Der Kunstkreis Norderstedt zeigt in seiner freien Jahresschau in der Rathaus-Galerie einen Querschnitt der Arbeiten seiner Mitglieder

Norderstedt. Renate Fürst gibt Rätsel auf. Ihre Bilder „Versuchte Erklärung“ und „Verlorene Stimmen“ sind sichtbar in vielen Arbeitsschritten entstanden. Sie legte mehrere Farbschichten übereinander, ritzte Chiffren in die Farbe, schrieb Graffiti-Zeichen und Hieroglyphen, archaische Wandkritzeleien, ließ die Farbe übers Sujet rinnen und Fragmente unvollendet stehen. Zudem gab sie ihren Motiven einen Hauch Vanitas wie antike verwitterte Steinplatten. Zu sehen sind die Bilder jetzt in der themenfreien Mitglieder-Ausstellung des Norderstedter Kunstkreises in der Rathaus-Galerie.

Deutlich und sehr plakativ in Form und Farbe gestaltete Horst Martin Czarnecki sein Motiv „Dock 11“, während seine Zeichnungen „Volkertshof“, ein Feriendomizil, durch den lockeren und trotzdem akkuraten Strich einmal mehr den Architekten verrät.

Insgesamt zeigt die Ausstellung einen Querschnitt durch die Arbeiten der Kunstkreis-Mitglieder, wobei einige der arriviertesten Künstler wie Wilhelm Götz-Knothe nicht teilnehmen, während andere Arbeiten eindeutig nicht ausstellungsreif sind.

Zu den Spitzen-Exponaten zählen indes „Erde“ und „Feuer“ von Erika Sieh. Die Norderstedter Künstlerin, die im Januar mit ihrer Tochter Beatrix in der Rathaus-Galerie ausstellt, lässt im Motiv „Feuer“ dunkles Violett aus der Tiefe lodern, das sie in einem dramatischen Farbverlauf bis zur oberen Bildebene immer heller bis zu Weißgelb lodern lässt. Wie immer verfremdet sie ihre Motive von der ursprünglichen Gegenständlichkeit in eine abstrahierende, gleichwohl malerische Anordnung von Formen.

Neben Erika Sieh und Renate Fürst zählen die Exponate von Waltraut Watty zu den Preziosen der Schau. Watty experimentiert gern mit der Technik und zeigt in „Spiegelungen“ experimentellen Tiefdruck mit Collagen in edler Farbgebung und feinem Formenspiel.

Herbert Robra stellt einmal nicht eine Collage seiner Graffiti-Fotos aus aller Welt aus, sondern kombinierte neun Quadrate zu einem Tableau mit graublauen, weißen und sonnengelben Flächen, die durch ihre vielfache Übermalung und Einritzungen spannende Spuren aufweisen. „Ich habe mich richtig reingekniet“, sagte Detlev-Carsten Schmidt zu seinem Motiv „Licht im Dunkeln – Hoffnung“, in dem er einen gleißend weißen Wasserstrahl in die Tiefe rauschen lässt.

Für Komik in der Schau sorgt Herbert Grabler mit seiner Installation „8Zylinder Gummisauger“, in der er acht Klopümpel zu einem Spielzeug mit Kurbel zusammenbaute.

Zu sehen bis Sonntag, 14. September, montags, dienstags, donnerstags und freitags von 12 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 18 Uhr, in der Rathaus-Galerie, Rathausallee 50.