Eine Glosse von Lars Hansen

Gesund ernähren? Ja ja, weiß ich; kenn’ ich; will ich auch immer machen. Viel Gemüse, möglichst roh; wenn überhaupt Fleisch, dann selten und mager und wenig; besser mehr Fisch wegen Omega; Joghurt mit Linksgewinde – Brigitte, Für Sie, Apothekenumschau: Ich bin im Bild (der Frau). Überall rund um die Redaktion gibt es gesundes Essen. Und ich würde mir ja auch welches holen.

Würde? Wo kommt jetzt der Konjunktiv her? Bei all den Möglichkeiten, die sich mir bieten, ist es doch keine Frage, dass ich sie nutze und mich im Büro gesund ernähre, oder?

Wenn es aber etwas gäbe, das meine gesunde Ernährung vom Machen zum Möglichen ummodelte, dann käme dieser Konjunktiv vom Kuchen. Und den gibt’s oft. Mal hat ein Kollege Geburtstag, mal eine Kollegin Jubiläum, mal jemand einfach nur Lust am Backen oder zu viele Pflaumen am Baum, und manchmal bringen sogar Leser Kuchen vorbei, weil sie sich über ihre Zeitung freuen.

Der Kuchen kommt grundsätzlich vormittags und wird auch vormittags angeschnitten. Das Stück zur Feier des Anlasses ist schnell verdrückt. Meist ist jetzt aber noch Kuchen übrig. Der lauert auf dem Weg zur Tür. Der Weg zur Tür ist aber auch der Weg zum Gemüsehändler. Und immer, wenn ich hungrig in die Mittagspause will, aber eigentlich gar keine Zeit habe, lacht mich der Kuchen an.

Verführt von der Bequemlichkeit des schnellen Zugriffs und der Backraffinesse seines Spenders, nehme ich mir noch ein kleines Stück. Sieht einfach zu gut aus das Teil. Morgen ist auch noch ein Tag für Rohkost, Tofu und Brigitte. Es sei denn, morgen hätte schon wieder jemand etwas zu feiern...