Nachbarn haben das Beet an der Waldstraße angelegt und pflegen es gemeinsam. Initiative wurde jetzt ausgezeichnet

Norderstedt. Ein Teil des Preises kam gleich zum Einsatz. Gerda und Wolfgang Meister hatten die neue Heckenschere ausgepackt, um die Stauden in ihrem Beet an der Waldstraße zu stutzen. Ein Beet, das die beiden Norderstedter gemeinsam mit Nachbarn pflegen, auch mit noch ganz kleinen. Die Waldpiraten aus der nahe gelegenen Kita Storchengang haben zusammen mit den Meisters das Rasenstück an der viel befahrenen Norderstedter Ost-West-Verbindung im Mai 2013 in eine blühende Fläche verwandelt.

Das Projekt war eingebettet in den bundesweiten Wettbewerb „ZukunftsWerkStadt“, an dem sich Norderstedt mit dem Ziel beteiligt, bis 2040 klimaneutral zu werden, also nur so viel CO2 in die Luft zu pusten, wie auch in der Stadt gebunden wird. Mehrere Arbeitsgruppen hatten sich gebildet, Gerda Meister ist Sprecherin der Gruppe „Stadtgrün“, die die Straßenränder zum Blühen bringen will. „Nicht nur Bäume, sondern auch die Blattmasse der dicht stehenden Stauden trägt zur Reduzierung von CO2 bei“, sagt Gerda Meister, die weitere Vorteile der naturnahen Grünstreifen nennt: Die Pflanzen kommen mit wenig Pflege aus, es muss nicht gemäht werden, was wiederum den CO2 -Ausstoß reduziert. Und das Stadtgrün ist ein Paradies für Insekten.

Das Staudenbeet taugt aber nicht nur für den Klimaschutz, sondern ist auch sozial wertvoll. Für das Projekt schließen sich Menschen zusammen, die Waldpiraten und die Erwachsenen. Nachbarn sorgen gemeinsam dafür, dass die Pflanzen nicht vertrocknen. „Gerade in den letzten beiden regenarmen Sommern war es wichtig, dass die Stauden und Blumen ständig gewässert wurden“, sagt Gerda Meister. Und da hätten die Nachbarn immer wieder Gießkannen mit dem Wasser raus ihrer großen Regentonne gefüllt, einige Hundert Meter zum Beet zurückgelegt und gegossen. „Gerade in der Anwachsphase ist es wichtig, dass die Wurzeln regelmäßig gewässert werden, und das ist uns gemeinsam gelungen“, sagt die Initiatorin.

Auf einen Artikel im Hamburger Abendblatt habe sich das bundesweite Netzwerk Nachbarschaft bei ihr gemeldet und gefragt, ob sie und ihre Mitstreiter sich für den Wettbewerb „Die schönsten Nachbarschaftsaktionen 2014“ melden wollen. Die Gruppe nutzte natürlich gern die Chance – und gewann einen Sonderpreis des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen. Durchaus beachtlich, hatten sich doch immerhin 104.000 Nachbarn aus dem gesamten Bundesgebiet beteiligt (s. Info-Kasten).

„Da hat sich der Aufwand ja gelohnt“, sagt Gerda Meister. Sie hatte auf zwei Seiten das Projekt beschrieben und dabei auf einen weiteren Vorteil der gemeinsamen Pflanzaktion hingewiesen: Die Kinder kamen zweimal pro Tag am Staudenbeet vorbei, morgens auf ihrem Weg von der Kita in den Wald und mittags auf dem Rückweg zur Einrichtung. „Dadurch, dass die Jungen und Mädchen einige Pflanzen selbst in die Erde gebracht und ihnen quasi beim Wachsen zusehen konnten, haben sie eine wertschätzende Beziehung zum Beet und zur Natur insgesamt hergestellt“, heißt es im Bewerbungsschreiben, das die Jury offensichtlich überzeugt hat.

Der Gewinn ist inzwischen eingetroffen. Neben der Heckenschere haben die Sponsoren des Nachbarschaftsnetzes 300 Euro spendiert. Geld, das die ehrenamtlichen Beetpfleger gut gebrauchen können. „Wir haben bisher zwischen 80 und 100 Euro investiert, weil wir unter anderem im Herbst zehn bis zwölf Säcke Laub entsorgen müssen“, sagt Wolfgang Meister. Pflanzen müssten zudem ersetzt werden.

Die Kinder sind nicht mehr eingebunden. Durch die Bauarbeiten an der Oadby-and-Wigston-Straße nehmen sie einen anderen Weg. Und der erhoffte Multiplikatoren-Effekt ist auch ausgeblieben. Nachahmer hat die Pflanzaktion an der Waldstraße bisher nicht gefunden. „Ich denke, man braucht einen langen Atem. Warum auch immer, aber es ist einfach schwierig, Menschen für solche Aktivitäten zu gewinnen“, sagen die Meisters, die aber in jedem Fall weitermachen wollen.