Die AKN erhält 14 neue Triebwagen. Zum Schnäppchenpreis von 60 Millionen Euro gibt es Klimaanlagen, monitorgestützte Fahrgast-Informationssysteme und Überwachungskameras.

Leider: Keine Toiletten. Aufkeimende Kritik an diesem Mangel wird seitens der AKN unter anderem mit der Begründung niedergemacht, in den alten Wagen habe es bislang ja auch kein WC gegeben. Wer so argumentiert, müsste unser putziges Vorstadt-Bähnli konsequenterweise noch mit Dampf betreiben.

AKN-Fahrgäste zwischen Hamburg und Neumünster sind, inklusive ihrer Wege zum Bahnhof und eventuellen Umsteige-Wartezeiten, durchaus mal zwei Stunden oder mehr unterwegs. Das kann lang werden, wenn die Blase drückt. Die meisten Haltestellen auf der Strecke präsentieren sich klofrei wie ein AKN-Triebwagen. Und selbst wenn dort eines wäre – angesichts der oft spärlichen Zugfrequenz wird jede Toilettenpause mit gefühlter Wartezeit von einer Stunde auf die nächste Bahn bestraft. Bleibt als zwingend möglicher Ort der Erleichterung nur der Waggon selbst. Davon ist aber – zumindest in den nun angeschafften neuen Triebwagen – dringend abzuraten, siehe oben: Überwachungskameras und monitorgestützte Fahrgast-Informationssysteme. Frevelnde Eckenpinkler werden in flagranti erfasst und peinlichst pieselnd auf diversen Bildschirmen sämtlichen Mitreisenden live und in HD-Qualität vorgeführt. Bei Wiederholungstätern wird auch Name und Adresse eingeblendet. Finanzieren lässt sich das Notdurft-TV kostengünstig durch zwischengeschaltete Werbespots für Artikel, die AKN-Reisende unbedingt benötigen und auch beim Fahrkartenkauf direkt am Automaten erwerben können – Windeln, zum Beispiel.

Der WC-Mangel eröffnet allerdings auch Chancen für Existenzgründer. Als „Fliegende Toilette“, ausgerüstet mit einem faltbaren Paravent und einem „Porta Potti“-Chemieklo aus dem Campingshop, machen umtriebige Jungunternehmer demnächst in den Zügen der AKN Millionen. Und wenn sich das erst herumspricht, wird es künftig auch bei der Deutschen Bundesbahn keine Toiletten mehr geben.

Wir sollten also stolz sein: Unsere AKN baut den Zug der Zukunft.