In unsere Serie „Sattelfest“ stellen wir Ihnen heute den Reiterhof Petersen in Henstedt-Ulzburg vor

Wenn sich Hauke Petersen in seinen eleganten grauen Zwirn wirft und mit Beifahrerin Kim Panczocha auf dem Kutschbock Platz nimmt, ist ihm Aufmerksamkeit sicher. Denn sein Gefährt ist nicht einfach ein Fortbewegungsmittel, sondern ein weißer Glas-Landauer und gleichzeitig eine der schönsten Hochzeitskutschen Norddeutschlands.

„Wir sind zehn- bis 15-mal pro Jahr im Einsatz und fahren von April bis September, je nach Wetterlage“, sagt Hauke Petersen. Das wunderschöne Bild des – je nach Wunsch – offenen oder geschlossenen Wagens wird durch die beiden Schimmel Silberpfeil und Vodka komplettiert. Die mit 18 und 20 Jahre alten Vierbeiner bringen die frisch Vermählten routiniert und gelassen durch den Ort oder die Stadt, in der die Trauung stattgefunden hat.

Und das nicht nur in Henstedt-Ulzburg, wo der Tross zu Hause ist. „Wir sind in ganz Schleswig-Holstein und sogar in Hamburg unterwegs“, so Hauke Petersen, der kürzlich St. Paulis Fußballer Fin Bartels und dessen Angetraute am Lübecker Ostseestrand herumkutschierte. Wer mag, kann übrigens auch im Vierspänner fahren, je nach gewünschter PS-Zahl. Und eine Doppelhochzeit ist auch möglich, denn in der Kutsche haben vier Personen Platz.

Auch NDR-Talkmasterin Ina Müller nahm schon Hauke Petersens Dienste in Anspruch. Für die Silvesterausgabe ihrer Late-Night-Show buchte sie 2012 den Glas-Landauer und ließ sich und ihre Gäste Thomas Hermanns, Mary Roos und Gunter Gabriel zum Schellfischposten fahren. „Das war gar nicht so einfach. Es war Winter und eiskalt, die Pferde mussten Stollen an den Hufeisen tragen, damit sie nicht rutschen. Um 16 Uhr kamen wir in Hamburg an, um 20 Uhr war der Auftritt, wir mussten die Pferde so lange warmhalten.“

Dieses und viele weitere schöne Erlebnisse verbindet Hauke Petersen mit der Hochzeitskutsche. „Wir möchten den Menschen eine Freude bereiten“, lautet seine Intention. Schon sein Vater Gerhard, der die Kutsche 1987 kaufte, beglückte damit viele Brautpaare.

Der Senior auf Hof Petersen ist mittlerweile 80 Jahre alt. 2002 überschrieb er den Besitz an der Buschkoppel an seinen heute 45 Jahre alten Sohn Hauke. „Bis zum Jahr 2000 war ich bei meinem Vater angestellt. Danach habe ich den Reitstall zwei Jahre lang gepachtet.“

Das Fahren mit der Hochzeitskutsche ist für Hauke Petersen eine willkommene Abwechslung zum Hofalltag. Dazu gehört auch die Landwirtschaft. Familie Petersen stellt das Futter für die Pensionspferde und die eigenen Tiere selber her. Angebaut werden Hafer und Gerste. Was zusätzlich benötigt wird, wird bei Landwirten aus der Umgebung gekauft und weiterverarbeitet. Der Bedarf ist groß: Auf dem Reitstall Petersen befinden sich 95 Außen-, Paddock- und Innenboxen. Alle sind besetzt, täglich warten viele hungrige Pferde und Ponys auf ihre Mahlzeiten.

Wer sich auf dem Hofgelände, wo mit Hauke Petersen, seiner Ehefrau Stefanie, Sohn Hannes sowie den Eltern Gerhard und Elfriede drei Generationen miteinander leben, aufhält, wird meistens jemanden treffen. Hier herrscht ein buntes Treiben, egal ob vor- oder nachmittags. Freizeitreiterin Andrea Fanti hat sich mit ihrem Pferde Amke einquartiert, weil sie hier viel Platz für sich und ihre Stute hat. Die Krankenschwester arbeitet im Schichtdienst und genießt die freie Zeit auf dem Rücken ihrer 14-jährigen Friesin. „Hier sind viele Möglichkeiten zum Ausreiten, denn der Stall liegt sehr schön im Grünen. Im Reitstall Petersen gefällt mir die tolle Gemeinschaft“, sagt die Hamburgerin, die fast täglich in Henstedt-Ulzburg vorbeischaut.

Das hört Hauke Petersen gerne. „Ich versuche immer, die Verbindung zwischen Natur, Pferd und Mensch herzustellen. Unsere Devise lautet: „Hier sind Pferde in guten Händen.“

Wer kein eigenes Tier auf der Anlage an der Buschkoppel stehen hat, kennt den Reitstall Petersen oft durch die Turniere, die dort regelmäßig ausgerichtet werden. Das Größte ist das alljährliche Pfingstturnier, wo sich rund 500 Reiterinnen und Reiter aus der Region mit ihren Pferden tummeln.

Seit mehr als 30 Jahren findet der sportliche Wettstreit an der Buschkoppel statt. Stets endet das dreitägige Spektakel mit dem beliebten Rolandreiten. Nur noch wenige Ställe sind im Besitz der beweglichen Holzfigur, die vom Reiter mit einer Lanze im Galopp getroffen werden muss und sich dann um die eigene Achse dreht. Wer nach mehreren Durchgängen die meisten Umdrehungen schafft, ist der Sieger. Dass das Rolandreiten sowohl für Teilnehmer als auch Zuschauer, die jede Umdrehung lautstark mitzählen, ein gleichermaßen amüsantes Schauspiel ist, versteht sich von selbst. Dafür steigt dann auch Hauke Petersen noch einmal in den Sattel und reitet mit Silberpfeil in Richtung Roland. Den Sieg überlässt der Chef dann meistens – mehr oder weniger freiwillig natürlich – den anderen Startern.

Am kommenden Montag stellen wir Ihnen in der Serie „Sattelfest“ den Aktivstall Horns in der Gemeinde Bimöhlen vor.