Eine Glosse von Rainer Burmeister

„Doppelt genäht hält besser”, pflegte meine alte Tante Anna immer zu sagen. Wenn sie ein Paket packte, klebte sie nicht nur den Karton zu, sondern schnürte zusätzlich noch ein „Tüdelband“ drum herum. Diese doppelte Sicherheit wird unter Fachleuten lateinisch als Redundanz bezeichnet. Gemeint ist damit ein Zustand von Überfluss. Das wusste Tante Anna garantiert nicht.

Falls Ihnen wie mir der Begriff bisher auch nicht so geläufig war, hier ein paar Beispiele aus der Praxis: Redundanz ist es beispielsweise, wenn ich meine Jeans mit Hosenträgern sichere, obwohl ich doch bereits einen Gürtel trage. Doppelt hält besser.

Es gibt also immer (mindestens) zwei Möglichkeiten. Der eine Zahnarzt empfiehlt mir sechs Kronen zwecks kosmetischer Erhaltung meines „Esszimmers“ (und Verbesserung seiner Einnahmen). Da gehe ich doch ganz redundant zu einem zweiten Dentalmediziner, der mir glaubhaft versichert, es genüge auch, lediglich einen Zahn zu überkronen.

Redundanz ist auch in der Technik weit verbreitet. So verfügen größere Verkehrsflugzeuge immer über zwei Steuerungssysteme für Pilot und Kopilot. Apropos: Wenn ich selbst mit dem Auto fahre, bin ich froh, dass meine Beifahrer – ob weiblich oder männlich – mir nicht per Redundanzsystem ins Lenkrad pfuschen können. Umgekehrt wünsche ich mir als Beifahrer oft, genau so eine Kopiloten-Ausstattung zu haben.

Manchmal kann Redundanz auch ganz schön verwirrend sein: Eine Optikerkette hat drei Brillen zum Preis von einer im Angebot. Mir reicht es schon, wenn ich nach meiner einen Brille suchen muss, obwohl ich bei dreien vielleicht mit einer vor den Augen eine höhere Trefferquote hätte. Falls Ihnen, lieber Leser, dieser Text nicht gefallen sollte, empfehle ich gleich die mehrfache Redundanz: Es gibt noch eine Vielzahl anderer Themen in dieser Zeitung.