Pharma-Unternehmer Michael Peter verkauft sein kleines Firmenimperium, weil er keinen Nachfolger hat

Sievershütten . Mit 50 Mitarbeitern und einer rautenförmigen Pastille hat sich Michael Peter gegen die mächtigen Pharmakonzerne behauptet. Wellnessprodukte, ätherische Öle, Körperpflegemittel, Arzneimittel, die nicht verschreibungspflichtig sind, Süßigkeiten und Salmis – das sind die Produkte, die es dem Unternehmer ermöglicht haben, mit einem Zwölf-Zylinder-Bentley-Cabrio durch die Gegend zu fahren und ein Haus auf Gran Canaria zu bewohnen. In seinen Firmensitzen in Norderstedt, Langenhorn und Sievershütten werden die Produkte entwickelt, produziert und vertrieben. Jetzt ist Schluss: Michael Peter ist 72 Jahre alt und tritt ab. Er hat sein kleines Imperium für eine stattliche Summe verkauft. Am 31. Oktober übernimmt der Pharmafachmann Peter-Michael Thom, 63, die Firmen Canea, Pharma Peter, Velag GmbH und Salmix.

Ein Produkt, das Michael Peter besonders am Herzen liegt, ist die kleine Salmiakpastille, die unter dem Namen Salmix in nahezu allen Apotheken gehandelt wird. Gut im Winter, weil sie die Atemwege befreit und Schleim löst, gut aber auch im Sommer, weil sie schmeckt. Der Pharma-Unternehmer selbst hat sie als kleiner Junge auf die Hände geklebt und daran geleckt – so wie es wahrscheinlich irgendwann jeder mal gemacht hat. 65 Jahre gibt es das Unternehmen Salmix mitten in Sievershütten, seit sieben Jahren gehört sie zur Unternehmensgruppe des Hamburgers. Die Rezeptur ist seit 1949 Jahren gleich – und wird als Geheimnis gut gehütet. Speziell gefertigte Öle aus Frankreich sollen darin sein. Gemeinsam mit Salmiak und Süßholz wandert die geheime Mischung in eine große Knetmaschine, in der sie bei 80 Grad gebacken wird. 750 Kilogramm pro Tag verarbeiten die sechs Mitarbeiter und erwirtschaften damit pro Jahr einen Millionenumsatz im einstelligen Bereich. „Jede Apotheke zwischen Flensburg und Hannover hat diese Pastillen im Angebot“, sagt Michael Peter, der sich auf Betriebsleiter Stefan Pawel voll und ganz verlassen kann. Seit 1999 hat der in dem kleinen und eher unscheinbaren Betrieb das Sagen.

So gut die Pastillen in Norddeutschland auch laufen, im Süden Deutschlands herrschen andere Gaumengesetze: Scharfe Lakritze ist dort nicht besonders gefragt. Trotzdem ist es Michael Peter gelungen, die Salmis in einigen Regionen südlich von Hannover durchzusetzen. „Ein Massenprodukt werden die Salmis dort aber wohl nie werden“, vermutet der Pharma-Unternehmer, der keine Gelegenheit ausgelassen hat, um für seine Pastillen zu werben. So wurde das 65-jährige Bestehen von Salmix auf besondere Weise gefeiert: Mit einem Golfturnier in der Nähe von Lüneburg, an dem neben vielen Apothekern auch prominente Peters-Freunde wie der Schauspieler Fritz Wepper und der Sänger Klaus Baumgart teilnahmen. Insgesamt konnte Peter den Salmix-Umatz seit 2007 leicht steigern. Mit Produkten wie dem Salmix-Schokoriegel oder dem Salmix-Lolli wurde das Sortiment behutsam erweitert, aber eine Massenproduktion hat Michael Peter nie angestrebt. So nehmen sich die Verkaufszahlen des Riegels auch eher bescheiden aus: „Wir haben hundertfach an Apotheken ausgeliefert“, sagt der Unternehmer und zeigt dabei, dass er auf derartige Erfolge stolz ist. Kleine, solide Schritte zeugen von einer bescheidenen Expansion – so wie es Michael Peter für all seine Unternehmungen gehalten hat. Der Geschäftsbetrieb ist niemals ins Schlingern gekommen, weil die Kosten und die Risiken einer Massenproduktion dem Pharma-Fachmann stets zu ungewiss waren.

Lange hat Michael Peter nach einem geeigneten Nachfolger gesucht. Sein Sohn wollte nicht, auf dem freien Markt lässt sich ein Unternehmen dieser Größenordnung nicht mit Kusshand verkaufen. Jetzt aber kann er sich zufrieden zurücklehnen: Am vergangenen Mittwoch wurden bei einem Notar die Verträge unterzeichnet, Ende des Monats gehen alle Peter-Firmen an Peter-Michael Thom über, der im Sinne seines Vorgängers weitermachen wird. So kann auch Stefan Pawel beruhigt sein: Sein kleiner Salmix-Betrieb steht auf festem Fundament. Vor sieben Jahren sah es noch ganz anders aus: Das 1949 von Heinz Caspar gegründete Unternehmen stand vor der Insolvenz. Erst durch das Eingreifen des geschäftstüchtigen Pharma-Unternehmers Peter gelang der Sprung aus den roten Zahlen.