Investoren planen eine Stromfabrik auf dem seit 1992 stillgelegten Teil der Damsdorfer Deponie

Damsdorf. Im nordöstlichen Teil des Kreises Segeberg ist die Landschaft von Kieskuhlen und Mülldeponien durchsetzt. Große Flächen liegen brach – das beflügelt den Einfallsreichtum von Unternehmern: Dort soll dort einer der größten Solarparks Schleswig-Holsteins entstehen. Wo bis vor 20 Jahren der Müll aus den Haushalten des Kreises Segeberg eingebracht wurde, soll so viel Strom erzeugt werden, dass 10.000 Haushalte pro Jahr davon existieren könnten. Federführend ist die Sea & Sun Technology GmbH aus Trappenkamp.

Die Grundlage für den ehrgeizigen Plan ist geschaffen. Sea-&-Sun-Geschäftsführer Heinz Schelwat hat bereits rund 200.000 Euro in die Vorplanungskosten gesteckt, um einen Flächennutzungsplan aufstellen zu lassen, der den Betrieb einer Photovoltaikanlage großen Stils ermöglicht. Schelwat will mit Partnern das Solarfeld realisieren und ist deshalb auch bereit, weitere 70.000 Euro zu investieren, damit die Gemeinde Damsdorf den notwendigen Bebauungsplan aufstellen kann. Die Sea& Sun Technology GmbH aus Trappenkamp hat mit dem Bau von Solaranlagen weltweit Erfahrungen.

Damsdorfs Gemeindevertreter haben im Juni einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan beschlossen. Für die Gemeinde, auf deren Gebiet die Mülldeponie liegt, ist es ein interessantes und vor allem lukratives Vorhaben: Die Gemeindepolitiker wittern Gewerbesteuereinnahmen in ungeahnter Höhe. Denn die Investoren haben Appetit auf mehr: Die Photovoltaikanlage soll erst der Anfang eines größeren Projektes sein. In den Kieskuhlen rings umher könnte mit Hilfe der Sonne ebenfalls Strom erzeugt werden. Die Investitionssumme für die Anlage auf der Deponie, die im Eigentum des Kreises Segeberg ist, soll zwischen fünf und sechs Millionen Euro liegen.

Die Gemeinde Damsdorf unterstützt mit der Erstellung des Flächennutzungsplanes und den nötigen Baugenehmigungen die Voraussetzungen für diesen Solarpark. Unterstützt wird der Plan vom Weg-Zweckverband des Kreises Segeberg, dem Betreiber der Mülldeponie. Der WZV hat die Deponie vom Kreis Segeberg gepachtet. Die künftigen Investoren des Solarparks wiederum müssen ebenfalls Pacht zahlen – ob das Geld an den Kreis oder an den WZV geht, ist noch nicht geklärt. Verbandschef Jens Kretschmer berichtete vor wenigen Tagen während der Sitzung des Kreisausschusses für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz über das Vorhaben. Denn letztlich muss der Kreis Segeberg als Eigentümer der Fläche seine Zustimmung zu dem Projekt geben.

Dabei musste Kretschmer allerdings auch erklären, dass die technischen Voraussetzungen für ein Einleitung des Stroms in das öffentliche Netz noch nicht vorhanden sind: Die bestehenden Leitungen sind nicht stark genug, um den Strom abzuleiten und einspeisen zu können. Es muss nachgebessert werden. „Auf der Alt-Deponie werden künftig 2,8 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt“, sagt der Verbandschef.

Der Teil der Deponiefläche, der für die Photovoltaikanlage vorgesehen ist, wurde 1992 stillgelegt. Bis dahin landete dort der Abfall aus Haushalten und Gewerbebetrieben. Dieser Abfall wurde verdichtet und anschließend nach höchstem Stand abgedichtet. Durch die Abbauprozesse des Abfalls entstehen in dem Deponiekörper Gase, die zum Schutz der Umwelt erfasst und zur Energieerzeugung genutzt werden können. Das Deponiegas in Damsdorf/Tensfeld wird abgesaugt und mit der vorhandenen Motorentechnik in Strom und Wärme umgewandelt. Die Alt-Deponie taugt also zur doppelten Stromerzeugung – unter- und überirdisch.

Seit 2005 landet auch im noch aktiven Teil der Deponie kein Müll mehr: Der wird in Stapelfeld und Stellingen verbrannt. Die Schlacke – rund 100.000 Tonnen jährlich – wiederum landet auf der Deponie.