In der Gemeinde Tangstedt werden derzeit verschiedene Modelle des altersgerechten Wohnens diskutiert

Tangstedt. Niemand, der womöglich seit Jahrzehnten in einer Gemeinde lebt, möchte gern sein Eigenheim aufgeben. Doch wenn es beispielsweise körperliche Umstände im Alter unmöglich machen, einen großen Haushalt alleine zu führen, so ist es zumindest wichtig, seinen Heimatort nicht zu verlassen, die vertraute Umgebung beizubehalten, den Lebensabend nicht in Einsamkeit verbringen zu müssen.

Kleinere Orte wie Tangstedt können in diesen Fällen strukturell an ihre Grenzen stoßen. Ausreichender altersgerechter Wohnraum – barrierefrei, bezahlbar, zentral gelegen – fehlt oftmals, sodass Menschen gezwungen sein könnten wegzuziehen. Das ist ein Einschnitt für die Betroffenen, schadet allerdings auch der Sozialstruktur.

Dass es eine Reihe von Möglichkeiten gibt, dies zu verhindern, zeigte eine Informationsveranstaltung in der Tangstedter Mühle. Die SPD, FDP und die Bürgergemeinschaft Tangstedt (BGT) diskutierten mit 80 Bürgern und Fachleuten aus Politik und Wohnungswirtschaft über verschiedene Modelle, wie neuer Wohnraum geschaffen und finanziert werden könne.

Der Austausch soll regelmäßig fortgesetzt werden mit weiteren öffentlichen Foren und zudem einer interfraktionellen Arbeitsgruppe in der Gemeindevertretung. Auch, weil all dies nicht auf Wunschdenken basiert, sondern bereits ein formales Fundament hat – den Vorentwurf des Bebauungsplans 31.

Darin ist ein Areal verzeichnet, das fraglos als Filetstück bezeichnet werden kann. Fast 3000 Quadratmeter umfasst die Fläche, sie befindet sich direkt an der Hauptstraße in Nachbarschaft zum Rathaus und gehört der Gemeinde. Neben einem leer stehenden Gebäude und einem unbebautem Stück gibt es hier noch einen Bäcker. Hier sollen mittelfristig etwa 20 Wohnungen entstehen – ausdrücklich ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Senioren und möglichst größer als 50 Quadratmeter. „Ein Bäcker mit Café sollte dort nach Möglichkeit auch weiterhin sein“, sagt Immo Fork (BGT), Vorsitzender des Planungs- und Umweltausschusses und ebenso in der Arbeitsgruppe vertreten.

Die Tangstedter Politik bearbeitet den Plan schon seit längerem; der letzte Stand ist von 2013. Bald sollen die Überlegungen allerdings endlich konkret werden. In der Tangstedter Mühle wurden bereits die möglichen Optionen erörtert, in welchem Maße gebaut werden könnte. Ein Beispiel liefert Henstedt-Ulzburg: Der Verein „Gemeinsam toHUs“, gegründet erst im Februar 2013, wird an der Straße Am Wöddel ein Projekt gemeinsam mit dem Bauverein Kaltenkirchen realisieren. 23 Wohnungen sollen entstehen, teils frei finanziert, teils durch öffentliche Mittel. Bei diesem Genossenschaftsmodell hat der Verein ein Vorschlagsrecht für Mieter.

Oder es wird ein Investor als Partner gesucht. Die Nachbargemeinde Bargfeld-Stegen könnte als Vorbild dienen. Dort verpflichtete die Politik einen Bauherren dazu, nicht nur 20 Einzelhäuser zu bauen, sondern auch eine Anlage mit 16 barrierefreien und teils zudem behindertengerechten Wohnungen. „Es ist aber noch unklar, ob es reine Seniorenwohnungen sein werden oder eine gemischte Wohnanlage“, sagt Michael Kannieß (SPD), der den Informationsabend mitorganisiert hatte. Befürworter gebe es für beide Varianten. Zumal Dieter Wenskat vom Landesseniorenrat riet, die Wohnungen Menschen aller Alters- und Einkommensschichten anzubieten. Er verwies auf ein Mehrgenerationenhaus des „Vereins für Selbstbestimmtes Wohnen am Sandberg“ in Elmshorn, wo diesbezüglich gute Erfahrungen gemacht wurden.

Klar ist, wie Immo Fork betont: „Der Bebauungsplan muss vorhabenbezogen sein.“ Das heißt, dass die Gemeindevertretung ein gemeinsam mit einem Partner entworfenes Konzept beschließen muss. Anschließend prüft der Kreis Stormarn das Vorhaben, ferner haben auch die Anwohner ein Recht, Anregungen und Vorschläge vorzutragen. Weil es allerdings einen grundsätzlichen Konsens gibt, ist Michael Kannieß zuversichtlich. „Ich bin mir sicher, dass es bis zum Ende der Legislaturperiode 2018 abgeschlossen ist.“