Ich kehre gerade von einer Reise zurück, schlage informationsbegierig die Zeitung meines Vertrauens auf und lese die Schlagzeile: „Als Erstes kommen in Bad Bramstedt die Ampeln weg“. Als Zweites evakuiert man die Eingeborenen, dann wird der komplette Ort säuberlich aufgerollt und auf den Sperrmüll gestellt, worauf ihn emsige Hände in einen zerbeulten Transporter zerren, irgendwo im Osten abwerfen und flugs wieder ausrollen, weil ja doch irgendwie die Hälfte noch gut ist?

Nein, lehrt mich die weitere Lektüre, ganz so garstig ist es nicht. Die Rede ist lediglich von den Ampeln am Bramstedter Bleeck. Die waren ja eigentlich sowieso schon nicht mehr da. Im Prinzip zwar doch, nur eben nicht mehr in Betrieb, seit man sie vor Jahresfrist im Zuge der Bleeck-Umgestaltung mit einer Art Müllsäcken verhüllt hat. Das Ganze mit der Ansage, man wolle erst mal ausprobieren, ob die überhaupt besonders fehlen, die Ampeln. Anscheinend hat sich jetzt herausgestellt: Diese Ampeln braucht man nicht mehr. Und die Entsorgung ist – dank bereits montierter Müllsäcke – ausgesprochen praktisch zu vollziehen. Jetzt freuen sich alle, die den Anblick der plastikumhüllten Verkehrszeichen grausig fanden. Ich sehe darin eine verpasste Chance. Anderswo entfacht es einen unglaublichen Rummel, wenn man ungewöhnliche Dinge in Planen einwickelt.

Beim Reichstag hat das seinerzeit wunderbar funktioniert. Man hätte die ganze Aktion von Anfang an als Kunst-Performance verkaufen sollen. Die Leute würden heute noch Schlange stehen und Eintritt dafür bezahlen, um einmal über den Bleeck laufen zu dürfen – wenn nicht die Mitarbeiter des Kreisverkehrsamts, sondern Christo plus Helfer die Ampeln eingetütet hätten. Der Anblick wäre im Endeffekt ähnlich gewesen wie jetzt, aber niemand hätte sich daran gestört. Und die Stadt Bad Bramstedt müsste nicht den geplagten Anliegern dieses Platzes Rechnungen in Höhe von 300.000 Euro für die Umbaumaßnahmen schreiben, sondern könnte den Haushalt sanieren.

Chance vertan, und die Ampeln sind bald weg. Aber ich freue mich schon auf das nächste Highlight am Bleeck: Noch in diesem Jahr werden hier Schilder aufgestellt, die über die Verkehrsregeln an den einzelnen Zufahrten informieren sollen. Ich schätze, da besteht wieder eine solide Hoffnung auf ein weiteres Stück Realsatire.

Wäre aber auch mal ganz nett, wenn ich mich da irre.