Der Geiger Daniel Hope und die NDR Radiophilharmonie machten das letzte SHMF-Konzert in Norderstedt zu einem Triumph

Norderstedt. Sie kannten sich, die Musiker der Filmfabrik Hollywood. Und sie rückten zusammen, weil sie ihre Heimat verloren hatten, weil sie in NS-Deutschland verfolgt wurden wegen ihrer Religion, politischen Einstellung, ihrer Musik. Erich Wolfgang Korngold beispielsweise. Der 1897 in Österreich geborene Korngold galt als Wunderkind. 1934 folgte er einer Einladung Max Reinhardts nach Hollywood und blieb.

So ganz glücklich war Korngold aber nicht in der Glamourwelt, denn er sah in der Filmmusik zwar ein Mittel zum Geldverdienen, aber keine ernsthafte Musik. Doch solange die Nazis ihr Unwesen treiben, solange wollte er kein seriöses Stück schreiben. Sein Konzert für Violine und Orchester in D-Dur, Opus 35, entstand erst 1947. Jetzt spielte es der Geiger Daniel Hope mit der NDR Radiophilharmonie Hannover beim letzten von drei Konzerten des Schleswig-Holstein Musik Festivals in Norderstedt, in der „TriBühne“, und das Publikum war hellauf begeistert.

Daniel Hope, mit vielen Preisen ausgezeichnet, erwies sich einmal mehr als Hexenmeister auf der Violine, einer Guarneri del Gesú Ex-Lipinski von 1742. Mit hoher Intensität arbeitete der britische Geiger im ersten Satz die Kanten in Korngolds Konzert scharf aus, um sogleich in der Romanze die Idylle zu betonen, bevor das Orchester den vollen Sound über alle Pulte fließen ließ. Schwebend verklang das Andante, doch nur für Sekunden, denn das Finale folgte mit hohen Tempi, und Hope entfachte gnadenlose Klangkaskaden.

Eröffnet wurde das SHMF-Konzert mit einigen Sätzen aus Ernst von Dohnányis vierstündigen Symphonischen Minuten, Opus 36, von der Radiophilharmonie souverän, aber auch sehr glatt gespielt.

Einer, der sich in Hollywoods Filmwelt rundum wohl fühlte, war Miklós Rósza, Komponist der Musik für „Ben Hur“, „Frau ohne Gewissen“ und 70 weiteren Filmen. Für „Spellbound“ von Alfred Hitchcock erhielt der ungarische Komponist einen Oscar. Das Orchester zelebrierte mit Prélude und Love Theme aus „Spellbound“ den ganz großen Klang, doch meistens konnte sich Hope mit festem Bogenstrich und Leidenschaft gegen die 85 Kollegen durchsetzen. Die hätte Dirigent Andrew Manze gern an einigen Stellen, auch in der Kurt-Weill-Suite, zügeln können.

Trotzdem gelang die Suite zum Höhepunkt, auch weil Arrangeur Paul Bateman die Musiken aus Weills Opern miteinander verwoben hat. Daniel Hope brachte die weite wunderbare Welt der Weill-Werke zum Singen. Er entfaltete ein derart dramatisches Spiel, dass Seeräuber-Jenny, Mackie Messer und Konsorten leibhaftig wurden.

Lautmalerisch ging das Orchester die Feuervogel-Suite von Igor Strawinsky an. Opulenz folgte Idylle, Romantik der Triumph – wie im ganzen Konzert.