Moordamm wird für vier Wochen gesperrt. Anschließend können sogar Rollstuhlfahrer ins beliebte Naturschutzgebiet

Norderstedt. Momentan ist der Moordamm im Wittmoor ein 650 Meter langes Abenteuer. Aus dem Torf des Dammes, über den bis 1958 die Loren für die Torfstecher liefen, ragen alle paar Meter die knorrigen Wurzeln der vielen Linden heraus, die sich rechts und links des Dammes verbreitet haben. Der Wanderer muss sich außerdem auf glitschige Holzbohlenwege gefasst machen, auf denen an manchen Stellen die morschen Planken durchgetreten wurden.

Immer wieder wurde der Moordamm, die wichtigste Verbindung in einem der schönsten Hochmoore Norddeutschlands, repariert. „Doch ich war diesen Flickenteppich schon lange leid“, sagt Annemarie Kolwe. Die Jagdpächterin schaut im Moor seit mehr als zwei Jahrzehnten nach dem Rechten und setzt sich unermüdlich und ehrenamtlich für seine Pflege ein. Jetzt hat sie erreicht, wofür sie schon über fünf Jahre kämpft. Die komplette Sanierung des Weges, der zu Dreivierteln auf Norderstedter Grund und zu einem Viertel auf Hamburger Boden verläuft. Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein hat insgesamt 60.000 Euro für die Sanierung des Moordammes freigegeben.

Vom 13. Oktober an soll der Weg für die Sanierung komplett gesperrt werden. Vier Wochen werden die Arbeiten andauern. Die Lindenwurzeln haben den Damm undicht gemacht. „Und auf dem Damm lastet ein erheblicher Wasserdruck“, sagt Annemarie Kolwe. Über Jahre habe man das Wasser für das Hochmoor sorgsam aufgestaut. Würde der Damm nicht mehr halten, wären die Bemühungen der vergangenen Jahre dahin. Dass der Damm den etwa 2000 Moorbesuchern im Monat immer mehr Hindernisse in den Weg legte, führte dazu, dass die Menschen sich Auswege suchten. Links und rechts an den Wurzeln oder den morschen Holzplanken vorbei. „Der Damm wurde so verbreitert und platt getreten“, sagt Kolwe. Nun sollen auf der gesamten Länge des Weges 2,50 Meter lange Lärchenholz-Spundwände in den Damm gerammt werden. „In einer schonenden Methode – der Damm hält größere Erschütterungen nicht aus“, sagt Kolwe. Die störenden Linden entlang des Dammes werden teilweise samt ihrer Wurzeln abgeholzt und vor Ort geschreddert. Zwischen die Spundwände kommt dann ein spezieller Sand, die geschredderten Überreste der Linden und eine alles verbindende Gaze. „Der Weg soll insgesamt 1,50 Meter breit werden. Damit können auch endlich Familien mit Kinderwagen auf dem Damm laufen, außerdem haben die Rollstuhlfahrer freie Fahrt“, sagt Kolwe.

Für ein Naturschutzgebiet sind all das ziemlich massive Eingriffe. „Für die Tiere im Moor sind die Arbeiten sicherlich ein Problem. Aber sie gewöhnen sich daran“, sagt Kolwe. Die Arbeiten wurden deswegen extra in den Herbst gelegt, weil die Fauna im Hochmoor dann die Brut und Aufzucht der Jungen abgeschlossen hat. Kolwe weiß, dass der sanierte Weg für die Pflege des Moores und die Besucher nötig ist. „Aber die Romantik des urigen Moordamms, wie ihn die meisten Besucher kennen – die geht nun verloren.“

Für die größten Probleme auf dem Moordamm und im Naturschutzgebiet sorgen die rücksichtlosen Besucher. „Es gibt Menschen, die setzen sich zum Grillen neben den Damm und werfen ihren Müll einfach in die Natur“, sagt Kolwe. Bänke und eine Aussichtsplattform auf dem Damm wurden komplett zerlegt. Die meisten Hinweisschilder im Naturschutzgebiet seien entweder weggerissen worden oder so mit Farbe besprüht worden, dass sie von Wanderern nicht entziffert werden können. Trotz des Verbotes würden auch nach wie vor Mountain-Biker den Moordamm als Abenteuer-Strecke nutzen. „Besonders aggressiv reagieren die Hundebesitzer, wenn ich sie darauf anspreche, dass sie ihre Hunde im Moor nur angeleint führen dürfen. Da wurde einer fast mal handgreiflich“, sagt Kolwe, die gleichsam betont, das der Großteil der von ihr angesprochenen Leute immer einsichtig und vernünftig sei.