Auf einer Wiese am Harthagen wird das Radioteleskop LAFOR gebaut und damit eine Lücke im Universum geschlossen

Norderstedt. Die Forscher wollen ein ganz neues Bild des Universums erstellen, den Urknall erforschen oder Pulsare, Riesensterne, die kurz davor sind, als Supernova zu vergehen, entdecken. Und bei dem ehrgeizigen Projekt spielt Norderstedt eine wichtige Rolle. Am Harthagen wird auf dem Acker von Landwirt Hans-Peter Krohn die sechste deutsche LOFAR-Station entstehen, 192 hochsensible Dipolantennen mit einer Höhe von 1,70 Meter, verteilt auf einer Fläche von 200 mal 100 Metern und installiert auf der Norderstedter Wiese.

LOFAR steht für Low frequency Array, ein modernes Radioteleskop. Mit dem LOFAR gehen die Forscher der Universitäten in Hamburg und Bielefeld auf die Jagd nach Radiosignalen. Nicht jenen, die von Rundfunk, Fernsehen oder Mobilfunk ausgestrahlt werden. Sondern jenen, die vor Milliarden von Jahren bei der Entstehung der allerersten Sterne im Universum entstanden sind. Es sind die Sendungen vom Anbeginn der Zeit.

Doch der Startschuss für den ganz neuen Blick ins All stand unter keinem guten Stern: Es regnete, als die Arbeiter mit dem Aufbau des Radioteleskops begonnen haben. Was da bisher zu sehen ist, erinnert zumindest den Laien an eine Ansammlung von mit schwarzer Kunststofffolie verhüllte kniehohe Boxen. Doch unter der Hülle verbirgt sich die Technik, die die Signale der Antennen über symmetrisch verlaufenden Kabel an die Hochleistungsrechner weitergibt, die in einem Container untergebracht werden. Die Rechner bereiten die Signale auf und übertragen sie per Glasfaserleitung zum zentralen, extrem schnellen Auswerterechner nach Groningen in den Niederlanden. Dort werden die Signale mit denen der 49 LOFAR-Stationen zusammengeschaltet, die über die Niederlande, Deutschland, Großbritannien, Schweden und Frankreich verteilt sind.

„Die Radiosignale aus dem Universum sind extrem schwach. Um sie zu empfangen, müssen die vom Menschen erzeugten Radiosignale herausgefiltert werden“, sagt Schwarz. Für die LOFAR-Stationen ist es wichtig, dass in ihrer Nähe so wenig wie möglich Radiostrahlung erzeugt wird. Ihre Antennen haben allein die Aufgabe, rund um die Uhr ins Weltall zu lauschen und strahlen selber keine Signale ab. Die Forschungsanlagen arbeiten selbststätig, menschliche Hilfe brauchen sie nicht. „Das Antennenfeld wird keine Geräusche verursachen und keine Strahlung oder Abgase ausstoßen“, sagt Schwarz.

„Damit wir später präzise messen können, müssen alle Antennen mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern auf einer ebenen Fläche aufgestellt werden – einer Fläche, die so groß ist wie ein Fußballfeld“, sagt der Wissenschaftler. Die Antennen-Bauteile werden in 25 Lasterladungen angeliefert. Bereits Ende November soll das Radioteleskop den Testbetrieb aufnehmen, das hochsensible Messgerät soll Anfang 2015 dann den regulären Betrieb aufnehmen.

Dieter Engels von der Sternwarte der Universität Hamburg hatte zum Projektstart erklärt, warum Norderstedt für das LOFAR ein guter Standort ist. „Die Wiese am Harthagen ist ein strahlungsarmes Gebiet. Für die enormen Datenmengen, die die Antennen liefern haben wir das hochleistungsfähige Glasfaser-Netz von wilhelm.tel zur Verfügung. Und die Unterstützung durch die Stadt Norderstedt für das Projekt war einmalig gut.“ Außerdem deckt die Norderstedter Station einen Bereich innerhalb des Radioteleskopes ab, der bislang blind war. „Norderstedt schließt somit eine Lücke im Universum“, hatte wilhelm.tel-Chef Theo Weirich gesagt. „Wir holen damit ein Stück Grundlagenforschung in unsere Stadt.“

Auch Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote hatte es ausdrücklich begrüßt, dass Norderstedt Ort eines derartig interessanten Forschungsprojekts ist. „Es ist für viele Unternehmen interessant, sich im Dunstkreis solcher Projekte anzusiedeln. So etwas spricht sich bis weit über die Grenzen der Stadt herum, „ hatte der Verwaltungschef gesagt, als klar wurde, dass die Stadt mit von der Partie ist, wenn es um nicht mehr und nicht weniger als die Entstehung der Erde geht. Außerdem findet Grote es mehr als faszinierend, dass eine Norderstedter Wiese dazu beitragen wird, Einsteins Relativitätstheorie zu überprüfen oder die Frage zu klären, wie Norderstedt zu Zeiten des Urknalls ausgesehen haben mag.