In unserer Serie „Sattelfest“ stellen wir heute den Aktivstall Horns in Bimöhlen vor. Die Pferde sind hier nicht nur rund um die Uhr draußen, sie können auch rund um die Uhr fressen

In freier Natur ist ein Pferd bis zu 16 Stunden am Tag – meist zur Nahrungsaufnahme – in Bewegung und legt dabei 30 bis 40 Kilometer zurück. Das Pferd ist also ein Lauftier. Üblicherweise sind Pferdeställe heute in Boxen aufgeteilt, in denen sich die Tiere teils tagsüber, vor allem aber auch nachts aufhalten. Jeder Pferdebesitzer muss selbst entscheiden, ob diese Art der Haltung ausreicht oder nicht.

Wer dem Pferd mehr Auslauf gönnen will, sollte sich im Aktivstall Horns in Bimöhlen umsehen: Hier bieten Claudia und Sönke Horns die Möglichkeit, Pferde artgerechter zu halten. 21 Pferde leben derzeit auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Betriebes der Familie Horns, die sich hauptsächlich der Milchviehwirtschaft widmet und den Reiterhof erst 2011 als Nebenerwerbszweig aufgebaut hat.

Wer den Hof betritt oder mit dem Auto vorbeifährt, sieht die 21 Pferde auf den ersten Blick. Denn alle stehen draußen, gruppieren sich um die Futterraufen, stehen, gehen oder galoppieren herum. Einzeln oder in der Herde. Das ist das Prinzip dieses Reitstalles: Die Pferde halten sich 24 Stunden am Tag an der frischen Luft auf. Dafür steht ihnen ein insgesamt 1900 Quadratmeter großes Paddock zur Verfügung. Davon sind 1300 Quadratmeter Fläche drainiert und mit Bodenraster ausgestattet, 600 Quadratmeter mit gelenkschonendem Wattboden belegt. Einige Pferde, denen es gesundheitlich gut geht, dürfen zusätzlich drei Stunden am Tag auf die Koppel.

Die Pferde sind nicht nur rund um die Uhr draußen, sie können auch rund um die Uhr fressen. So viel sie wollen, wann immer sie wollen. Die Raufen sind mit Futter aus eigenem Anbau befüllt, Kraftfutter, ebenfalls aus eigenem Anbau und selbst hergestellt, hingegen wird bemessen und ist für die Tiere mit einem Transponderhalsband zugänglich. Trotz der jederzeit zugänglichen und gefüllten Futterraufen überfressen sich die Pferde nicht. „Sie kennen ihre natürlichen Grenzen“, sagt Claudia Horns, 44, die schon seit ihrer Kindheit eine begeisterte Reiterin ist. „Ich habe noch nie festgestellt, dass sich eines der Pferde überfressen hat.“

Ausreichend Futter sorgt auch für eine Selbstzufriedenheit und Ausgeglichenheit bei den Pferden. Auf diesem Reiterhof ist ein weitgehend stressfreies Leben für die Tiere möglich. Für kranke, lahmende Pferde steht eine Box direkt neben dem Auslauf bereit, sodass der Kontakt zur Herde nicht verloren geht. Eine Quarantänebox steht im Bedarfsfall ebenso zur Verfügung.

Nur wenn es hagelt, suchen die Pferde Schutz, ansonsten sind sie draußen

Das abwechslungsreich gestaltete Gelände ist groß, die Futterraufen, der Trinkplatz stehen weit auseinander – die Tiere sind also ständig in Bewegung, um sich zu versorgen, sich die Zeit zu vertreiben oder Kontakt mit anderen Artgenossen aufzunehmen. Auf der überdachten, mit weichen Matten ausgelegten Liegefläche finden die Pferde einen Ruheplatz. Täglich wird der Aktivstall gesäubert. Eine Pferdetoilette sorgt zusätzlich für Hygiene. Draußen bleiben die Pferde übrigens bei jedem Wetter: Regen, Wind, Winter, Sommer – sie können sich unter das Dach zurückziehen, müssen es aber nicht. „Wenn es wirklich mal hagelt, suchen die Pferde Schutz“, sagt Claudia Horns. „Ansonsten bleiben sie draußen.“

Die Pferde leben hier so natürlich wie möglich in einer Herde mit Leitstute, „Diskussionen“ über die Rangordnung und Paarbildungen (ohne Hengste natürlich, nur mit Wallachen). Claudia und Sönke Horns beobachten die Herde gelegentlich längere Zeit, um festzustellen, was sich in der Rangordnung getan hat.

Alle Freiheiten, die die Pferde haben, gelten auch für deren Besitzer: Sie können kommen und gehen, wann sie wollen. Selbst nachts steht nichts im Wege, wenn das eigene Pferde geritten werden soll. Jeder hat einen Schlüssel für die Sattelkammer, in der wiederum alle einen eigenen Spind haben, und für die moderne Reithalle. Niemand muss reiten, aber alle können reiten, wann immer sie wollen. Einen geregelten Reitbetrieb gibt es hier nicht.

Claudia Horns hat das Gefühl, „Ferien auf dem Bauernhof zu verbringen“

Diese Art der Pferdehaltung ist für viele Pferdehalter noch ungewohnt, aber der rege Zuspruch zeigt der Familie Horns, dass sie vor drei Jahren einen guten Einfall hatte. „Wir überlegen jetzt, ob wir diesen Betriebszweig ausbauen“, sagt Sönke Horns, 43, staatlich geprüfter Agrarbetriebswirt. Die Pferdehalter kommen aus Hamburg, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und aus der näheren Umgebung.

Sonja Schult fährt aus dem Nachbarort Wiemersdorf jeden Tag nach Bimöhlen. Seit einigen Monaten hat sie hier ihren neun Jahre alter Trakehner-Mix Prussow untergebracht, der wegen einer Krankheit nicht mehr auf Gras stehen durfte. Die Kombination aus artgerechter Haltung und den guten Reitmöglichkeiten ist für sie reizvoll. „Das tut meinem Pferd gut“, sagt Sonja Schult, die meistens auch ihre Kinder Jonna, 4, und Jonas, 8, mit zum Reitstall Horns bringt. So wie Prussow stehen hier auch einige andere Pferde, die „zivilisationsgeschädigt“ sind und an arttypischen Krankheiten (EMS, Cushing, Rehe) leiden. Auf dem Reiterhof in Bimöhlen geht es ihnen gut.

Claudia und Sönke Horns bewirtschaften ihren Hof mitsamt dem Reitstall alleine. Fremde Hilfe ist nicht nötig, um den Betrieb auf dem Pferdehof aufrechtzuerhalten. Für Claudia Horns ist das keine Arbeit, die sie übermäßig belastet. Ganz im Gegenteil. „Ich habe jeden Tag das Gefühl, Ferien auf dem Bauernhof zu verbringen.“

Am kommenden Montag stellen wir in der Serie „Sattelfest“ die Wittmoor-Ranch in Norderstedt vor.