Ganztagsangebot trifft auf große Nachfrage. Zwei von drei Grundschülern bleiben nach dem Unterricht in der Schule

Norderstedt. Die Nachfrage hat die Erwartungen gesprengt: Die Eltern haben 750 Schüler für die Ganztagsbetreuung an den fünf Norderstedter Grundschulen angemeldet. Das entspricht einem Anteil von 67 Prozent. Vor allem die Väter und Mütter der Erstklässler greifen auf das Angebot, ihre Kinder bis in den Nachmittag betreuen zu lassen, zurück: Spitzenreiter sind die Grundschulen Gottfried-Keller-Straße und Glashütte mit 93 bzw. 94 Prozent Anmeldungen. „Ausgegangen sind wir von rund 100 Kindern weniger“, sagt Thomas Richter, Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft Bildung, Erziehung, Betreuung (BEB), die das Angebot, das über den Unterricht hinausgeht, organisiert.

Wie ein Start-up-Unternehmen mit einem Sprung ins kalte Wasser gestartet

Die BEB habe ihren Wirtschaftsplan 2012 an Hand von Prognosen aufgestellt. Echte Zahlen lagen noch nicht vor, die Grundschule Friedrichsgabe ging als Vorreiter an den Start. „Da ging und geht es uns wie einem Start-up-Unternehmen in der Wirtschaft, wir mussten ins kalte Wasser springen“, sagt Richter, der nach der Aufbauarbeit zum 30. September aufhört, Frauke Wiltsche wird die Gesellschaft dann kommissarisch leiten. Zum Start ins Blaue gehört auch, dass das Geld nicht reicht. Mehrere Faktoren hätten dazu beigetragen, dass das Gesellschafts-Kapital in Nachtrag für das laufende Jahr um 200.000 Euro erhöht werden musste.

So hätten die Stellen in der Geschäftsstelle, die in den Räumen der Grundschule Friedrichsgabe untergebracht ist, von 1,4 auf 2,1 aufgestockt werden müssen. „Es gibt doch mehr Nachfragen von Eltern, der Informationsbedarf ist hoch, sodass wir das Personal aufstocken mussten“, sagt Richter. Außerdem müsse die BEB 20 Prozent mehr an den Caterer zahlen, der das Mittagessen liefert. Kostentreiber sei zum einen der Mindestlohn gewesen, den der Lieferant seinen Mitarbeitern jetzt zahlen müsse. Zum anderen mache der Caterer höheren Aufwand geltend. Da die Mensen nicht fertig sind, stellt er auch das Geschirr zur Verfügung, und das täglich – ein Service, den er sich natürlich auch bezahlen lässt.

Das Essen sei gut. „Bei einer nicht repräsentativen Umfrage unter den Schülern, was ihnen am Ganztagsangebot am besten gefällt, haben die meisten gesagt: das gute Essen“, sagt Richter. Da kommen laut Speiseplan in der Grundschule Heidberg in der nächsten Woche Rindergeschnetzeltes mit Erbsen und Reis, Gemüsekartoffeltopf mit buntem Gemüse und einem Laugenbrötchen, Hühnerfrikassee mit Karottenbällchen und Bio-Reis, lange Bio-Spaghetti mit Tomatensoße und Käse zum Drüberstreuen und gebackenes Fischfilet mit Kräutersoße, Möhrenscheiben und Kartoffeln auf die Teller. Zum Nachtisch gibt es zwei Mal Obst, einmal einen Schokoriegel, Kirschjoghurt und Paprikasticks.

Laut Zeitplan sollen die Mensen in den Grundschulen Gottfried-Keller-Straße und Falkenberg in knapp einem Jahr fertig werden. Noch vor Weihnachten soll die Mensa in der Grundschule Glashütte den Betrieb aufnehmen, ab April 2015 wollen die Grundschüler am Heidberg in der Mensa essen.

Zwar haben die Eltern mehr Kinder für die Ganztagsbetreuung angemeldet als erwartet. Aber nicht alle Betreuungs-Bausteine sind gleichermaßen ausgelastet. „Bestimmte Früh- und Spätmodule wurden nicht so stark gebucht, wie wir das angenommen haben“, sagt der BEB-Geschäftsführer. Dadurch hätten Betreuerinnen anders eingesetzt, die Kosten etwas reduziert werden können.

Der Aufsichtsrat der BEB hat die zusätzlichen Mittel einvernehmlich beschlossen. Insgesamt kostet die Betreuung der Grundschüler über den Unterricht hinaus 1,1 Millionen Euro im Jahr. Rund 230.000 kommen über die Elternbeiträge wieder herein. „Die Ermäßigungen durch die Sozialstaffel belaufen sich auf rund 120.000 Euro“, sagt Richter. Aus dem städtischen Haushalt bekommt die BEB einschließlich des aktuellen Nachtrags gut 800.000 Euro.

50 pädagogische Fachkräfte betreuen die Kinder nach dem Unterricht

Betreut werden die Ganztagskinder von 50 pädagogischen Fachkräften, 46 Frauen und vier Männern, die überwiegend in Teilzeit arbeiten. Gut ein Drittel sind Erzieherinnen, viele habe die BEB von den bisherigen Schülerbetreuungen übernommen, die restlichen hätten sich fortgebildet. Vorgesehen sei eine Betreuerin für 15 Kinder.

Neben dem pädagogischen Mittagstisch und der Hausaufgabenbetreuung sind die Kurse wesentliche Säule des Angebots am Nachmittag. „Wir haben 170 Kurse angeboten, nach der Schnupperwoche sind 150 übrig geblieben“, sagt Thomas Richter. Hier arbeitet die BEB eng mit den Sportvereinen und der städtischen Musikschule zusammen.