Staatsanwaltschaft ermittelt gegen leitenden WZV-Mitarbeiter. Er soll 16.000 Euro veruntreut haben

Kreis Segeberg. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt gegen eine leitenden Mitarbeiter des Wege-Zweckverbandes (WZV) Segeberg. Der Mann soll bei Buchungsvorgängen Geld veruntreut und einen finanziellen Schaden von 16.000 Euro angerichtet haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen den Beschuldigten, der die fünf Recyclinghöfe des WZV in Norderstedt, Bad Segeberg, Damsdorf/Tensfeld, Schmalfeld und Neumünster leitet, gegenüber dem Abendblatt bestätigt. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft und der Polizei haben auf dem Betriebsgelände des WZV in Bad Segeberg und auf dem Recyclinghof in Norderstedt, auf dem der Beschuldigte gearbeitet hat, Unterlagen sicher gestellt. Sie werden zurzeit ausgewertet.

Weitere Details, wie genau der WZV-Mitarbeiter Einnahmen unterschlagen haben soll, sind bisher nicht bekannt. Der Vorsteher des WZV, der für die Müllabfuhr im Kreis Segeberg außer in Norderstedt zuständig ist, Jens Kretschmer, stellt sich hinter den Beschuldigten.

„In den Fokus der Ermittlungen ist ein langjähriger Mitarbeiter des WZV in verantwortungsvoller Funktion geraten. Dieser Umstand beruht offenbar auf Hinweisen Dritter gegenüber der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Tatsächlich ist der Mitarbeiter bislang aber stets als absolut zuverlässig in Erscheinung getreten. Aus Sicht des WZV gibt es zu diesem Zeitpunkt keinerlei Hinweise, die auf die Täterschaft des betreffenden Mitarbeiters schließen lassen“, schreibt der WZV-Vorsteher in einem Brief an die Mitglieder der WZV-Verbandsversammlung. Er habe dieses Vorgehen mit der Vorsitzenden der WZV-Verbandsversammlung, Beatrix Klüver, und dem Vorsitzenden des WZV-Hauptausschusses, Gerd Lentföhr, abgestimmt.

Kretschmer hat die Durchsuchungen auf dem Betriebsgelände des WZV und dem Recyclinghof in Norderstedt nicht selbst miterlebt. Er sei am vergangenen Donnerstag in seiner Funktion als Mitglied des Vorstandes des Verbandes kommunaler Unternehmen in Brüssel gewesen. Während der dortigen Vorstandssitzung habe ihn WZV-Bereichsleiter Torsten Höppner telefonisch darüber informiert, dass Mitarbeiter von Staatsanwaltschaft und Polizei im Haus des WZV in Bad Segeberg und auf dem Recyclinghof in Norderstedt sind. Anlass für die Durchsuchungen seien Vermutungen, dass auf dem Recyclinghof Einnahmen unterschlagen worden sein sollen.

In diesem Fall sei der WZV von den Ermittlern überrascht worden. Es habe, so Kretschmer, keine Anzeichen für ein fehlerhaftes oder gar kriminelles Handeln des Beschuldigten gegeben. Er vermute, dass irgendjemand seinem Mitarbeiter schaden wolle.

In einem anderen Fall hatte der Verband im Jahr 2005 selbst die Initiative ergriffen und einen Detektiv engagiert, um einen kriminellen Mitarbeiter zu überführen. Der 52-jährige Fahrer hatte mutmaßlich über mehrere Jahre wertvolles Altmetall aus der Sperrmüllsammlung abgezweigt und zu Geld gemacht. Gedeckt wurde sein kriminelles Handeln von einem direkten Vorgesetzten, der sich offenbar selbst auf der illegalen Halde des 52-Jährigen bediente. Beiden Mitarbeitern hatte Jens Kretschmer fristlos gekündigt und die Staatsanwaltschaft Kiel eingeschaltet, die gegen die beiden WZV-Mitarbeiter ermittelte.

Auch im Norderstedter Rathaus sind die Ermittlungen gegen den WZV-Mitarbeiter in führender Position Thema. Die Stadt betreibt den Recyclinghof an der Oststraße gemeinsam mit dem WZV, neben Mitarbeitern des WZV sind dort auch Beschäftigte der Stadt Norderstedt im Einsatz. „Der Beschuldigte ist zwar nicht unser Mitarbeiter. Sollte sich der Verdacht aber erhärten und der Mann tatsächlich in die Kasse gegriffen haben, könnten uns Einnahmen entgangen sein“, sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote.

Wer dort Sperrmüll oder andere Abfälle abgibt, löst entweder die Gutscheine ein, die als Sonderleistung in den Abfallgebühren enthalten sind, oder er zahlt für die Entsorgung. So kostet ein halber Kubikmeter Bauschutt beispielsweise neun Euro, für Grünabfälle werden fünf Euro fällig. Gewerbetreibende zahlen deutlich mehr. „Wir lassen rechtlich prüfen, ob uns ein finanzieller Schaden entstanden ist, und wenn ja, wer uns den Ausfall ersetzt“, sagt Grote.

Der Beschuldigte ist dem Abendblatt bekannt. Aus juristischen Gründen und um eine Vorverurteilung mit entsprechenden Folgen zu verhindern, verzichten wir darauf, den Namen zu nennen. Wir haben zu dem WZV-Mitarbeiter Kontakt aufgenommen, um ihn mit den Vorwürfen zu konfrontieren. Am Dienstagnachmittag haben wir den Mann erreicht. Er war nicht am Arbeitsplatz, sondern hat Urlaub und war zu Hause. Eine Stellungnahme wollte er trotz mehrfacher Nachfrage nicht abgeben.