In unserer Serie „Sattelfest“ stellen wir heute den Reitstall Op’n Diek in Henstedt-Ulzburg vor. Der Hof ist seit 350 Jahren im Besitz der Familie Wiese

Der Sand leuchtet förmlich auf, wenn die Sonne scheint. Aber auch ohne Sonne hebt er sich hell und freundlich von der Umgebung ab. „Ja“, sagt Thomas Wiese, „dieser Reitplatz ist schon sehr speziell.“ Der Landwirt und Pferdehofbetreiber sagt das nicht ohne Stolz. Einen solchen Platz, da ist er sich ganz sicher, gibt es wohl kaum ein zweites Mal. Tatsächlich ist der Reitplatz, der gleich linker Hand liegt, wenn das Reiterhofgelände betreten wird, etwas ganz Besonderes. Reiter, die sich entschieden haben, ihre Pferde auf der Anlage Op’n Diek an der Breslauer Straße in Henstedt-Ulzburg unterzustellen, können sich glücklich schätzen, darauf zu reiten.

Thomas Wiese, 52, hat sich lange umgesehen, Erfahrungsberichte gesammelt, mit Fachleuten gesprochen, geplant, verworfen, wieder geplant und dann seinen Traum von einem erstklassigen Reitplatz erfüllt. Den speziellen Quarzsand, der sonst zur Glasherstellung genutzt wird, hat er im niedersächsischen Königslutter gekauft. Er wird mit kleinen Fliesfasern zusammengehalten und über spezielle Gummimatten etwa zehn Zentimeter hoch ausgestreut. Pferde, die auf dem 60 x 20 Meter großen Platz geritten werden, gehen praktisch wie auf Wolken. Die Gelenke werden geschont, wo das Pferd hintritt, bleibt der Sand liegen, Spuren vom Hufschlag sind kaum zu entdecken. Und sehr wichtig: Wenn es lange und heftig geregnet hat, steht der Boden überall unter Wasser, auf diesem Platz aber ist das Wasser nach spätestens fünf Minuten verschwunden, sodass der Platz sofort wieder bereitbar ist. Der Boden ist elastisch, griffig und nicht rutschig. Thomas Wiese hat die besten Zutaten zu einem Super-Reitplatz vereint, der genaue Aufbau des Platzes aber bleibt sein Geheimnis. Zweimal in der Woche muss er geglättet werden, sieben Jahre soll der Sand nutzbar sein.

1980 wurde der Bauernhof von Klaus Wiese zu einem Reiterhof umgebaut

Fest steht, dass die Reiter diesen Platz genießen. Seit 1980 gibt es den Reiterhof an der Breslauer Straße in Henstedt-Ulzburg. Vater Klaus Wiese hat den Bauernhof damals umgestellt, Thomas Wiese hat ihn 2000 übernommen. Aber die Geschichte dieses Hofes reicht viel, viel länger zurück. Seit dem Jahr 1664 ist die Familie Wiese hier ansässig und betreibt Landwirtschaft. Auch davor hat der Hof bereits existiert. Er dürfte damit einer der ältesten in der Gegend sein, sicher aber derjenige, der am längsten in Familienbesitz ist.

Tradition verpflichtet, und so hat sich Thomas Wiese von Anfang an in den Job des Reitstallbesitzers hineingekniet. Unterstützung erhält er dabei von seiner Frau Petra, 44, die er auf geradezu klassische Weise kennengelernt hat. Als begeisterte Reiterin hatte sie hier ihr Pferd in der Box, aber eines Tages kam sie nicht nur wegen ihres Pferdes, sondern vor allem wegen des Reiterhofbosses hierher... Inzwischen ist Tochter Jenny, 15, eine ebenso begeisterte Reiterin, die auch schon Turniererfolge vorweisen kann. Sohn Tom, 10, hat mit Pferden noch nicht so viel im Sinn, „strolcht“ aber gerne mit Freunden auf dem Gelände herum. Herz des Reiterhofes Op’n Diek – hier gibt es natürlich keinen Deich („Diek“), aber die Flurbezeichnung lautet seit Jahrhunderten so – sind die großzügigen Reitställe, in denen 35 Pferde untergebracht sind. Zwei Pferde gehören der Familie Wiese selbst, die anderen sind Einstellpferde. Zwischen 6 und 22 Uhr kann jeder Pferdebesitzer ohne Voranmeldung kommen, sich mit dem Pferd beschäftigen oder reiten. Tagsüber haben die Tiere reichlich Auslauf: 20 Hektar stehen hinter dem Pferdehof zur Verfügung. Wer will, kann bei den Reitlehrern Thomas Böge, Jörg Bös und zwei weiteren Reitlehrern Unterricht nehmen. Das Futter für die Pferde baut die Familie selbst an.

Vom Stall aus geht es gleich in die große Reithalle, wobei die Pferde an einer Stelle vorbei kommen, die sie sehr schätzen: Es ist das „Pferdesolarium“, in dem die Tiere in einer nach Thomas Wieses Plänen angefertigten Box stehen und von herabsenkbaren Wärmelampen angestrahlt werden. Das entspannt die Muskeln und trocknet gleichzeitig. Ein weiterer Sinn dieser Einrichtung: Wenn die Pferde vom Tierarzt Besuch bekommen, gehen sie ebenfalls freiwillig in diese enge Box, ohne ängstlich zu sein. Sie kennen diese Einrichtung ja schon. Zur Unterstützung des Reiterhofes wurde der Reitverein Op’n Diek gegründet, dessen Vorsitzender Thomas Wiese ist. Klaus Campmann ist sein Stellvertreter.

Vom Club-Café aus können sonntags die Reiter beobachtet werden

Außerdem gibt es noch eine Longierhalle, einen Außenlongierplatz, einen Springplatz und Paddocks für den Winter. Genau in der Mitte zwischen Reithalle und dem Quarzsand-Reitplatz liegt das Club-Café, in dem die Reiter gerne sitzen und beobachten, was um sie herum vorgeht. Denn natürlich gibt es hier große Fenster, durch die in die Halle und auf den Platz geguckt werden kann. Von 1993 bis 2012 wurde das Café von Seniorchefin Hildegard Wiese geführt, nach ihrem Tod haben Klaus Campmann und seine Lebensgefährtin Inge Brock übernommen. Sie sind ehrenamtlich tätig und öffnen das Café für Clubmitglieder, Reiterinnen und Reiter sowie deren Freunde sonntags von 14 bis 18.30 Uhr. Der Kuchen ist selbst gebacken, die Flasche Bier kostet 1,20 Euro, ein Schoppen Wein 2,50 Euro, der kleine Käseteller zum Wein drei Euro.

Am nächsten Montag stellen wir Ihnen in der Serie „Sattelfest“ das Westernreitzentrum Hüttblek vor.