Im Norderstedter Gesundheitsgespräch geht es am morgigen Mittwoch um Arthrose. Mediziner informieren im Rathaus über Symptome und Therapien

Norderstedt. Die Finger lassen sich nicht mehr komplett strecken, das Knie schmerzt bei jeder Bewegung, und die Schulter streikt, wenn der Arm in die Höhe soll – all das können Symptome für eine Erkrankung sein, die mit zunehmendem Alter häufiger wird: Arthrose – Anlass für den Seniorenbeirat Norderstedt, zusammen mit dem Hausarztnetz Nord und dem Albertinen-Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen über den Verschleiß der Gelenke zu informieren. Wie die Erkrankung entsteht, welche Therapien es gibt, und wann eine Operation Sinn macht, werden die Mediziner am morgigen Mittwoch erläutern. Der Infoabend beginnt um 18 Uhr im Plenarsaal des Norderstedter Rathauses.

„Arthrose ist eine typische Verschleißerkrankung“, sagt Dr. Thomas Flamm, niedergelassener Allgemeinmediziner in Norderstedt, einer der drei Geschäftsführer des Hausarztnetzes Nord und Mitinitiator der Norderstedter Gesundheitsgespräche, die mit dem aktuellen Thema in die fünfte Runde gehen. „Der Knorpel als Schmierschicht zwischen Gelenkkopf und Gelenkpfanne wird mit fortschreitendem Lebensalter dünner, bis die Knochen aufeinander reiben. Das verursacht heftige Schmerzen und schränkt die Beweglichkeit erheblich ein.

Verletzungen können auch schon in jüngeren Jahren Arthrose hervorrufen

Nach Angaben der Deutschen Arthrose-Hilfe leiden fünf Millionen Menschen in Deutschland unter Beschwerden durch Arthrose. Laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen sind in der Altersgruppe zwischen 70 und 79 Jahren gut die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer von Arthrose betroffen, vor dem 30. Lebensjahr hingegen nur zwei Prozent der Bevölkerung.

Arthrose könne aber auch durch Gelenkentzündungen oder durch Verletzungen auch schon im jüngeren Lebensalter auftreten. In der Veranstaltung wird der Norderstedter Hausarzt und Facharzt für Allgemeinmedizin sowie Geriatrie, Dr. Bernd Mansfeld, zum Thema sprechen: „Arthrose – was bedeutet das für mich?“, hat er seine Ausführungen überschrieben. Tina Homann, diplomierte Sportwissenschaftlerin aus Tangstedt, gibt wichtige Tipps für Sport und Bewegung bei Arthrose.

Aus dem Albertinen-Krankenhaus treten bei der Veranstaltung mit Professor Oliver Dierk und Dr. Bernd Augustin zwei leitende Ärzte der Orthopädie auf, die gleichzeitig auch als niedergelassene Orthopäden in der Hamburger Innenstadt und Hamburg-Lurup tätig sind. „Wird eine Knie-Arthrose diagnostiziert, so sollte zunächst versucht werden, auf eine Operation zu verzichten und mit nichtoperativen Therapien wie etwa der Physiotherapie die Beweglichkeit zu erhalten und die Muskulatur zu kräftigen. Eine solche Behandlung kann medikamentös unterstützt werden“, sagt Dr. Augustin. So ließen sich die Schmerzen lindern, ohne dass allerdings die Ursache der Beschwerden, nämlich der Verlust an Knorpelgewebe, beseitigt würde.

Bei Unbeweglichkeit und starken Schmerzen empfiehlt sich die Operation

Wird der Schmerz mit Fortschreiten der Krankheit immer stärker und dadurch die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, so sollte über einen künstlichen Gelenkersatz nachgedacht werden. Eine solche Operation kann heute auch im höheren Alter sicher vorgenommen werden“, sagt der Experte. Bei einer Arthrose sei eine Operation nie so dringlich wie bei anderen Krankheiten, etwa einer Blinddarmentzündung. Der Betroffene könne sorgsam planen, wann der beste Zeitpunkt dafür ist und sollte sich nicht unter Druck setzen lassen. Die Patienten sollten versuchen, es so lange wie möglich mit dem eigenen Gelenk auszuhalten. In ihren Vorträgen werden Professor Dierk und Dr. Augustin auf die Therapieoptionen bei der Arthrose im Knie sowie in der Hüfte eingehen.

„Wir feiern in diesem Jahr ein kleines Jubiläum, die drei Veranstalter – das Albertinen-Krankenhaus, das Hausarztnetz Nord und der Seniorenbeirat Norderstedt – laden zum fünften Mal gemeinsam zum Norderstedter Gesundheitsgespräch ein“, sagt Ingrid Kowski, Sprecherin der Seniorenvertreter. Die Organisatoren greifen ganz bewusst Gesundheitsthemen auf, die insbesondere ältere Menschen angehen – ein Motto, das auch für die bisherigen Gesundheitsgespräche galt. Im vorigen Jahr haben die Mediziner im Norderstedter Rathaus über den Schlaganfall informiert, Symptome geschildert und deutlich gemacht, dass jede Minute zählt. Im Februar 2013 ging es um den gesunden Darm und Darmkrebs, die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland, und den Appell, ab 55 regelmäßig zur Vorsorge zu gehen.

Mehr als 200 Besucher nutzen die Chance auf kompetente Information

2012 ging es ebenfalls um Gelenkschmerzen, und zum Auftakt der medizinischen Info-Reihe vor drei Jahren haben sich Mediziner und Seniorenbeirat dem Herzschmerz gewidmet. Angelika Kahlert, Vorsitzende des Seniorenbeirates, freut sich darüber, dass die Norderstedter Gesundheitsgespräche bei den Norderstedter Seniorinnen und Senioren so gut ankommen: „Unser Angebot einer fundierten medizinischen Informationsveranstaltung wird mit zuletzt weit über 200 Besuchern sehr gut angenommen. Hierzu trägt sicherlich auch bei, dass alle Referenten und weitere Mediziner aus dem Hausarztnetz Nord nach der Veranstaltung bei einem kleinen Imbiss für Nachfragen zur Verfügung stehen.“

Die Chance zum lockeren Austausch wird gern und intensiv genutzt, die Besucher wollen die Ärzte kennenlernen und wissen, wer sie behandelt. Diesen Kontakt herzustellen, ist neben der kompetenten Information auch ein Ziel der Gesundheitsgespräche. Es gehe darum, den Norderstedtern zu zeigen, wer sie in der Nachbarschaft medizinisch versorgt. Der Weg ins Krankenhaus sei nicht immer nötig, der Allgemeinmediziner oder Facharzt um die Ecke sei meist die richtige Anlaufstelle und der Lotse, der die Patienten an die richtige Stelle verweise.

Stadtpräsidentin Kathrin Oehme wird auch dieses Mal ein Grußwort sprechen – ein Beleg dafür, dass auch Verwaltung und Politiker hinter den Gesundheitsgesprächen stehen. Das Ende der Veranstaltung ist für 21 Uhr vorgesehen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.