Werkstätten-Leichtathleten gewinnen bei den Special Olympics in Antwerpen vier Goldmedaillen

Norderstedt. Die Heimkehr verlief unspektakulär und entsprach so gar nicht den Ereignissen der letzten zwei Wochen. Nach 560 Kilometern Rückfahrt im Kleinbus sowie zuvor zwölf Tagen, die sie mit dem Deutschen Special-Olympics-Kader bei den europäischen Sommerspielen in Antwerpen verbracht hatten, setzte Maike Rotermund, Sportlehrerin der Norderstedter Werkstätten, ihre Leichtathleten Leencke Rehfeld, 25, und Alexander Knaub, 37, unkompliziert zu Hause ab.

Es war das Ende einer Dienstreise, wie sie glorreicher nicht hätte verlaufen können. Bei den Europameisterschaften für geistig behinderte Sportler stellten die Norderstedter ohnehin schon mit zwei der nur acht gemeldeten deutschen Leichtathleten einen beachtlichen Anteil. Nominierungen, die das Duo mit den gezeigten Leistungen im Sportpark „Den Uyt“ bei Antwerpen mehr als rechtfertigte. Bei jedem Einzelstart gaben sich die beiden trainingsfleißigen Athtleten nicht mit dem olympischen Motto, dass dabei zu sein schon alles sei, zufrieden. Vier Disziplinen – vier Goldmedaillen, besser geht nicht.

Für den Paukenschlag sorgte bereits vor den Finals Alexander Knaub mit dem Mini-Speer. In der Klassifizierung, die dazu dient, leistungsgleiche Finals zusammenzustellen, schleuderte der 37-Jährige das noch ungewohnte, 400 Gramm leichte Wurfgerät aus Kunststoff, das seit Kurzem bei Special Olympics obligatorisch ist, auf stolze 30,52 Meter und schrieb damit im kleinen Rahmen Sportgeschichte.

„Damit hat Alex alles auf den Kopf gestellt“, sagte Maike Rotermund mit hörbarem Stolz, „die Hersteller des Speeres und die Verbandsverantwortlichen sind davon ausgegangen, dass mit diesem Gerät 30 Meter nicht zu überbieten seien, deswegen war auch die Weiten-Messanlage auf diesen Wert ausgelegt.“ Aber das scherte Alex Knaub nicht, und auch mit der Favoritenbürde im Finale kam er gut zurecht.

Zwar standen dann „nur“ 27,98 Meter für ihn zu Buche, doch auch das waren noch rund fünf Meter Vorsprung auf die Konkurrenz. Derart in Schwung, ließ sich Knaub dann auch im Kugelstoßen nicht mehr die Butter vom Brot nehmen und distanzierte mit 12,44 Metern seine Verfolger um 88 Zentimeter.

Da wollte Leencke Rehfeld im Standweitsprung nicht zurückstehen. Nach 1,22 Metern im Vorkampf steigerte sie sich mit ihrem letzten Satz auf 1,34 Meter, sieben Zentimeter weiter als die Konkurrenz. Doch die Krönung kam im 50-Meter-Sprint. „Da hatte Leencke im Vorlauf zwar 11.49 Sekunden geschafft, aber ich hatte ihr gesagt, wenn sie eine Medaille wolle, müsse sie im Finale nochmal richtig loslegen“, sagte Maike Rotermund. Sie fand Gehör bei ihrer Läuferin. Unter den Augen von Belgiens Königin Mathilde hängte Leencke Rehfeld in 10.98 Sekunden die Konkurrenz ab. Rotermund: „Und da sind bei ihr während der Siegerehrung vor Rührung die Tränen gekullert. Das war ein wunderschöner Moment.“