Der Verein für Schäferhunde in Tangstedt muss sein Gelände wohl aufgeben. Die Fläche soll Öko-Ausgleichsland werden

Tangstedt. Wer den Verein für Deutsche Schäferhunde am Harksheider Weg in Tangstedt besucht, der betritt ein uriges Idyll. Ein bescheidenes Holzhäuschen als Clubheim, davor eine Laube, wo die Mitglieder zum Kaffeetrinken und Plaudern zusammensitzen. Aus dem Hintergrund ist das leise, sonore Brummen eines Dieselmotors zu vernehmen, auf dem Übungsplatz läuft gerade ein Kursus mit Trainerin Ilona Harder. Hier sind die Tierfreunde unter sich, ungestört, die Geselligkeit steht im Mittelpunkt.

Nur: In Wirklichkeit ist nichts mehr in Ordnung. „Alles war perfekt“, sagt Walter Sander, Vorsitzender der seit 1956 bestehenden, 40 Mitglieder großen Ortsgruppe. Auch viele Gäste nutzen deren Angebote, geschätzt 70 Hunde verschiedenster Rassen tummeln sich regelmäßig auf dem Platz.

Sander spricht bewusst in der Vergangenheit, denn das Refugium ist in seiner Existenz nicht nur akut bedroht – vielmehr steht es nicht gut um den Verein, sind die Tage vermutlich gezählt. Angefangen hat alles im vergangenen Winter. Das vier Hektar große Areal – 8000 Quadratmeter sind an den Club verpachtet – gehörte bis dahin einem Landwirt. Als dieser starb, entschloss sich die Witwe, das Grundstück zu verkaufen. Wahrscheinlich, so vermutet Sander, für einen kleinen Preis. 70 Cent bis 1 Euro, mehr könne sie nicht bekommen haben, die Fläche sei doch mehr oder weniger wertlos.

Tatsächlich? Niels Jacobsen, Geschäftsführer von Renergy, einem Hamburger Unternehmen für Entsorgungsmanagement und Rohstoffhandel, sah dies komplett anders. Er kaufte das Grundstück und hatte ambitionierte Pläne. „Wir wollten eine Freiland-Fotovoltaikanlage bauen. Das fand die Gemeinde Tangstedt auch gut“, so Jacobsen.

Das Vorhaben blieb jedoch in der Schublade. Das Gesetz für Erneuerbare Energien (EEG) wurde reformiert, die Förderrichtlinien verändert, das Konzept deswegen verworfen. „Die Erlöse wurden immer weniger, auch die Nachbarn wollten nicht mehr mitmachen – es hat sich alles nicht mehr gerechnet.“

Niels Jacobsen hatte zunächst nur mit der Teilfläche kalkuliert, die nicht vom Verein genutzt wurde. 400 Euro jährlich betrug die Pacht bisher, der Vertrag läuft noch bis Januar 2015. Mehrfach saß der Clubvorstand mit Jacobsen zusammen, doch einen gemeinsamen Nenner fanden die Parteien nicht. Die bisherigen Konditionen sah der neue Eigentümer als nicht mehr zeitgemäß an, legte ein neues Angebot vor: Der Verein zahlt eine Monatsmiete von 275 Euro bei einer Kündigungsfrist von lediglich acht Wochen. „So etwas geht nicht, weil wir hier doch Prüfungen durchführen“, sagt Walter Sander, „einen Sportverein kann man nicht so kurzfristig führen.“

Sein Gegenvorschlag: Die Pacht wird auf jährlich 1000 Euro erhöht, was die absolute Schmerzgrenze sei. All das bei einer Laufzeit von fünf Jahren, „damit wir planen können“. Aber auch hier blockte Jacobsen ab, schrieb stattdessen am 28. August in einer E-Mail: „Ich könnte Ihnen noch das Angebot machen, dass die Mitglieder des Vereins das Teilgrundstück kaufen und dann an den Verein verpachten. Die Mitglieder könnten sich zum Beispiel in einer Kommanditgesellschaft zusammenschließen.“

Den Wert des Grundstück taxiert er auf 70.000 Euro, womit jedes Mitglied ungefähr 2000 Euro investieren müsste. Unmöglich, sagen die Betroffenen.

„Wenn es sich nicht um 180 Grad dreht, habe ich keine Hoffnung mehr. Wir müssen einen neuen Platz finden – mit Unterstützung der Gemeinde“, sagt Walter Sander. Auch Volker Bumann, Vorsteher des zuständigen Amtes Itzstedt, hat er um Hilfe gebeten.

Grundsätzlich könnte sich der Verein auch einen Umzug etwa nach Kayhude oder Nahe vorstellen; beide Gemeinden liegen in Einzugsgebiet, denn die Mitglieder kommen nicht nur aus Tangstedt, sondern gleichermaßen aus Duvenstedt, Hummelsbüttel, Kayhude oder Norderstedt.

Unterdessen hat Niels Jacobsen längst einen Schritt weiter gedacht. Das Grundstück steht mittlerweile wieder zum Verkauf – als Ausgleichsfläche auf Basis der Ökokonto-Verordnung. Diese besagt: Landeigentümer können sich Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Flächen von der Unteren Naturschutzbehörde anerkennen lassen. Dafür gibt es sogenannte Ökopunkte, die wiederum bares Geld wert sind.

Potenzielle Interessenten sind beispielsweise Unternehmen, die andernorts Windkraftanlagen bauen. „Die Ökopunkte sind auf dem Markt“, sagt Niels Jacobsen. „Der Verein tut mir ein bisschen leid, aber ich habe mein letztes Angebot gemacht.“ Insgesamt 33.000 Ökopunkte à jeweils 3 Euro ist das Gebiet wert. Nachzulesen ist dies auf der Internetseite der Immobilienfirma Copperlake (www.copperlake.de). Im Prinzip könnte der neuerliche Verkauf jeden Moment geschehen, so Jacobsen.

Der Hundeverein hat sich mit der bitteren Situation fast schon abgefunden. „Das täte mir sehr weh, alles aufzugeben, was ich in 44 Jahren mit aufgebaut habe“, so Walter Sander. Viel Zeit bleibt nicht: „Im Oktober müssten wir etwas gefunden haben. Ohne Gelände müsste der Verein aufgelöst werden.“ Was der Club braucht: eine knapp ein Hektar große Fläche, möglichst mit einem Häuschen oder einer Hütte, dazu nicht direkt neben einem Wohngebiet gelegen – wegen des Hundegebells. Wer eine Idee hat, kann Walter Sander unter 040/5207953 kontaktieren.