Mit „Gefährliche Liebschaften“ meistert das Theater Pur wieder einmal ein großes Bühnendrama

Norderstedt. Wer gegen wen? Gefährlich ist das Liebesspiel, das Isabelle Merteuil und Sébastien Valmont mit sich und anderen treiben. Gefährlich ist es auch, das Drama „Gefährliche Liebschaften“, das durch den grandiosen gleichnamigen Film mit Glenn Close und John Malkovich berühmt wurde, als Theaterstück auf die Bühne zu bringen. Vor allem für ein Amateurtheater.

Das Theater Pur wagte es, wie es sich auch schon an große Shakespeare- und Sartre-Dramen wie Romeo und Julia und Geschlossene Gesellschaft wagte. Und gewann. Auch diesmal mit „Gefährliche Liebschaften“. Die Aufführung im Festsaal am Falkenberg wurde vom Publikum bejubelt.

Pur-Regisseur Sven Boldt hat das Stück ausgesucht, „weil es alle Facetten der Bösartigkeit bietet“. Besser: Er hat das Stück für sich ausgesucht, er spielt die Hauptrolle, den intriganten, charmanten, bösartigen, unwiderstehlichen, hassenden, liebenden Valmont, und das genau in dieser Reihenfolge.

Sukzessive steigert sich Boldt in den zwielichtigen Charakter des gelangweilten Chamäleons Valmont hinein, gibt ihm immer mehr Schärfe, je mehr dieser sich durch seine Winkelzüge in den Abgrund schießt. Der junge Amateur-Schauspieler liefert eine Leistung ab, die der eines Profis ebenbürtig ist. Spielt er zuerst seine Rolle, so wird er immer mehr zu Valmont, je mehr dieser entdeckt, dass er seine Marie wirklich liebt, aber sie und sich zerstört.

Boldt gelingt es zudem, durch dieses intensive Spiel Andrea Holtkamp als Isabelle, Ann-Kathrin Hubrich als Marie, Carlotta Borchert als Cécile, Ramona Hubrich als Madame Rosemonde, Sabine Ivens als Madame Volanges, Daniel Dekkers als Raphael und Jakob Schneider als Azolan mitzuziehen.

Hätte er als Regisseur noch das Schnellsprechen in dem von pointierten und geschliffenen Dialogen geprägten Stück unterbunden, wäre das Spiel – fast – perfekt gewesen.

Holtkamp ziseliert die durchtriebenen Seiten der Merteuil fein als Miststück aus, Ann-Kathrin Hubrich ist als Marie ein ernster Pol in dem Liebes-Ränkespiel, eine hervorragende, leise – und daher umso präsenter – auftretende Schauspielerin. Carlotta Borchert spielt Cécile erst als Unschuld, dann als Lolita. Ohnehin ist der Part der 16-Jährigen, die ins Lotterbett verführt wird, heute mehr als delikat. Ein fröhlicher Lichtblick in dem düsteren Kampf um Sein oder Nichtsein in den Betten der Macht über andere Menschen ist Dekkers als Raphael.

Herausragend das Bühnenbild von Bernhard Otto und Klaus Junge. „Gern hätten wir im Kulturwerk gespielt, doch dort haben wir keine Termine erhalten“, sagt das Team und spielt darauf an, dass das Kulturwerk ursprünglich für die Kulturträger gebaut wurde.

Aufführungen: Freitag und Sonnabend, 3. und 4.Oktober, jeweils von 19 Uhr an im Festsaal am Falkenberg am Langenharmer Weg 90 in Norderstedt. Karten zu 7,50 Euro, für unter 18-Jährige zu fünf Euro, gibt es im Vorverkauf, unter Telefon 040/60941757 und an der Abendkasse.