Bei der Bürgerinitiative gegen Prostitution an der Bundesstraße 206 macht sich Ratlosigkeit breit

Bark. Die Prostituierten hatten schon Feierabend, als um 20 Uhr die Einwohner der Gemeinde Bark im Gasthof Hahn über sie diskutierten. Bei Bier und Cola berichtete Jürgen Drewes, Mitbegründer der Bürgerinitiative gegen den Straßenstrich an der Bundesstraße 206, von der Arbeit der Gruppe. Fazit: Viel wurde geschrieben und gemahnt, genützt hat es bisher nichts.

Noch immer stehen die Sexarbeiterinnen Tag für Tag an den Rastplätzen vor Bockhorn und gehen ohne jede Waschmöglichkeit ihrer Arbeit nach – oft in der nahen Barker Heide, einem Naturschutzgebiet. Einzig der Parkplatz zwischen den beiden Barker Ortsteilen Bockhorn und Schafhaus wird nicht mehr von ihnen genutzt – von dort sind es nur wenige Meter zu den ersten Häusern der Gemeinde. Zwei Mitarbeiter des Umweltamtes hatten den Parkplatz zuvor von Kondomen und anderem Müll befreit.

Abgesehen von diesem minimalen Raumgewinn der wütenden Bürger lassen sich die größtenteils rumänischen und bulgarischen Sexarbeiterinnen nicht abschrecken – auch nicht von Zwangsgeldern. Diese hatte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in Ordnungsverfügungen angedroht. Das Verfahren läuft, ist aber langwierig. Nachdem die Polizei dem Landesbetrieb Verkehr (LBV) berichtet hatte, dass die Prostituierten nach wie vor an den Raststätten arbeiten, sind die Zwangsgelder in Höhe von 135 Euro inzwischen angeordnet worden. Das hat der LBV den Prostituierten in dieser Woche auch in einem Schreiben mitgeteilt.

Während Bürgermeister Hartmut Faber ihnen ausdrücklich für ihre Arbeit dankt, macht sich bei der Initiative selbst Ratlosigkeit breit. „Wenn man bedenkt, dass die Ankündigung, die Prostitution an der Bundesstraße 206 zu beenden, schon fast einen Monat zurück liegt, ist das Ergebnis mehr als enttäuschend. Langsam entsteht bei uns der Eindruck, dass die Maßnahmen nur der Beruhigung der Bürger dienen“, sagt Jürgen Drewes. Die Initiative wolle aber nicht aufgeben. Zurzeit arbeitet sie Vorschläge der Segeberger Gleichstellungsbeauftragten in eine Petition ein. Die soll dem Petitionsausschuss des Landtags übergeben werden.

Die Initiative sei zudem nicht gegen Prostitution im Allgemeinen, betont Drewes. „Es muss aber eine Lösung gefunden werden, die für alle passt: Anwohner, Prostituierte und Freier.“ Nur, wie diese Lösung aussehen könnte, das weiß zurzeit keiner in Bark.