Zur Sondersitzung in Bad Bramstedt wird die Tierärztin von ihrer Tochter begleitet

Kreis Segeberg. Die Tierärztin Margrit Herbst wird am 22. Oktober Gelegenheit bekommen, sich vor dem Hauptausschuss des Kreises Segeberg zu den Umständen ihrer Entlassung zu äußern. Das hat der Ausschussvorsitzende Henning Wulf (CDU) mit Margrit Herbst vereinbart. Die Sondersitzung wird um 19 Uhr im Schloss Bad Bramstedt beginnen und voraussichtlich nicht öffentlich sein. Damit setzt Wulf einen Beschluss des Ausschusses vom 7. Oktober um. Nach einigem Zögern haben sich die Mitglieder mehrheitlich dazu entschieden, neben der Sicht der Verwaltung auch Margrit Herbst selbst hören zu wollen. Erst dann wollen sie über den Antrag der Linken entscheiden; diese fordern eine Rehabilitation der vom Kreis entlassenen Tierärztin.

Margrit Herbst entdeckte ab 1990 als angestellte Tierärztin im Schlachthof in Bad Bramstedt Rinder mit typischen Symptomen der tödlichen Rinderkrankheit BSE – eine brisante Diagnose im damals offiziell BSE-freien Deutschland. Herbst informierte ihre Vorgesetzten immer wieder über die Verdachtsfälle, schaltete auch den Landrat ein. Proben der Rinder blieben ohne eindeutig positives Ergebnis.

Margrit Herbst ist froh über die Chance, ihre Sicht der Dinge darzustellen

Als sie im November 1994 schließlich im Fernsehen und Zeitungsinterviews vor BSE warnte, entließ der Kreis sie. Der Betreiber des Schlachthofs verklagte sie auf Schadenersatz. Die Entlassung war rechtens, so die Gerichte, die Schadenersatzforderungen aber wurden zurückgewiesen. Die Kreisverwaltung argumentiert noch heute, dass Herbst wiederum ihren Dienstherren, den damaligen Landrat Georg Gorrissen, hätte informieren müssen, anstatt den Verdacht öffentlich zu machen. Die Veterinärin selbst sieht sich als Opfer einer Verschwörung mit dem Ziel, die BSE-Verdachtsfälle zu vertuschen.

Margrit Herbst ist froh über die Chance, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Begleitet von ihrer Tochter, will sie versuchen, alle aus ihrer Sicht falschen Anschuldigungen des Kreises zu entkräften. „Ich verlange vom Kreis eine finanzielle Wiedergutmachung für meine ungerechtfertigte Kündigung“, so Herbst. Außerdem fordere sie ein Schmerzensgeld, weil sie von einem Vorgesetzten gezwungen worden sei, ein BSE-verdächtiges Rind ohne angemessene Schutzmaßnahmen zu untersuchen. Vor der Sondersitzung hat Herbst aber noch einen weiteren Termin: Am 18. Oktober wird sie den Zivilcourage-Preis der Solbach-Freise-Stiftung entgegennehmen.