kreiswahlleitung hat sich wiederum bei der Landeswahlleitung rückversichert und uns schließlich grünes Licht gegeben“, sagt Wilken.

Auf einer Klausurtagung der Kreispiraten haben Wilken und die übrigen Segeberger Piraten das weitere Vorgehen besprochen. „Es herrscht Einigkeit über die Gründung einer Fraktionsgemeinschaft Neue Liberale/Piratenpartei“, sagt Wilken. In der neuen Doppelfraktion wolle er weiterhin den Vize machen, während der Piraten-Vorsitzende Toni Köppen den Job des Fraktionschef behält. Auch die drei bürgerlichen Ausschussmitglieder wollen weiterhin in der Fraktion tätig sein. Ein viertes bürgerliches Mitglied der Neuen Liberalen soll mittelfristig dazustoßen, sagt Wilken.