Bürgermeister Norman Hübener sagt im Interview, welche Kernthemen derzeit auf der politischen Agenda stehen

Tangstedt. Mit Norman Hübener hat die Gemeinde Tangstedt seit Mai dieses Jahres einen der jüngsten Bürgermeister in Schleswig-Holstein. Der 36 Jahre alte SPD-Politiker und Geschäftsführer eines Unternehmens aus der Immobilienbranche, wohnhaft im Ortsteil Wiemerskamp, sitzt erst seit 2013 in der Gemeindevertretung, leitete zunächst den Zentralausschuss, ehe ihn seine Fraktion als Nachfolger des verstorbenen Holger Criwitz nominierte. Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt nimmt Hübener Stellung zu zentralen Themen, die Tangstedt derzeit beschäftigen.

Hamburger Abendblatt:

Herr Hübener, beginnen wir mit einem Evergreen: Können Sie den Bürgern Hoffnung machen, dass bald weniger Lkw die Straßen entlangrollen? Die letzte Verkehrszählung hatte ja ergeben, dass die Belastung rein statistisch geringer ist als gefühlt und selten 8000 Fahrzeuge pro Tag erreicht.

Norman Hübener:

Das Aufkommen war geringer als erwartet, was aber nicht bedeutet, dass wir das Thema unter den Tisch fallen lassen. Schließlich gibt es auch das Empfinden der Bürger. Wir müssen also trotzdem etwas machen, müssen sehen, welche Möglichkeiten es gibt, die Lärmemissionen zu reduzieren. Das Thema betrifft viele Tangstedter. Und: Je besser eine Straße ausgebaut ist, desto höher ist die Belastung. Bestes Beispiel ist der Kringelweg.

Ist Tempo 30, etwa auf der Hauptstraße, eine Option?

Hübener:

Wir können nicht einfach Schilder aufstellen, wir benötigen die Zustimmung des Kreises.

Wann können denn die Anrainer des Rader Weges mit Klarheit rechnen, inwieweit ihre Straße saniert beziehungsweise ausgebaut wird?

Hübener:

Das ist noch in der Bearbeitung. Die Frage ist: Wie ist die Straße zu behandeln? Wir haben dort verschiedene Anlieger, haben Einfamilienhäuser, Gewerbe, ein Waldgebiet. Müssen wir über einen Ausbau reden oder über eine Erneuerung? Es bringt aber nichts zu spekulieren.

Über Jahre befand sich der Flächennutzungsplan 2030 in der Schwebe, der zentral ist für die Weiterentwicklung des Ortes. Wieso?

Hübener:

Nun ist er abgesegnet. Es ging um Flächen, die einer anderen Nutzung zugeführt werden sollten, das waren teils Gewerbeflächen, teils Wohnungen. Das betrifft Zukunftsprojekte wie in der Lindenallee. Es ist immer ein wichtiges Thema, die ansässigen Betriebe mit neuen Gewerbeflächen versorgen zu können. Generell wäre es mein Wunsch, eine Prioritätenliste zu erstellen.

Wie groß darf Tangstedt denn werden? Momentan sind es etwas mehr als 6000 Einwohner …

Hübener:

Wir wollen nicht zu stark wachsen, sondern eine ländliche Struktur beibehalten. Es existiert ein Gutachten, das im Amt Itzstedt vorgestellt wurde. Danach wird unsere Bevölkerungszahl sinken. Wir müssen aber auch der demografischen Entwicklung Rechnung tragen. Dazu zählt auch, mehr barrierefreies Wohnen, etwa nahe des Tangstedter Rathauses, zu ermöglichen.

Im vergangenen Jahr kam die Forderung auf, den Betrieb der Costa Kiesa ab 2015 zu kommerzialisieren. Wie ist der Stand der Dinge?

Hübener:

Jetzt läuft die zweite Phase an. Wir werden so langsam die Bevölkerung und die Vereine einbinden. Es wird einen gemeinsamen Termin geben mit dem zuständigen Landschaftsplaner der Firma Eggers. Es ist noch offen, ob wir einen Betreiber haben wollen oder der See in Gemeindehand bleibt. Das Nutzungskonzept muss in Einklang mit der Renaturierung erarbeitet werden.

In der Gemeindevertretung ist mit den „Christ-Demokraten Tangstedt“ eine neue Kraft hinzugekommen, die Spaltung der CDU scheint irreparabel. Wenn ein nicht geringer Teil der Mandatsträger verkracht ist, kann da noch programmatisch gearbeitet werden?

Hübener:

Mein Eindruck ist, dass professionell zusammengearbeitet wird. Die Probleme dürfen das Rathaus auch nicht erreichen, das ist etwas CDU-internes. Auch in den Ausschüssen hat die Arbeit funktioniert, es ist nichts liegen geblieben.

Die Gemeindevertretung beschloss ebenso, neues Personal in den Kitas einzustellen. Was muss noch getan werden, damit es nicht wieder einen Engpass gibt wie im Frühjahr?

Hübener:

Seit ich im Amt bin, haben wir fünf Kräfte neu eingestellt. Wir übererfüllen den vorgegebenen Personalschlüssel an einigen Ecken. Das klare Ziel ist, gerade die Vertretungszeiten besser abzudecken. Ich bin deswegen mit der Kitaleitung im Austausch über den Stundenplan. Aber ich sehe schon eine wesentliche Entzerrung des Problems, wir haben sehr gutes Personal gefunden.

Was ist Ihnen als Bürgermeister in ihrer noch kurzen Amtszeit ansonsten aufgefallen?

Hübener:

Man wird anders wahrgenommen, stark frequentiert. Ich wurde von der Bevölkerung sehr gut aufgenommen – obwohl ich ein Zugezogener bin. Zum Herbst hin werde ich eine Bürgersprechstunde einführen. Das bin ich den Einwohnern der Gemeinde Tangstedt schuldig, damit diese ihre Anliegen vortragen können.

Wo erwarten die Tangstedter denn ein Engagement ihres Bürgermeisters?

Hübener:

Das geht von der Baumpflege bis zu Ordnungswidrigkeiten, es geht oft sehr ins Detail, sodass ich mich einlesen muss. Das ist die große Herausforderung an der Aufgabe. Aber ich kann die Aufgaben mit meinem Beruf vereinbaren.