Oberbürgermeister Grote kann sich den Bau einer Mehrzweckhalle für 5000 Zuschauer in Friedrichsgabe vorstellen

Norderstedt. Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote bringt Norderstedt erneut als Standort für eine neue Multifunktionshalle in der Metropolregion ins Spiel. Im Bereich des Umspannwerkes in Friedrichsgabe an der Kohtla-Järve-Straße will der Verwaltungschef den Bau einer Halle für maximal 5000 Zuschauer prüfen lassen. „Auf dieser Fläche wäre eine einfache Halle für Konzerte oder Sportveranstaltung denkbar“, sagt Grote.

Die Idee für die Halle ist nicht neu. Zuletzt erregte sie im Januar 2013 Aufsehen, als ein Konsortium um den Consulting-Fachman Kurt Göttsch und den Immobilienkaufmann Karsten Placke aus Henstedt-Ulzburg die Suche nach einem Grundstück für eine Multifunktionshalle öffentlich gemacht hatten. Neben Konzerten sollte die Halle auch Sportveranstaltungen, Theateraufführungen, Comedy, Messen, Kongresse, Firmenfeiern oder Bälle aufnehmen.

Norderstedt hatte sich damals mit Grundstücken ins Gespräch gebracht. Doch daraus wurde bis heute nichts. Nun ergreift Grote die Initiative und könnte sich sogar vorstellen, die Halle als Stadt selbst zu bauen. „Wir stellen uns eine ganz einfache Halle vor: Betonboden mit Zuschauerrängen, dazu ein Ein- und Ausfahrttor für die Sattelschlepper der Veranstalter zum Auf- und Abbau der Bühnen und Einbauten“, sagt Grote. Oberste Priorität habe bei der Idee die Wirtschaftlichkeit. Grote: „Wir müssen prüfen, ob der Bau dieser Halle wirtschaftlich darstellbar ist.“ Dazu müsse zunächst der Bedarf ermittelt werden. Die Stadt wolle bei dem Projekt kein Geld kaputt machen, die Halle müsste sich durch ihre Einnahmen refinanzieren.

Bei der Kommunalpolitik, die das Projekt letztlich abnicken müsste, stößt der Hallenbau auf Skepsis. „Ich weiß nicht, ob wir Hamburg mit seinen Angeboten Konkurrenz machen können“, sagt SPD-Fraktionschef Jürgen Lange. Bei der CDU fände es der Fraktionsvorsitzende Gert Leiteritz „grundsätzlich gut, wenn die Stadt so etwas hätte“. Doch er glaubt nicht, dass die finanzielle Situation der Stadt es hergibt, den Bau zu bezahlen. „Flüchtlingsunterkünfte und Kinderbetreuung kosten uns derzeit viel Geld“, sagt Detlev Grube von den Grünen. „Die Idee für so eine Halle kommt da zur Unzeit.“ Er findet die Hallensituation in Norderstedt derzeit ausreichend und „charmant“. Die Nähe zu Hamburg hält Grube für einen Nachteil, weil es dort genügend Angebote für Konzertveranstalter gebe.

Reimer Rathje von der WiN-Fraktion hält den Standort am Umspannwerk für problematisch, weil er mit öffentlichem Nahverkehr nicht optimal zu erreichen sei. Und Miro Berbig von den Linken kann sich nicht erklären, wie der Oberbürgermeister auf die Idee kommt, dass Norderstedt der O2-Arena in Hamburg Konkurrenz machen könnte. „Doch wenn die Halle die Stadt nichts kostet – warum nicht?“

Entscheidend bei dem Projekt ist die Frage, wie die möglichen Nutzer sie annehmen würden. Marc Mario Bertermann von der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt, die für die Stadt das Grundstück am Umspannwerk vermarktet: „Die ursprüngliche Idee für die Halle baute ja auf den Zweite-Liga-Handballern in Henstedt-Ulzburg auf. Ich sehe es als problematisch, den Sport als stärkste Säule für so ein Hallenprojekt zu nehmen.“ Im Falle eines sportlichen Abstiegs wäre die Hallenauslastung fraglich.

Was Konzerte angeht, so sind die Reaktionen Hamburger Veranstalter mehr als eindeutig. „Ich halte Norderstedt nicht für die richtige Ecke, um so eine Halle zu bauen“, sagt Folkert Koopmanns, Chef der Agentur FKP Scorpio. „Internationale Künstler, die nach Hamburg kommen, kann man schwer überzeugen, in Norderstedt zu spielen. Das ist so, als sagten sie einem Musiker, er trete in Potsdam auf und nicht in Berlin.“ Die Hamburger Veranstalter suchten nach innerstädtischen Auftrittsorten, die für die Besucher gut erreichbar sind. Norderstedt liege zu weit draußen. Koopmanns: „Gerade die minderjährigen Konzertbesucher sind darauf angewiesen, dass es eine gute Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr gibt. Das sehe ich bei dem Standort in Norderstedt nicht.“

Frehn Hawel, Sprecher von der Konzert-Agentur Karsten Jahnke in Hamburg, sieht den Bau der Norderstedter Halle ähnlich skeptisch. „Man muss sich der Herausforderung stellen, regelmäßig 4000 Leute aus Hamburg nach Norderstedt zu ziehen, damit sich das rechnet. Mit Konzerten geht das auf keinen Fall.“