Der WZV startet einen Modellversuch, aber in Norderstedt ist man schon längst ein paar Schritte weiter

Kreis Segeberg. Es ist das übliche Bild in jeder Straße: Alle zwei Wochen türmen sich an den Ecken die gelben Säcke. Und es ist oft ein Ärgernis: Wenn der Wind kräftiger bläst, werden die Säcke durcheinander gewirbelt. Manchmal liegen auch Einzelteile auf der Straße: Wenn Katzen, Ratten oder Vögel Interessantes wittern, wird der Inhalt ausgepackt und verstreut. Damit kann demnächst möglicherweise Schluss sein: In einigen ausgewählten Testgebieten bietet der Wege-Zweckverband als Träger der Abfallwirtschaft im Kreis (außer Norderstedt) jetzt eine neue Service-Tonne an, die die gelben Säcke aufnehmen soll.

Auslöser für die neue Aktion („PlusTonne“) waren findige Bürger, die von dem ewigen Ärger mit den gelben Säcken die Nase voll hatten. Eine Nachbarschaftsgemeinschaft orderte im Internet bei Ebay kurzerhand gelbe Tonnen, die sie mit den gelben Säcken bestückten und sie an den Straßenrand stellten. Mit wenig Erfolg: Das Recyclingunternehmen Gollan aus Lützow, vom Dualen System Deutschland mit dem Einsammeln der gelben Säcke beauftragt, leerte diese Tonnen natürlich nicht. Aber immerhin wurde der WZV durch diese ungewöhnliche Eigenaktion darauf aufmerksam, dass die Abfuhr der Wertstoffe auch anders organisiert werden kann.

Die Mitglieder des Abfallwirtschaftsausschusses beschäftigten sich deshalb intensiv mit der Fortentwicklung der Erfassung werthaltiger Abfälle – und sie stellen sehr schnell fest, dass die Zusammenhänge rechtlich kompliziert sind. Die Idee, eine eigene Tonne für Wertstoffe ohne grünen Punkt einzuführen, wurde verworfen, weil der WZV bei diversen öffentlichen Veranstaltungen feststellte, dass eine weitere Tonne von der Bevölkerung eher nicht gewünscht ist. Zudem erscheint es im Alltag als zu schwierig, die unterschiedlichen Wertstoffe mit und ohne Punkt zu trennen.

Eine Tonne für Wertstoffe mit dem grünen Punkt allerdings scheint realisierbar zu sein, zumal die Firma Gollan sich als Einsammler bereit erklärt hat, die zusätzlichen Tonnen am Sammeltag ohne Mehrkosten zu entleeren. Allerdings nur, wenn der Abfall in gelben Säcken steckt. Über das Abfallentgelt lässt sich eine Sammeltonne nicht finanzieren, weil es sich um eine nichthoheitliche Dienstleistung handelt. Wer eine rötliche „PlusTonne“ haben will, muss dafür zahlen – und zwar 8,52 Euro pro Jahr.

Modellversuche sollten zunächst nur in Schmalfeld, Mözen, Wiemersdorf und Kisdorf stattfinden. Aber im Rathaus der Gemeinde Henstedt-Ulzburg bekam man Wind von der Aktion und beantragte ebenfalls eine Aufnahme in die Versuchsreihe. Das wiederum ließ den Kaltenkirchenern keine Ruhe: Auch in dieser Stadt sollten alle Haushalte die Möglichkeit haben, eine „PlusTonne“ zu bestellen. In all diesen Orten wurden die Haushalte inzwischen mit Flyern, die an den Tagen der Müllabfuhr an die Tonnen gehängt wurden, über die bevorstehende Aktion informiert. Hier dürfen am regulären Abholtag der gelben Säcke auch die Tonnen zur Entleerung an die Straße gestellt werden.

WZV-Verbandsvorsteher Jens Kretschmer ist angetan von der bisherigen Resonanz. „Es läuft gut an“, sagt er. „Wir haben schon einige hundert Bestellungen.“ Und er hat so eine Ahnung: „Ich schätze, dass 50 Prozent unserer Kunden lieber einen Behälter haben wollen.“ Der Zweckverband hat also vorsorglich schon mal 1000 „PlusTonnen“ mit einem Fassungsvermögen von je 240 Litern in Auftrag gegeben. Sie werden voraussichtlich Ende Oktober geliefert und dann auch zügig in den Orten verteilt.

Sollte die Modellaktion positiv verlaufen, wird sie auch auf die anderen Orte im Kreis Segeberg ausgeweitet.

In Norderstedt ist man einen anderen Weg gegangen, der unkomplizierter erscheint. Hier gibt es die gelbe Tonne seit einem Jahrzehnt, bisher aber durften nur Verpackungen mit dem grünen Punkt hinein. Anfang 2014 wurde das geändert: Jetzt darf auch Wertstoff ohne Punkt in die gelben Säcke und in die gelbe Tonne geworfen werden – Spielzeug, Folien, Plastiktüten, Bratpfannen, Kochtöpfe, Blumentöpfe, Konservendosen, Werkzeug. Die Tonne gibt es kostenlos bei der Firma Brockmann in Nützen, einen Gebührenaufpreis müssen die Norderstedter nicht zahlen. „Es ist alles in der Kalkulation enthalten“, sagt Martin Sandhof, Leiter des Betriebsamtes.