Der Expeditionsmaler Rainer Ullrich zeigt im Stadtmuseum Norderstedt Bilder von der Arktis und anderen Expeditionen

Norderstedt. Riesige Eisberge ziehen durch die aufgewühlte See und scheinen mit einem Schiff mit roten Segeln zu spielen. Ein Eisbär segelt auf einer Scholle. Ein Walross taucht prustend auf. Piranhas reißen ihr breites Maul auf und lassen spitze Zähne blitzen. Ein Einbaum drängt sich auf dunklem Wasser durchs Dickicht des Amazonas. Diese Abenteuer sind jetzt im Norderstedter Stadtmuseum in der Ausstellung „Von der See, dem Nordpol und anderen Expeditionen“ zu sehen.

Auf Leinwand und Papier brachte sie Rainer Ullrich, der Expeditionsmaler, der mit Arved Fuchs in die Arktis segelt. So sind denn auch die meisten seiner Exponate Impressionen seiner Mal-Expeditionen auf Fuchs’ Haikutter „Dagmar Aaen“ in Nordost-Grönland und während der Durchquerung der Nordost-Passage.

Die Bilder sind fast monochrom von tiefblau bis weiß. Manchmal findet sich ein leichter Grünklang in den Eisbergen, Grün wie die Kälte. Oder ein Schiff mit roten Segeln tuckert um die Ecke, die „Dagmar Aaen“, die den Naturgewalten durch Anpassung an Wind, Wellen und Eis zu trotzen scheint.

Rainer Ullrich liebt die nördlichste Region der Welt und das Eis, das neonblau leuchtet, die Tafelberge und bizarren Eisriesen. „Man braucht viel Zeit, um sich mit dieser Landschaft auseinanderzusetzen“, sagt Ullrich.

Auf einer Tour mit dem russischen Atomeisbrecher „50 Years of Victory” von Murmansk über die Franz-Josef-Land-Inseln zum Nordpol, zum 90. Breitengrad, wo sich alle Längengrade vereinen, erlebte er beim „Landgang“ auf einer Eisscholle sogar ein Fest der Superlative vom Eistauchen übers Grillen bis zur Champagner-Sause. „Es war richtig Remmidemmi am Nordpol“, erinnert sich Ullrich und grinst.

Der Mann genießt, malt und zeichnet. Zahlreiche Skizzenbücher in den Vitrinen der Schau laden ein, seine Reisen noch einmal zu entdecken. Akribisch hat er seine Erlebnisse dokumentiert, in Bild und Wort. Beispielsweise die Dramatik der dunkel dräuenden Wolken über rauer See vor Murmansk, Fjorde in kühlem Pastell, eine auf den Wellen reitende „Dagmar Aaen“ im Kaiser-Franz-Josef-Fjord, den ersten Frost in der Dänemarkstraße und fahrende Eisberge in Alaska.

Einen abrupten Wechsel gestaltet er vom eisigen Norden zum schwülheißen Süden des Amazonasgebiets in Brasilien mit pitorresken Bildern. Immer aber ist in seinen mehr als 40 Bildern und in seinen Skizzenbüchern seine Liebe zur Natur, sein Respekt vor der Naturgewalt, ihrer Schönheit und Unantastbarkeit zu lesen. So ist sein Oeuvre auch eine Mahnung, diese Natur zu erhalten. Seine Bilder und Zeichnungen spiegeln nicht nur seine künstlerische Seite wider, sie zeigen auch die Veränderungen im Eis, die Polarbären, Walrosse, Vögel und Robben. Der Hamburger Expeditionsmaler, der am 2. November seinen 73. Geburtstag feiert, lernte Schriftsetzer und Grafiker. Er studierte Malerei an der Kunstschule Alsterdamm, war Art-Director in einer Werbeagentur, bis er 1981 auf Segeltörns das Expeditionsmalen entdeckte.

Für die Ausstellung im Stadtmuseum hat Rainer Ullrich auch eine Malecke für Kinder eingerichtet.

Zu sehen bis 2. Februar, mittwochs bis sonnabends von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ins Stadt- und Feuerwehrmuseum am Friedrichsgaber Weg 290 kostet vier, ermäßigt zwei Euro.