Wolfgang Sievers hat den Verein Götzberger Windmühle gegründet und 250.000 Euro für die Mühlensanierung zusammengetragen

Die Mühle erhebt sich mächtig in der Endmoränenlandschaft am Ende der Gemeinde. Von hier aus blicken Besucher weit in das Land, bei gutem Wetter bis zum Hamburger Fernsehturm. Sie ist längst das heimliche Wahrzeichen der Gemeinde Henstedt-Ulzburg geworden. Es ist ein kleines Wunder, dass die Götzberger Windmühle überhaupt noch steht und wieder funktionsfähig geworden ist. Das ist einem Mann zu verdanken, der den Erhalt der Mühle zu seinem Lebenswerk gemacht hat: Wolfgang Sievers, Gründer und Motor des Vereins Götzberger Windmühle, erhält in diesem Jahr den Bürgerpreis der Gemeinde Henstedt-Ulzburg.

Die Götzberger Windmühle – immer im Besitz der Familie Schlüter – wurde 1877 gebaut und ist somit ein historisches Zeugnis längst vergangener Tage. Am 18. April 2004 macht Wolfgang Sievers erstmals öffentlich auf die Notlage der Familie Schlüter aufmerksam: Etwa vier Wochen vorher hat ein heftiger Sturm großen Schaden an dem historischen Gebäude angerichtet. Ein Flügel war abgebrochen und dabei das Dach beschädigt. Gebäude und Dach sind versichert, die Versicherungsprämie für die Flügel hätte jedoch die finanziellen Möglichkeiten der Familie Schlüter überschritten. Damals wird in er Öffentlichkeit erstmals deutlich, dass ein viel beachtetes und geliebtes Wahrzeichen für die Besitzer zwar einen ideellen Wert hat, seit Jahren aber kein Geld mehr damit verdient werden kann. „Wir können die Mühle aus eigener Tasche nicht länger für die Allgemeinheit erhalten“, erklärt damals Mühlenbesitzer Klaus Schlüter.

Damit ist allen klar, wie bedroht das denkmalgeschützte Gebäude ist. Die Gemeinde selbst kann und will damals finanziell nicht einspringen, also tritt Wolfgang Sievers auf den Plan, der geradezu eine Art moralische Verpflichtung verspürt, hier helfend einzugreifen. Denn Sievers ist 2004 Vorsitzender der Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg (WHU), die bis heute mit der Mühle auf ihren Broschüren während der Kommunalwahlen wirbt. In Gesprächen mit der Familie Schlüter und anderen Henstedt-Ulzburgern stellt er schnell fest, dass nur ein Verein helfend eingreifen kann. Die Struktur eines Vereines sichert aktive und passive Mitglieder, erlaubt steuermindernde Spenden sowie Zuschüsse von Land, Kreis und Gemeinde. Ein Verein kann darüber hinaus eine Zusammenarbeit zwischen Mühle und dem Futtermittelhandel des Familienbetriebes Schlüter organisieren. Von vornherein legt Wolfgang Sievers Wert darauf, dass der Verein und sein eigenes Engagement nichts mit den kommunalpolitischen Aktivitäten zu tun hat.

Pfingstmontag 2004, dem traditionellen Mühlentag, wird der Verein Götzberger Windmühle gegründet – nicht im oder am Mühlengebäude, sondern im Bürgerhaus. Die groß angelegte Erste-Hilfe-Aktion beginnt zu rollen, das Spendenkonto wächst, spektakuläre Aktionen sorgen für Gesprächsstoff und dafür, dass die Mühle und deren Rettung sich im Lang- und Kurzzeitgedächtnis der Bürger verankert. 2006 ist so viel Geld vorhanden, dass mit dem ersten Bauabschnitt der Sanierung begonnen wird. Im Mai 2007 wird die neue Mühlenkappe aufgesetzt. Und so geht so geht es Schritt für Schritt weiter bis zur vollständigen Sanierung des historischen Bauwerkes.

Wolfgang Sievers freut sich über den Bürgerpreis, aber er weist auch immer wieder darauf hin, dass er alleine es nie geschafft hätte: „Die Mitglieder des Mühlenvereins und viele Helfer haben dafür gesorgt, dass wir heute dieses wunderschöne Bauwerk wieder bewundern und genießen können.“

Tatsächlich ist der Mühlenverein bis heute aktiv: Er organisiert Mühlenführungen und den jährlichen Mühlentag, an dem Hunderte von Besuchern nach Götzberg strömen. Bis zu 45 freiwillige Helfer sind nötig, um diesen Tag einwandfrei über die Bühne zu bringen. Und für jeden zusätzlichen Helfer sind Wolfgang Sievers und seine Mitstreiter dankbar.

Ein besonderer Verdienst des künftigen Bürgerpreisträger ist das Einbinden der Öffentlichkeit in die Aktionen des Mühlenvereins. Es wird zwar im Stillen geplant und gearbeitet, von den jeweiligen Erfolge jedoch erfährt die breite Öffentlichkeit im angemessenen Rahmen. Denn als gewiefter Kommunalpolitiker war es Wolfgang Sievers von vornherein klar, dass nur eine gute Medienarbeit ein optimales öffentliches Interesse generiert.

Das Anbringen neuer Mühlenflügel wird zum Beispiel zu einer großen Medienaktion, die jährlichen Mühlentage werden nicht nur zielgenau geplant und organisiert, sondern auch im großen Stil angekündigt. Davon könnten so manche andere Vereine oder Parteien noch lernen.

In diesem Jahr beteiligte sich der Mühlenverein erstmals am bundesweit begangenen Tag des offenen Denkmals. Natürlich mit großem Erfolg. All diese Aktionen und Bemühungen haben dafür gesorgt, dass die Götzberger Mühle in den öffentlichen Fokus geraten und vor allem auch dort geblieben ist.

Mit Wolfgang Sievers bekommt erstmals ein Henstedt-Ulzburger den Bürgerpreis, der nicht nur auf einem Gebiet besonders aktiv war. Nachdem sich der frühere Vertriebsbereichsleiter der Hauni Maschinenbau 1977 mit seiner Familie in Henstedt-Ulzburg angesiedelt hatte, bekleidete er viele Ehrenämter in verschiedenen Bereichen. Aber erst als er sich aus der aktiven Politik zurückzog, war er preiswürdig. Denn an aktuelle Gemeindepolitiker darf dieser Preis nicht vergeben werden. So steht es in den Statuten.

Der Bürgerpreis 2014 wird während einer Feierstunde für das Ehrenamt am Freitag, 5. Dezember, im Ratssaal von Bürgervorsteher Uwe Schmidt überreicht. Der Preis ist mit 400 Euro dotiert. Die Feierstunde wird zu Ehren und zur Würdigung des Engagements der ehrenamtlich tätigen Personen, Vereine und Institutionen, die sich in Henstedt-Ulzburg für die Allgemeinheit engagieren, veranstaltet. Die Veranstaltung ist öffentlich und beginnt um 17.30 Uhr. Ideengeber dieser Veranstaltung war einst der frühere Bürgervorsteher Horst Schmidt.