Das Tingvall Trio stellte im Norderstedter Kulturwerk sein neustes Album „Beat“ vor. Das Publikum war begeistert

Norderstedt. Ja, ist denn schon Weihnachten? In den ersten Klängen von „Den Gamla Eken“ verstecken sich Melodien alter Weihnachtslieder, die zum Träumen einladen. Aber nicht lange. Sukzessive wird das lyrische Spiel rhythmischer. Jazziges mischt sich ein, gleichwohl der Bass behutsam und voll Poesie die lyrische Linie weiterverfolgt und sich in ein Gespräch mit Klavier und Schlagzeug begibt.

„Den Gamla Eken“, zu deutsch „die alte Eiche“, ist der Auftakt-Song zum fünften und neusten Album des Tingvall Trios. Und war auch Auftakt zum Jazzkonzert des Trios im Norderstedter Kulturwerk in der Reihe JazzWerk. Das Publikum im fast ausverkauften Saal war hingerissen von Martin Tingvall am Flügel, Omar Rodriguez Calvo am Bass und Jürgen Spiegel am Schlagzeug.

Mehr noch: Publikum und Band schaukelten die Stimmung wechselseitig hoch. Durch die intime Nähe zur Bühne ging nichts verloren von der stimmungsvollen Ausstrahlung der Musiker und ihrer Musik. Das Tingvall Trio nahm die Zuhörer mit auf eine intensive Reise durch ihre Klangwelt, und die folgten ihnen gern nach Schweden, nach Kuba und zurück.

Der Titel des neusten Albums „Beat“ suggeriert Schnelligkeit und harten Rhythmus. „Der Song Beat war auch einmal ein schnelles Stück, doch für das neue Album haben wir es langsamer eingespielt, mit mehr Intensität, und wir meinen, es ist besser geworden“, sagte Martin Tingvall. Sie wollen ihre Musik, ihre Kompositionen genießen und nicht schnell darüber hinwegspielen. Das ist rundum gelungen, auch auf der neusten Platte, die im August bei Skip Records erschienen ist.

Auf dem Album wechseln sich sanfte, ruhige Titel mit kraftvollen, erzählerisch gespielten Balladen, sinnlichen Klängen in „Vägskäl“ und schnellen, jazzig dominanten Stücken ab. Diese brisante Mischung brachte das Konzert zum Brodeln, in dem das Trio auch Ausflüge zu früheren Alben machte. Mit „Es gibt ein paar Stücke, die werden wir nie los“, kündigte Tingvall „Hajskraj“ (Angsthai) an. Der Band-Gründer liebt waghalsige Wortspiele, beispielsweise auch „Vattensaga“, das Wassermärchen, das nach Wasserfall klingt, ein bildhaftes Stück, mal schnell fließend und springend, herausfordernd, dann wieder glasklar und verspielt plätschernd. Herausragend Calvos Solo am Bass.

Unverfälscht und innig kommt „Heligt“, heilig. Das groovt und chillt, bietet minimalistische Töne, bevor der Bass in die orientalisch rätselhafte Klangwelt eintaucht. Das klingt nach Wüste und Einsamkeit. Doch mit dem schnell und fordernd, fast aggressiv gespielten „I Skuggorna“ (Im Schatten) bricht das Trio die Stimmung wieder und liefert mit „Hamn“ (Hafen) noch eine groovige Zugabe. „Wir kommen sehr gern wieder“, verspricht Tinvall.