Vattenfall schickt dem Zwei-Personen-Haushalt der Familie Höpcker eine gewaltige Rechnung ins Haus

Norderstedt. Wenn es um die Energiekosten geht, ist die Familie Höpcker pingelig. Da Sohn Philip in Hamburg als Energieberater tätig ist, wird stets die günstigste Variante herausgesucht – gelegentlicher Wechsel der Energielieferanten inklusive. Aber auch das hat in diesem Falle nichts genutzt: Cornelia und Franz-Heinrich Höpcker sind ins Vattenfall-Getriebe geraten und mussten gehörig zahlen. Rund 43.000 Euro Nachzahlung wurden vom Konto abgebucht. 120 Euro Treue-Bonus immerhin bereits abgerechnet.

Was dem Immobilienkaufmann Franz-Heinrich Höpcker und der Reisebürokauffrau Cornelia Höpcker passiert ist, kann jederzeit jedem anderen Haushalt auch betreffen. Auslöser des finanziellen Desaster war ein Wechsel des Gaslieferanten. Die Norderstedter Stadtwerke als Betreiber des Versorgungsnetzes sind in diesem Fall gesetzlich verpflichtet, den Zählerstand zum Zeitpunkt des Wechsels dem bisherigen und dem neuen Gaslieferanten mitzuteilen. Die Höpckers also lasen den Zählerstand ab, um ihn dann korrekt in das dafür vorgesehene Feld zu übertragen: 95,550 Kilowattstunden.

Bei Vattenfall wurden daraus allerdings 95.550,00 Kilowattstunden. Daraus folgt ein Tagesverbrauch, berechnet auf 212 Tage, von 4095,96 Kilowattstunden. Das wird in der Schlussrechnung unter der Rubrik „Ihr aktueller Verbrauch“ aufgeführt. In der Zeile darunter ist der Vorjahresverbrauch aufgelistet: An 153 Tagen 5866 Kilowattstunden, was einem Tagesverbrauch von 38,34 Kilowattstunden gleich kommt. Die geleistete Zahlung von 640 Euro wird abgezogen, ebenfalls 120 Euro Treue-Bonus, sodass unter dem Strich eine Forderung von exakt 43.800,99 Euro herauskommt. Nicht schlecht für einen Zwei-Personen-Haushalt, der im Winter auch noch einen Holzofen in Betrieb nimmt.

Der erhebliche Unterschied dieser Zahlen wird jedem, der sich die Schlussrechnung ansieht, sofort deutlich. Bei Vattenfall allerdings hat sich offenbar niemand Gedanken darüber gemacht. „Der Rechnungsbetrag von 43.800,99 Euro ist am 25. 09. 2014 zu zahlen und wird wie vereinbart abgebucht“, heißt es. Ohne Wenn und Aber. Und so ist es auch geschehen: Vattenfall hat abgebucht. Auf Bitten der Familie Höpcker hat die Norderstedter Bank allerdings interveniert und das Geld zurückgebucht. Ein finanzieller Schaden ist nicht entstanden – bisher jedenfalls nicht. Denn noch ist nicht bekannt, wie der Energieunternehmer Vattenfall Europe Sales GmbH auf das Zurückbuchen reagiert.

Vattenfall-Presssesprecherin Karen Kristina Hillmer hat eine Erklärung, wie es zu diesem Fehler kommen konnte: „Die Rechnung wird automatisch erstellt, da guckt keiner mehr drauf.“ Den Fehler allerdings schiebt sie der Familie Höpcker in die Schuhe. Die sei beim Ausfüllen der Karte in der Kommastelle verrutscht. Das wiederum weist Franz-Heinrich Höpcker von sich und kann das anhand der Kopie auch beweisen. Allerdings weist er auch darauf hin, dass die Zahlenrubriken der Stadtwerke nicht mit denen von Vattenfall übereinstimmen. Möglicherweise liegt der Fehler auch in der unterschiedlichen Schreibweise der Zahlen des Zählerstandes.

Die Vattenfall-Pressesprecherin weist darauf hin, dass im Falle Höpcker die Rückbuchungskosten storniert wurden. Franz-Heinrich Höpcker, der in Sorge um sein Geld ebenfalls bei Vattenfall anrief, geriet zunächst an ein Callcenter, wo er seine Beschwerde vortrug und von einer Mitarbeiterin rüde behandelt wurde: Sie legte den Hörer auf. Beim Chef der Reklamationsabteilung in Berlin fand er schließlich doch noch Gehör. Der entschuldigte sich und stellte fest, dass das interne Kontrollsystem offenbar gegriffen habe. Genau das mussten Cornelia und Franz-Heinrich Höpcker auch feststellen.