Eine Glosse von Rainer Burmeister

Manche Packungsbeilagen von Medikamenten lesen sich wie Drehbücher für Horrorfilme oder Giftmord- Krimis: Auf den eng bedruckten Faltzetteln wird unter Nebenwirkungen kaum ein Schreckensszenario ausgelassen. Die Auswahl reicht von Übelkeit und Bauchkrämpfen über Herzjagen und Kreislaufschock bis hin zur Bewusstlosigkeit. Grusel-Altmeister Hitchcock hätte seine helle Freude gehabt und breit gegrinst. Ein weiteres Angebot: Atemlos durch die Nacht! Nicht etwa mit dem Hit von Helene Fischer, sondern wegen schwerer Asthma-Anfälle, die sich im Falle von Überempfindlichkeit gegen die Medizin einstellen können.

Bei einigen „Gebrauchsinformationen“ – so die offizielle Bezeichnung – gibt es dann sogar eine Art Hitparade: Von „sehr häufig“ über „häufig“, „gelegentlich“ bis „sehr selten“ und „nicht bekannt“ reicht die Ranking- Skala. Danke. Auch mir reicht es.

Mit einem leichten Hauch von Kopfschmerz schwinge ich mich aufs Fahrrad und radele einige Kilometer durch Norderstedt. Unterwegs male ich mir aus, welche Risiken und Nebenwirkungen wohl bei der Benutzung meiner Tretmühle eintreten könnten. Die Auswahl reicht von Schock nach Betätigung der Klingel über Gleichgewichtsstörungen bei Geradeausfahrt mit zu wenig Tempo bis hin zu Verkehrsunfällen mit Knochenbrüchen bei Missachtung der Ampeln. Gar nicht zu reden von der Sturzgefahr unter Einfluss von Alkohol.

Während ich noch grüble, weshalb es wohl keine Risikoliste für die Nutzung eines Fahrrads gibt, erreiche ich wieder mein Zuhause. Der frische Fahrtwind hat mir gut getan: Die Kopfschmerzen sind weg. Ganz ohne Medikament und Packungsbeilage.