Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg lassen auf Wildkaninchen schießen. Norderstedt setzt Frettchen ein

Kreis Segeberg. Der Aufschrei von Tierschützern ist sicher, für die Stadt Kaltenkirchen ist es Notwehr: Die Stadtverwaltung lässt auf Wildkaninchen schießen, um der Plage Herr zu werden. Zwei Jäger sind am Gymnasium und an der Dietrich-Bonhoeffer Schule im Einsatz und feuern auf die kleinen Nager, die sich explosionsartig vermehrt haben und erhebliche Schäden anrichten. Die Tiere haben die Fußballplätze der beiden Schulen derart beschädigt, dass die Flächen aus Sicherheitsgründen für den Sportunterricht gesperrt wurden. Am heutigen Freitag soll die Jagd beginnen.

„Kaninchen haben durch Scharrspuren und teilweise durch unterirdische Gänge die Plätze beschädigt“, sagt Bürgermeister Hanno Krause. „Die nur knapp Handflächen großen Schadstellen, die rund drei Zentimeter tief sind, stellen für Sportler ein großes Verletzungsrisiko dar.“ Die Jäger haben die Auflage, mit Schalldämpfer zu schießen. Außerdem dürfen sie nur außerhalb der Unterrichtszeiten auf die Jagd gehen. Die Stadtverwaltung hatte auch eine Vertreibung (Vergrämung) der Tiere geprüft, doch Experten rieten ab. Die Methode sei nicht effektiv.

Die Kreisverwaltung in Bad Segeberg hat die Aktion genehmigt. Die untere Jagdbehörde gab ihren Segen für den Einsatz von zwei ausgebildeten Jägern. Eine Gefährdung für die Bürger Kaltenkirchens sei auszuschließen, heißt es. Nach der Aktion sollen die Zäune umgebaut werden, sodass keine Kaninchen mehr auf das Gelände gelangen können.

Die Stadtverwaltung führt die große Zahl der Kaninchen auf den milden Winter, eine gesunde Population und den Mangel an natürlichen Feinden zurück. Auch dezimierende Krankheiten wie die Kaninchenpest (Myxomatose) sind bislang ausgeblieben.

In Henstedt-Ulzburg ist bereits seit Jahren ein Jäger unterwegs, um Kaninchen auf Sportplätzen, im Bürgerpark und am Naturbad zu erlegen. „Das ist ein schwieriges Geschäft“, sagt ein Jäger, der nicht genannt werden will. „Die Bürger haben dafür nur wenig Verständnis.“ Deshalb geht der Jäger in der Regel nur am frühen Morgen auf die Pirsch, wenn nur wenige Menschen unterwegs sind.

Der Einsatz von Gas und Gift ist verboten

Die Gemeindeverwaltung holt alljährlich die Genehmigung bei der Jagdbehörde ein. Bis zu zehn Tiere erschießt ein Jäger bei einem Einsatz. Andere Methoden, die Zahl der Kaninchen zu dezimieren, haben sich als schwierig erwiesen. Der Einsatz von Gas und Gift ist verboten. Fallen aufzustellen, unterliegt so strengen Vorschriften, dass ihr Einsatz von Jägern für kaum praktikabel gehalten wird. Bleiben noch die Frettchen, die in den Kaninchenbau geschickt werden und schon mit ihrem Geruch die Nager aus dem Bau vertreiben. Ein Jäger hat vorher Netze an den Ausgängen gespannt, fängt die Kaninchen ein und tötet sie mit einem Handkantenschlag ins Genick.

Auch Norderstedt verstärkt seinen Kampf gegen die Kaninchen, allerdings ohne Schusswaffen. Nach dem 1. Oktober werden ausgebildete Jäger im Auftrag der Stadt versuchen, der Plage mit Frettchen beizukommen.

„Im Namen der Stadt wird nicht geschossen“, sagt der Sprecher der Stadtverwaltung, Bernd-Olaf Struppek. Die Entscheidung dagegen sei gefallen, um eine Gefahr für die Menschen in der Stadt auszuschließen. In Norderstedt gehören die Langohren seit Jahrzehnten zum Stadtbild. Den Willy-Brandt-Park am Herold-Center haben sie weitgehend unterhöhlt. Nach groben Schätzungen der Stadt treiben dort um die 600 Tiere ihr Unwesen.

Um den Sportunterricht am Coppernicus-Gymnasium sicherzustellen, entschloss sich die Stadt vor drei Jahren, dort den ramponierten Sportplatzrasen durch einen kostspieligen Kunstrasen zu ersetzen.

Die Räuber waren machtlos gegen die Kaninchen-Massen

Wegen der Plage und der daraus entstandenen Risiken hatte die Stadt den alten Rasenplatz mehr als zwei Jahre gesperrt. Mit natürlichen Feinden wie Falken und Frettchen wurde damals zunächst versucht, die Plage einzudämmen – ohne Erfolg. Die Räuber waren machtlos gegen die Kaninchen-Massen. Auch auf dem Gelände neben den Stadtwerken in Norderstedt-Mitte und entlang der U-Bahnstrecke leben Hunderte von Nagern.