Erstmals in der Nacht fand im Rantzauer Forst in Norderstedt eine Flächenprüfung für Suchhunde statt

Norderstedt. „Such und hilf!“ schallt es durch die Nacht. Im Rantzauer Forst in Norderstedt läuft von Sonnabend, 17 Uhr, bis Mitternacht ein ungewöhnliches Schauspiel ab: Immer wieder wandern dunkel gekleidete Menschen, mit Stirnlampen bewaffnet, durch den Wald. Ein Team, bestehend aus Hund und Mensch, verschwindet im Dickicht – dank des Mondes spärlich beleuchtet. Kurze Zeit später bellt ein Hund. Ruhe. Und wieder schlägt ein Hund an. Andere Vierbeiner warten gut einen Kilometer entfernt auf ihren Einsatz. Dann eine Stimme aus dem Funkgerät: „Bestanden. Sehr gut.“ Jubel ist zu hören.

Erstmals in der Nacht fand am Sonnabend die Flächenprüfung für Suchhunde statt. Organisator und Prüfungsleiter Andreas Polter, 50, erklärt den ungewöhnlichen Einsatz der Rettungshunde: „Wir sind auch im Einsatzfall nachts unterwegs. Dann, wenn es kalt und nass ist. Daher ist diese Übung für die einzelnen Teams so wichtig.“ Nur zweimal in der Geschichte der Rettungshunde hat es eine Prüfung in der Nacht gegeben: „Und die letzte ist viele Jahre her“, sagt Johanna Heinemeyer, 34, die aus der Nähe von Elmshorn kommt.

„Den Hundenasen macht die Dunkelheit nichts aus. Eher das Gegenteil sei der Fall“, sagt die Norderstedter Hundeführerin Diana Hirschner, die mit ihrem Riesenschnauzer Nannook an der Flächenprüfung teilnimmt. Es gibt viel Lob für die beiden. Besonders von Volker Marx, der extra aus Mannheim angereist ist. „Das ist ein toller Hund“, sagt der 59-Jährige, der bei der Bundespolizei als Diensthundeführer angestellt ist. Ehrenamtlich ist er einer von elf Leistungsrichtern beim Bundesverband Rettungshunde e. V. (BRH).

35-mal war Marx im vergangenen Jahr zu Prüfungen irgendwo in Deutschland unterwegs. Seine Kollegen haben jährlich etwa fünf bis zehn Einsätze. Mindestens vier Hunde müssen zu einer Prüfung angemeldet sein, sonst lohnt der Aufwand nicht. Etwa 75 Rettungshunde-Staffeln gibt es in Deutschland. Andreas Polter von der Rettungshundestaffel des Kreises Pinneberg, der auch für den südlichen Teil vom Kreis Segeberg zuständig ist, hat für die Prüfung zehn Hunde angemeldet. Sie kommen aus Ostholstein, Pinneberg und Segeberg. Nicht nur die jährliche Überprüfung der Flächensuchhunde, sondern auch die einmalige Begleithundeprüfung steht heute an.

„Etwa 50 bis 60 Prozent der Hunde fallen in der Fläche durch“, sagt Marx. Kurz darauf hat auch der letzte Hund bei der Flächensuche in dem 25.000 Quadratmeter großen Waldstück einen versteckten Menschen gefunden: „Das sind keine Opfer, wir nennen sie Helfer“, sagt Polter. „Diese verstecken sich irgendwo in dem abgesteckten Gelände, das vorher nicht von den Hunden oder Menschen betreten wurde.“ Der Hund muss dann die Helfer finden. Bei der Prüfung wissen weder Hund noch Mensch, wie viele Helfer in dem Gebiet versteckt sind. 25 Minuten darf eine Suche dauern. Heute fällt niemand durch, alle Helfer werden gefunden.

Rettungshunde werden immer dann eingesetzt, wenn Mensch oder Technik am Ende sind. „Immer wenn Personen vermisst werden, sind wir zur Stelle, um sie zu retten“, sagt Polter. Zum Glück hat inzwischen ein Umdenken stattgefunden. Die Retter auf vier Pfoten werden nicht mehr als letztes, sondern als eines der ersten Mittel eingesetzt, um Menschenleben, besonders in Erdbebengebieten, zu retten.

Weitere Informationen im Internet unter www.RHS-Pinneberg.de