Der Aufruf im Abendblatt füllte beim DRK die Kleiderkammer. Zuletzt kam sogar ein Transporter des Otto-Versandes

Norderstedt. Das Hamburger Abendblatt wirkt. Beispiel: Als Christoph von Hardenberg, Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes in Norderstedt, am 7. August in der Regionalausgabe Norderstedt leere Regale in der Kleiderkammer beklagt und sich für die vielen neuen Flüchtlinge aus Syrien oder dem Irak in der Stadt Kleider- und Heimtextilienspenden wünschte, setzte eine wahre Spendenflut ein. Knapp vier Wochen später sagt von Hardenberg: „Das ist wirklich überwältigend. Die Leute haben uns überrannt. Unsere Kleiderkammer ist voll bis oben hin. Wir haben über zwei Tonnen an Kleidung, Bettwäsche und Handtüchern bekommen.“

Das Problem sei jetzt weniger die Auswahl für die Bedürftigen in der Kleiderkammer als die Frage, wo das DRK die ganzen Sachen überhaupt noch lagern kann. „Wenn jemand eine Garage frei hat, in der wir die Sachen zwischenlagern könnten, dann wären wir sehr dankbar“, sagt von Hardenberg.

Auf den Abendblatt-Artikel in Norderstedt wurde auch der Otto-Versand in Hamburg-Bramfeld aufmerksam. Die Otto-Mitarbeiterin Claudia Feltkamp las von den Versorgungsproblemen bei den Flüchtlingen in der Stadt und entschied sich spontan für eine einzigartige Aktion. Am vergangenen Freitag rollte ein Transporter des Otto-Versandes auf das Gelände des DRK an der Ochsenzoller Straße 124. Und im Laderaum des Transporters stapelten sich bis unter die Decke etwa 100 Kartons voller Kleidung.

Feltkamp ist Projektleiterin beim Otto-Versand und kümmert sich unter anderem um die Aktion „Platz schaffen mit Herz“. Das ist eine groß angelegte Kleiderspenden-Sammlung mit sozialem Grundgedanken. „Wir laden unsere Kunden zur bequemen Kleiderspende im Paket ein. Die Erlöse, die wir mit Hilfe der Kleiderspenden erzielen, gehen dann an soziale und ökologische Institutionen und Projekte.“ Seit Otto seine Kunden zum Spenden aufgerufen hat, packen überall im Land die Menschen große Kartons mit ihrer gebrauchten Kleidung voll, drucken sich den kostenfreien Versandschein des Otto-Versandes im Internet aus und schicken die Spende mit dem Hermes-Versand auf die Reise. Anja Dillenburg, für die Nachhaltigkeit beim Otto-Versand zuständig: „Die Kleiderspende wird bei uns zu einer Wertspende. Da können sich die Leute sicher sein, dass mit ihrer Kleidung was Gutes unterstützt wird.“ Auf dem Gebrauchtkleidungsmarkt würden viele dubiose Unternehmen ihren Profit suchen. „Otto sieht sich als Handelsunternehmen in der Pflicht, Einfluss auf die Herkunft von Rohstoffen, auf die Sozialverantwortung unserer Geschäftspartner und Lieferanten und auf das Recycling unserer Produkte zu nehmen“, sagt Dillenburg. In Norderstedt haben Feltkamp und Dillenburg hingegen die Möglichkeit gesehen, mit den Kleiderspenden ganz direkt zu helfen. „Deswegen haben wir den Transporter in unser Lager in der Nähe von Bad Hersfeld geschickt und 100 Kartons für das DRK geholt“, sagt Claudia Feltkamp.

Christoph von Hardenberg war über jeden einzelnen Karton froh. Die Freude stieg, als er einige davon gleich nach dem Entladen öffnete. Die Otto-Kunden sind nicht nur spendierfreudig, sie sind auch sehr ordentlich. „Alles gereinigt und sauber zusammengelegt. Das können wir direkt in die Regale einordnen“, sagte von Hardenberg.

Bis Jahresende werden in Norderstedt noch etwa 200 Flüchtlinge erwartet. Der DRK-Chef: „Wir sind jetzt auf die Menschen bestens vorbereitet und können ihnen gute Sachen anbieten.“