WiN kritisiert Positionspapier – Katalog wurde verfasst, ohne die Politiker einzubeziehen

Norderstedt. Das gemeinsame Positionspapier von Norderstedt, Quickborn und Hasloh, das in den Lärmaktionsplan für den Flughafen Hamburg einfließen soll, sei ein zahnloser Tiger und bringe keine Verbesserungen für die Norderstedter. Sie würden durch den Zehn-Punkte-Plan nicht vom Fluglärm entlastet. Das sagt die Norderstedter Wählerinitiative WiN, nachdem Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote die Stadtvertreter über den Zehn-Punkte-Plan informiert hatte (das Abendblatt berichtete).

„Die Bereitschaft des Oberbürgermeisters, den Lärm zu reduzieren, ist zwar begrüßenswert. Aber leider wurde der Katalog verfasst, ohne die Politiker einzubeziehen. Dadurch hat die Stadt die Chance vertan, die Erfahrungen der Betroffenen einfließen zu lassen“, Reimer Rathje, Fraktionschef der WiN, betont, dass er und seine Mitstreiter sich grundsätzlich für den Flughafen Hamburg aussprechen und die damit verbundenen Emissionen akzeptieren. „Nur die einseitige extreme Belastung der schleswig-holsteinischen Bevölkerung, insbesondere in Norderstedt, stößt an eine Belastungsgrenze, führt nachweislich zu Gesundheitsschäden und ist nicht mehr ertragbar“, sagt der Fraktionschef der WiN.

Er kritisiert zudem, dass die Norderstedter Politiker sehr spät informiert worden seien. So habe die Stadt Norderstedt das Positionspapier vom Umweltministerium am 29. September erhalten. Grote hatte die Stadtvertreter am 7. Oktober darüber informiert, die Kommunalpolitiker hätten das Protokoll am 9. Oktober bekommen. „Die Bürgerinitiative BAW in Hamburg-Duvenstedt hat dieses Schreiben schon am 2. Oktober erhalten. Wir Norderstedter sind also mit Abstand die Letzten, die informiert wurden, obwohl wir am stärksten vom Fluglärm betroffen sind“, sagt Rathje. Die Kommunikation des Ministeriums und der Stadtverwaltung sei verbesserungswürdig.

Inhaltlich schreibe das Maßnahmenbündel nur fest, was ohnehin Auflage sei. Vorschläge wie lärmoptimierte Starts und Landungen kämen den Quickbornern zugute, nicht aber den Norderstedtern. „Selbst eine wesentliche Erhöhung der Landeentgelte für laute Maschinen stellt keinen Anreiz für die Fluggesellschaften zur Anschaffung neuerer Flugzeuge für den Flughafen Hamburg dar“, sagt Rathje. Die Betriebszeiten sollen schon jetzt strikt eingehalten werden, aber: In jeder Nacht starteten und landeten verspätete Maschinen. Für jeden dieser Verstöße gebe es eine Erklärung. Es sei nicht zu erkennen, dass Hamburg bzw. der Flughafen daran etwas ändern.

Der Vorschlag, die Starts früh morgens und abends zu bündeln und im Wechsel über die vier Bahnen erfolgen zu lassen, würde die Belastung für die Norderstedter noch erhöhen, denn die Bahnbenutzungsregeln schreiben vor, dass grundsätzlich alle Flugzeuge über Norderstedt hinweg starten und zwischen 22 Uhr und 7 Uhr auch landen sollen. „Eine Bündelung hat zur Folge, dass alle Starts und Landungen in den Tagesrandzeiten über Norderstedt erfolgen und nicht mehr 80 oder 90 Prozent. Das wäre eine klare Verschlechterung und ein Rückschritt“, sagt Rathje.

Im Juli 2014 erfolgten vier Starts über Hamburg-Alsterdorf und 5248 Starts über Norderstedt. „Wenn einem Kind in Alsterdorf nur vier Starts zugemutet werden können, da eine erhöhte Anzahl gesundheitsgefährdend ist, dann können 5248 Starts für Kinder in Norderstedt nicht unbedenklich sein“, sagt der Fraktionschef. Die WiN setzt sich dafür ein, dass keine Starts nach 22 Uhr erfolgen. Flüge um 22.15 Uhr nach Antalya oder um 22.45 Uhr nach Izmir seien weder von den Anwohnern noch von den Passagieren gewünscht.

Die Windrichtung als Erklärung für die Start- und Landerichtung sei zu vernachlässigen. Moderne Maschinen müssten sich bei wenig Wind nicht mehr nach der Windrichtung richten. Der zweitgrößte Flughafen Deutschlands, München, besitze nur parallel angeordnete Bahnen. „Uns ist nicht bekannt, dass der Flugverkehr in München eingestellt wird, weil die Maschinen bei Seitenwind starten müssen“, sagt Rathje. Starts und Landungen in Hamburg würden auch bei extremem Seitenwind über Norderstedt abgewickelt. Die WiN werde weiter mit der Norderstedter Bevölkerung für eine gerechtere Fluglärmverteilung kämpfen. „Wir erwarten zugleich ein entschiedeneres Verhalten der anderen politischen Parteien und des Oberbürgermeisters“, sagt Rathje.